Es ist der 3. April 2016 in der Wüste. Die Spannung ist spürbar. Gleich gehen die Lichter der Ampel aus und der Große Preis von Bahrain startet. Die Nerven sind zum Bersten gespannt - vor allem auf Startplatz zwölf. Ein 24-Jähriger Belgier sitzt mit klopfendem Herzen im Chrompfeil und starrt gebrannt auf die Ampel. Es wird sein erster Start in der Formel 1. Die große Chance durch Fernando Alonsos Verletzung - vielleicht die einzige Chance. Und Stoffel Vandoorne zahlt alle Vorschusslorbeeren doppelt und dreifach zurück, als er mit Rang zehn in seinem ersten Rennen in der Königsklasse seinen ersten Punkt erzielt - und auch den ersten für McLaren-Honda in der Saison 2016.

Im Januar 2014 stellen sich die Weichen für Vandoornes Zukunft. Als amtierender Vizemeister der Formel Renault 3.5 wird der Belgier zum Ersatzfahrer bei McLaren in die Formel 1 berufen. Über die Saison 2013 hatte er sich ein Titelduell mit Kevin Magnussen geliefert, vier Siege und insgesamt zehn Podien eingefahren. Gegen Magnussen gab es mit 60 Punkten Rückstand aber kein Ankommen - gleiches galt für den Stammplatz bei McLaren, den sich der Däne schnappte.

Während sich Magnussen allerdings im McLaren schwer tut, kämpft Vandoorne an anderer Front: Mit ART Grand Prix in der GP2. Trotz des Sensationssieges gleich in seinem Debüt-Rennen bleibt am Ende der Saison erneut nur der enttäuschende zweite Gesamtrang. Schon scheint sich ein Muster abzuzeichnen, doch Vandoorne gibt nicht auf - und wird belohnt: 2015 schlägt die Stunde des Belgiers. Mit unglaublichen 341,5 Punkten - und damit 160 mehr als sein erster Verfolger - holt er den Titel in der GP2.

Stoffel Vandoorne feierte am 26.03.2016 seinen 24. Geburtstag, Foto: Sutton
Stoffel Vandoorne feierte am 26.03.2016 seinen 24. Geburtstag, Foto: Sutton

Die Karriere-Anfänge von Stoffel Vandoorne

Ein steiniger und hart erkämpfter Weg nach oben in der GP2 - ein Spiegelbild der gesamten Karriere des Stoffel Vandoorne. Er beginnt seine Karriere im Kartsport - auf kuriosen Umwegen. "Meine Familie hat nicht wirklich eine Geschichte im Motorsport, mein Vater ist Architekt - er hat ein Restaurant an einer Kartstrecke entworfen. Daher kannte er den Chef ziemlich gut und er war es, der mich zum ersten Mal in ein Kart gesetzt hat - in ein Mini-Kart natürlich, weil ich damals sehr klein war", berichtet Vandoorne auf der McLaren-Homepage.

Für den damals Sechsjährigen ist es Liebe auf den ersten Blick. Jedes Mal, wenn sein Vater zum Restaurant fährt, kommt der Sohnemann mit, um Kart zu fahren. "Von da an habe ich Fortschritte gemacht, bin einige Rennen gefahren und habe relativ viele von ihnen gewonnen. Ich bin ziemlich spät ins Auto Karting aufgestiegen, da wir zu dieser Zeit nicht viel Geld für den Rennsport hatten, aber wir haben ein paar Sponsoren gefunden. Ich bin dort zwei Jahre lang ernsthaft gefahren, habe die belgische Meisterschaft gewonnen und bin in der Weltmeisterschaft Zweiter geworden", erinnert sich Vandoorne.

2013 wurde Stoffel Vandoorne Vizemeister in der Formel Renault 3.5, Foto: WS by Renault
2013 wurde Stoffel Vandoorne Vizemeister in der Formel Renault 3.5, Foto: WS by Renault

Sponsoren zu finden soll auch in den folgenden Jahren das große Problem werden. Ende 2009 jedoch gewinnt Vandoorne einen Wettbewerb des Royal Automobile Club Belgium und bekommt eine Saison in einer europäischen Serie finanziert. Er geht im F4 Eurocup 1.6 an den Start, den er prompt mit sechs Siegen gewinnt. Zudem lernte er an der Auto Sport Academy, einer französischen Rennschule, die schon Alain Prost besucht hatte.

Der erste große Erfolg: Meister der Formel Renault 2.0

Mit seinem Titelgewinn finanziert Vandoorne 2011 eine Saison in der Formel Renault 2.0 und wird in der nordeuropäischen Meisterschaft Dritter. 2012 der erste große Coup: Mit Josef Kaufmann Racing feiert er in der Formel Renault 2.0 Euro die Meisterschaft - mit vier Siegen und insgesamt elf Podestplätzen. "2012 war ein sehr erfolgreiches Jahr - es hat mir dabei geholfen, den Schritt in die Formel Renault 3.5 zu schaffen."

Diese Erfolge bleiben auch in Woking nicht unbemerkt. Über zahlreiche Verzweigungen kommt es zum Kontakt zwischen Vandoorne und McLaren. Ein Jahr lang wacht das beobachtende Auge aus Woking über dem Belgier, bis schließlich die Entscheidung fällt: Er wird 2013 in das McLaren Young Driver Development Programme aufgenommen ... der erste Schritt zu seinem nun wahrgewordenen Kindheitstraum: Stammpilot bei McLaren-Honda in der Formel 1.