Überraschend erklärte Felipe Massa am Donnerstag im Fahrerlager von Monza seinen Rücktritt aus der Formel 1 zum Saisonende. Heißt: Williams muss sich für 2017 nach einem neuen Fahrer neben Valtteri Bottas umschauen. Es gibt aktuell einige interessante Kandidaten auf dem Fahrermarkt. Motorsport-Magazin.com stellt die potenziellen Massa-Erben vor und bewertet ihre Chancen.

1. - Jenson Button

Wird immer wieder mit Williams in Zusammenhang gebracht. Ist genauso erfahren wie Massa, wäre damit also eine sichere Bank. Aber: Button gehört mit 36 Jahren zu den ältesten Piloten im Feld. Mehr als zwei Jahre wird er kaum noch fahren. Damit wäre er fast eine Übergangslösung für den Rennstall aus Grove, der für seine Konstanz in Sachen Fahrerpaarung bekannt ist. Bottas gehört die Gegenwart und Zukunft - passt Button da ins Bild?

Passen würde es sicherlich, wenn Williams schon jetzt mit Lance Stroll als dem Mann der Zukunft plant. In Monza hatte Button selbst allerdings nichts Neues zu berichten. "Ich kann noch nicht sagen, was ich nächstes Jahr oder in meiner Zukunft mache", so der McLaren-Pilot. An diesem Wochenende wird er sich mit Ron Dennis zusammensetzen und die Zukunft besprechen. Gerüchte, dass Button das Team definitiv verlassen werde, wies Dennis kürzlich zurück.

Williams-Wahrscheinlichkeit: 70 Prozent

Button ist eine Schlüsselfigur auf dem Fahrermarkt, Foto: Sutton
Button ist eine Schlüsselfigur auf dem Fahrermarkt, Foto: Sutton

2. - Lance Stroll

Stroll gehört bereits zum Juniorprogramm von Williams, erlernt gerade die Abläufe an einem Grand-Prix-Wochenende. Nicht weniger interessant als der junge Kanadier selbst, ist seine Familie. Papa Lawrence treibt die Karriere seines Juniors seit Jahren mit Millionengeldern voran. Der Mode-Milliardär hat sich bereits groß bei Prema, Lances´ Team in der Formel 3, eingekauft. Schon länger heißt es, dass Stroll Senior Interesse an der Beteiligung an einem Formel-1-Rennstall hat. Bei Williams wäre ein Einkauf theoretisch möglich.

Sportlich liefert Stroll dieses Jahr ab, fährt in der Formel 3 in Richtung Meisterschaft. Aber: Der 17-Jährige hat noch keinerlei Formel-1-Erfahrung. Deshalb käme ein Debüt als Stammfahrer 2017 vermutlich zu früh. Eine Variante: Stoll fährt 2017 ein Jahr in der GP2 mit Prema sowie F1-Trainings, um weitere Erfahrungen sammeln zu können. In zwei Jahren beerbt er - womöglich Button? - und steigt als kompletterer Fahrer bei Williams ein. Es wäre die konsequente Fortführung des bisherigen Stroll-Weges.

Williams-Wahrscheinlichkeit 2017: 20 Prozent / 2018: viel höher

Plant Williams ab 2017 fest mit Lance Stroll?, Foto: Williams
Plant Williams ab 2017 fest mit Lance Stroll?, Foto: Williams

3. - Sergio Perez

Eines der heißesten Eisen auf dem aktuellen Fahrermarkt. Der Mexikaner scheint einige Optionen zu haben, so hoch wird er im Fahrerlager geschätzt. Force India würde ihn gern halten, Williams oder Renault stehen zur Diskussion. Perez ist jung, erfahren und schnell - er wäre sicherlich ein mindestens gleichwertiger Ersatz für Massa. Einer, mit dem Williams auf eine langfristige Zukunft zusteuern könnte.

In Monza verblüffte Perez ein wenig mit neuen Aussagen zu seiner weiteren Zukunft. Bis zum Singapur Grand Prix Mitte September erhoffte er sich eine Entscheidung. Und dann: "Es sieht danach aus, dass das passiert, was ich immer wollte. Ihr werdet es bald herausfinden." Klingt das nach einem Mann, der gern seinen aktuellen Arbeitsplatz behalten würde? Jedenfalls heizte Perez die Gerüchteküche damit ordentlich an.

Williams-Wahrscheinlichkeit: 60 Prozent

Sergio Perez macht nicht nur auf der Strecke eine gute Figur, Foto: Sutton
Sergio Perez macht nicht nur auf der Strecke eine gute Figur, Foto: Sutton

4. - Felipe Nasr

Williams und die Brasilianer - eine lange und oftmals erfolgreiche Geschichte. Könnte Felipe Nasr der Nächste in der Reihe sein? Williams pflegt traditionell gute Beziehungen nach Südamerika, auch in Sachen Sponsoren. Nasr würde vermutlich einige Gelder aus seiner Heimat mitbringen, vornehmlich mit der Banco do Brasil.

Aber: Reicht seine Qualität aus für den ambitionierten Rennstall aus Grove? Immerhin müsste es Williams wissen. 2014 bestritt er fünf Freitagseinsätze für das Team, bevor er zur Saison 2015 zu Sauber als Stammfahrer wechselte. Die Schweizer erlebten ein ziemlich chaotisches Jahr. Gut möglich, dass Nasr nach einer höheren Aufgabe sucht.

Williams-Wahrscheinlichkeit: 50 Prozent

Kommt nach Felipe Massa der nächste Brasilien-Felipe?, Foto: Sutton
Kommt nach Felipe Massa der nächste Brasilien-Felipe?, Foto: Sutton

5. - Marcus Ericsson

Der zweite Sauber-Kandidat, der nach einem besseren Arbeitsplatz Ausschau halten könnte. Die Schweizer müssen nach der finanziellen Rettung schon ein gutes Konzept vorlegen, um ihre Fahrer zum Bleiben zu bewegen. Das Sauber-Dilemma: Mit Williams und Renault gibt es derzeit attraktive Alternativen. Das wird auch Ericsson wissen, der sich bislang stärker in der Formel 1 präsentiert als man es auf den ersten Blick vermuten würde.

Unheimlich viele Faktoren spielen eine Rolle, wenn ein Fahrer in der Formel 1 von A nach B wechselt - vor allem die finanziellen im verborgenen Hintergrund. Wäre Ericsson für Williams geeigneter als sein Teamkollege Nasr? Zumindest anhand der Historie schlägt das Pendel im direkten Vergleich eher zum Brasilianer aus.

Williams-Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent

Marcus Ericsson könnte eine neue Herausforderung suchen, Foto: Sutton
Marcus Ericsson könnte eine neue Herausforderung suchen, Foto: Sutton

6. - Stoffel Vandoorne

Relativ einfache Rechnung: Verlässt Button McLaren, wird er direkt durch den hoch geschätzten Stoffel Vandoorne ersetzt. Das aktuell in der japanischen Super Formula geparkte Super-Talent konzentriert sich derzeit 100 Prozent auf McLaren, hätte den Job dort nur zu gern. Aber der Belgier ist nun einmal komplett von Ron Dennis´ Launen abhängig und muss sich danach richten, wenn er eine Zukunft in Woking haben möchte.

Bleibt Button tatsächlich noch ein weiteres Jahr bei McLaren, wäre Williams für Vandoorne eine attraktive Alternative. Aber ist das auch andersherum der Fall? Vandoorne für ein Jahr bei Williams parken, um ihn dann in den Chrompfeil zu setzen? Da würde Williams wohl nur bei guten Konditionen mitspielen. Mit Vandoorne sind also einige Kombinationen möglich - sein Weg führt aber nur im unwahrscheinlichen Fall nach Grove.

Williams-Wahrscheinlichkeit: 20 Prozent

Sehen wir hier das McLaren-Duo für 2017?, Foto: Sutton
Sehen wir hier das McLaren-Duo für 2017?, Foto: Sutton