Es wäre der perfekte Zeitpunkt für ein Erfolgserlebnis gewesen: zu einem psychologisch wichtigen Moment im ersten Rennen nach der Sommerpause und nur wenige Tage vor dem wichtigen Heimrennen im königlichen Park zu Monza. Aber Pustekuchen. Ein Podestplatz, ganz zu schweigen von einem Sieg, hätte Ferrari nicht nur viel Druck von den Schultern genommen, sondern die Tifosi vor dem Großen Preis von Italien noch einmal richtig angestachelt.

Doch aus dem erfolgreichen Rückrundenstart wurde lediglich eine minimale Schadensbegrenzung. Schon in der ersten Kurve zersplitterten in Spa die Hoffnungen und Träume der Roten bei der Dreifachkollision zwischen Max Verstappen und den beiden Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. Der Druck vor dem Heimspiel bleibt hoch. Erst vor wenigen Tagen bekräftigte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne: "Wer keine Leistung bringt, kann gehen." Die Tifosi erwarten Ergebnisse. Erst recht beim Heimrennen.

Ferrari mit Schritt nach vorne

Neun Podestplätze verzeichnete die Scuderia bislang in dieser Saison. Den letzten allerdings Anfang Juli in Österreich. In Spa war die Chance dazu vorhanden. Kimi Räikkönen ärgerte sich nach dem Qualifying sogar, weil mit einer besseren Runde möglicherweise die Pole drin gewesen wäre.

Über das Rennergebnis wollte der Finne hingegen nicht spekulieren. "Es ist immer schwer zu sagen, wenn gleich in der ersten Runde so etwas passiert", betonte er. "Aber das Auto hat sich nicht allzu schlecht angefühlt." Die Rennunterbrechung und die Zweikämpfe im Mittelfeld kosteten ihn jedoch wertvolle Zeit. "Trotzdem war das Auto nicht allzu schlecht. Wir hatten ein gutes Auto am Wochenende, aber ich fange jetzt nicht mit Ratespielen an."

Sebastian Vettel gab sich nach dem Rennen offener. Er glaubt, dass er ohne die Startkollision mit Verstappen sehr wohl ganz vorne hätte mitmischen können. "Ein Podium war absolut drin", betont er. "Alles in allem war unser Speed im Rennen sehr gut. Wir hätten direkt hinter den Mercedes einlaufen und locker die Plätze zwei und drei belegen können." Entsprechend glaubt Vettel, dass Ferrari erhobenen Hauptes zum Heimspiel in Monza anreisen kann. "Der Speed ist da, das Auto ist schnell. Ich denke, wir konnten einen Schritt nach vorne machen."

Ferrari: Zuversichtlich für Power-Strecke in Monza

Das Autodromo Nazionale Monza gilt nicht ohne Grund als High-Speed-Mekka der Formel 1. Nirgends sonst spielt die Motorleistung so eine große Rolle wie in Monza. Und das obwohl Monza seit letztem Jahr mit Baku und Mexiko gleich zwei Konkurrenten im Kampf um den höchsten Topspeed bekommen hat.

Vergleiche mit anderen Strecken lassen sich dennoch schwer ziehen. Spa gilt aber mit seinen langen Geraden durchaus als kleiner Indikator für die Monza-Form - dies sollte Ferrari Mut machen. Auch die in diesem Jahr stark verbesserte Power Unit der Scuderia zählt zu den Stärken des Gesamtpakets. Das ist ein weiterer Pluspunkt beim Heimspiel. Gegen die Roten spricht, dass es bis Spa seit Barcelona keine Verbesserungen beim Downforce gegeben hat.

"Was mich ermutigt, ist, dass beide Autos in Spa eine gute Performance gezeigt haben, obwohl sie in der ersten Kurve am Unterboden und anderen Teilen beschädigt wurden", sagt Teamchef Maurizio Arrivabene. "Wir haben unsere Pace verbessert und deshalb blicken wir zuversichtlich nach Monza."

Ein Blick auf das vergangene Jahr offenbart die Plätze zwei und fünf für Vettel und Räikkönen. Allerdings fiel Nico Rosberg drei Runden vor Rennende mit einer defekten Power Unit aus. Der letzte Sieg der Scuderia in Monza datiert aus dem Jahr 2010 - damals noch durch Fernando Alonso. Der Spanier stand bis auf einen Ausfall in seinem letzten Ferrari-Jahr beim Heimrennen im roten Rennanzug auch immer auf dem Podium.

Vettel kennt das unbeschreibliche Gefühl, von einem Meer aus Tifosi auf dem Podium über der Start-/Zielgeraden gefeiert zu werden. Nach seinem ersten GP-Sieg mit Toro Rosso 2008 gewann er 2011 und 2013 noch zwei Mal mit Red Bull in Monza. Kimi Räikkönen hat im königlichen Park hingegen noch nie gewonnen: "Ich würde hier sehr gerne mal gewinnen. Hoffentlich schneiden wir dieses Jahr besser ab."

Statistik: Ferrari beim Italien Grand Prix

Saison VET RAI ALO MAS
2015 P2 P5
2014 P9 DNF
2013 P2 P4
2012 P3 P4
2011 P3 P6
2010 P1 P3

Ferrari-Facts: Monza

  • 18 Siege
  • Erster Sieg 1951: Alberto Ascari
  • Meiste Siege (5): M. Schumacher
  • 19 Pole Positions
  • 19 schnellste Rennrunden
  • 65 Podestplätze
  • 7.263 Führungskilometer
  • 587,5 WM-Punkte