2015 waren Strecken wie Spa-Francorchamps oder Monza absolute Albträume für McLaren Honda. Fernando Alonso und Jenson Button schieden auf beiden Kursen schon im Q1 aus und landeten in den Rennen mit jeweils einer Runde Rückstand weit außerhalb der Punkteränge. Spa 2016 zeigte jedoch ein ganz anderes Bild.

Abgesehen von Alonsos Zuverlässigkeitsproblemen stimmte die Pace des MP4-31 offenbar: Button schaffte es ins Q3 und Alonso legte im Rennen vom letzten Startplatz aus eine Aufholjagd hin, die ihm am Ende den siebten Platz einbrachte. Dabei hielt sich der Spanier über viele Runden beide Williams und sogar Räikkönens Ferrari vom Leib.

Begünstigt wurden diese Resultate jedoch auch von den Problemen der Konkurrenz, wie Hamiltons Strafversetzung oder die Kollision zwischen Verstappen und den beiden Ferraris. Für Monza stellt sich damit die Frage, ob McLarens Spa-Performance auch richtungsweisend für den Highspeed-Kurs schlechthin ist.

Vergangene Saison waren Spa und Monza für McLaren katastrophal, Foto: Sutton
Vergangene Saison waren Spa und Monza für McLaren katastrophal, Foto: Sutton

McLaren 2016: Kein Vergleich zu 2015

In Spa war zu sehen, dass Honda bei den Topspeeds sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen bei der Musik war. Button schaffte es am Samstag mit 336,8 km/h auf Platz 13 und Alonso am Sonntag mit 346,7 km/h im Gesamtvergleich sogar in die Top-10. In der vergangenen Saison landete Alonso im Rennen als schnellster McLaren mit 318,1 km/h gerade einmal auf der 16. Position - und das, obwohl ohne Haas noch zwei Fahrzeuge weniger in der Wertung waren.

Der direkte Vergleich mit dem absoluten Topspeed macht es noch deutlicher: Fehlten Alonso letztes Jahr auf den mit 345 km/h von Daniil Kvyat aufgestellten Bestwert noch satte 26,9 km/h, waren es dieses Jahr nur noch 11,5 km/h auf die Bestmarke von Sergio Perez.

Auch der zeitliche Abstand zur Spitze konnte in Spa-Francorchamps deutlich verringert werden. Buttons Zeit aus der Qualifikation am vergangenen Wochenende war 1,370 Sekunden langsamer als die Pole Position von Rosberg. 2015 fehlten beiden Fahrern alleine auf Hamiltons Bestzeit in Q1 schon über zwei Sekunden und verpassten so den Einzug ins Q2.

McLaren war in Spa deutlich näher an der Spitze, als noch vergangenes Jahr, Foto: Sutton
McLaren war in Spa deutlich näher an der Spitze, als noch vergangenes Jahr, Foto: Sutton

Honda entwickelt unermüdlich

Ein Indiz dafür, dass die Leistung in Spa nicht nur Zufall war, ist Hondas jüngste Weiterentwicklung. Der japanische Hersteller investierte für den Großen Preis von Belgien sieben Token zur Verbesserung von Verbrennungsraum, Turbo und Kompressor der RA616H getauften Power Unit. Laut Button war die dritte Entwicklungsstufe in dieser Saison sofort spürbar. "Wie sich das Auto anfühlt und wie die Power Unit ihre Leistung abgibt, ist definitiv eine Verbesserung", so Button nach dem Qualifying auf der Ardennen-Achterbahn.

Am Sonntag hatte der Brite nach seinem frühen Aus nicht die Möglichkeit, die neue Stärke seiner Antriebseinheit auch im Rennen auszunutzen. Teamkollege Alonso, der bis zum Renntag kaum zum Fahren gekommen war, kam dafür in den Genuss der neusten Entwicklungsstufe. Auch er war nach dem Rennen voll des Lobes: "Für das Ergebnis sind auf jeden Fall die Updates verantwortlich. Letztes Jahr in Spa oder selbst vor ein paar Monaten noch, konnten wir nicht gegen Williams kämpfen."

Williams auf der Strecke zu besiegen, war für McLaren ein großer Erfolg, Foto: Sutton
Williams auf der Strecke zu besiegen, war für McLaren ein großer Erfolg, Foto: Sutton

Honda-Motor: Defekte gehören zum Lernprozess

Die Tatsache, dass bei Alonso die Power Unit in Belgien gleich mehrfach gewechselt werden musste, bringt für die kommenden Rennen auch einen Vorteil mit sich. "Wir haben jetzt wenigstens einige Ersatzteile für den Rest der Saison in der Tasche", so der Spanier.

Alonso zeigte angesichts der Unzulänglichkeiten aber auch Verständnis für Honda: "Am Ende des Tages ist das Teil unseres Lernprozesses." Für den zweifachen Weltmeister ist nur wichtig, dass die Defekte auch der Erfüllung des großen Ziels dienlich sind. "Wir müssen verstehen, was an der Power Unit noch zu anfällig ist und diese Bereiche verstärken, damit wir nächstes Jahr einen Motor haben, mit dem wir um den Titel kämpfen können", so der 36-Jährige.