Das Warten hat ein Ende! Ab Freitag gibt es endlich wieder Formel-1-Action und das auf einer der berühmtesten Strecken der Welt: Spa-Francorchamps. Wer sich auf langsames eingrooven eingestellt hat, muss die Augen nun aber ganz weit aufmachen, denn auf der Ardennen-Achterbahn steppt der Bär. Die Teams und auch Reifenhersteller Pirelli gehen mit ordentlich Programm in die Freien Trainings. Motorsport-Magazin.com liefert euch einen Überblick, wo ihr genau hinsehen solltet.

Halo an Bord

Ende Juli hatte die Strategy Group dem 'Heiligenschein' auf den Cockpits noch eine Abfuhr für 2017 erteilt, dennoch kommt das Sicherheits-Tool in Spa zum Einsatz. Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Carlos Sainz und Daniel Ricciardo werden sich einen Eindruck verschaffen. "Ich bin sehr, sehr happy, es morgen ausprobieren zu können. Mal sehen, wie es läuft. Wird sicher cool", zeigte sich Rosberg erfreut. "Ich fahre einen Run - also ein paar Runden -, aber das ist auch genug, um zu verstehen, ob es gut ist oder nicht."

Hülkenberg wartet ebenfalls schon auf den Einsatz des Kopfschutzes an seinem Force India, den sein Team geplant hat. "Ich bin offen, das zu testen und sogar gespannt darauf, zu sehen, wie es ist, was man sehen kann, was man nicht sehen kann. Das wird interessant sein", erklärte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Wie sehr die vier Fahrer ans Limit gehen, wird erst der Freitag zeigen. Kaum eine andere Strecke eignet sich besser, um das Sichtfeld des Halo-Systems auf Herz und Nieren zu prüfen. Für Rosberg ein Schritt in die richtige Richtung. "Ich habe da nichts Spezielles im Hinterkopf, sondern sehe es einfach als großartig an, dass wir die Sicherheit erhöhen. Wenn wir dann eine Vorrichtung haben, die das wirklich tut, soll sie so schnell wie möglich ans Auto. Das unterstütze ich. Deshalb teste ich das Halo morgen, um einen eigenen Eindruck zu erhalten. Und wenn es gut ist, soll es so schnell wie möglich ans Auto."

Unmarkierte Reifen

Ist der erste Eindruck von Halo erst einmal eingeholt, geht es sofort mit neuen Reifen weiter. Während der ersten beiden Trainings-Sessions in Spa liefert Pirelli unmarkierte Prototypen-Reifen. Sie sollen einen noch besseren Schutz durch äußere Einflüsse wie das zu harte Überfahren von Kerbs oder andere Fremdkörper bieten. Während der 180 Trainingsminuten stehen jedem der elf Teams zwei Sätze der Protoypen-Reifen pro Fahrer zur Verfügung. Die Daten werden von Pirelli überwacht und gesammelt.

Sebastian Vettel nach seinem Reifenplatzer beim Belgien GP 2015, Foto: Sutton
Sebastian Vettel nach seinem Reifenplatzer beim Belgien GP 2015, Foto: Sutton

2015 war Pirelli beim Großen Preis von Belgien in die Schusslinie geraten. Nach dem Rennen wurden in den Reifen 63 Cuts entdeckt - und damit deutlich mehr Beschädigungen als in sämtlichen Rennen zuvor. Rosberg war im Freien Training spektakulär abgeflogen und nur zwei Runden vor Rennende war es Sebastian Vettel, dessen Rennen mit einem Knall endete. Der Ferrari-Pilot hatte die Qualität der Reifen in seiner ersten Wut damals als miserabel bezeichnet. Mittlerweile klingen die Aussagen des Deutschen wieder deutlich entspannter. "Letztes Jahr ist etwas schiefgegangen. Ich denke, wir haben jetzt einen Reifen-Prototypen zu testen, der solchen Problemen in der Zukunft vorbeugen kann", so Vettel.

Aufschwung bei Sauber und McLaren?

Der Heiligenschein bleibt beim Schweizer Team in Spa in der Schublade, denn die Mannschaft um Marcus Ericsson und Felipe Nasr hat ein großes Update-Paket an Bord. Bereits in Ungarn kam ein neuer Heckflügel zum Einsatz, in Spa folgt nun auch noch ein neuer Frontflügel. Auch ein neuer Unterboden soll getestet werden. Ziel sind mehr Downforce bei gleichzeitig geringerem Luftwiderstand. Die Teile müssen laut Teamchefin Monisha Kaltenborn als Einheit verstanden werden und bringen nur gemeinsam den erhofften Erfolg.

Was geht für McLaren in Spa?, Foto: Sutton
Was geht für McLaren in Spa?, Foto: Sutton

Bei McLaren heißt es in Spa Motorenpower auf dem Prüfstand. Über die Sommerpause setzte das Team aus Woking sieben Token ein, um die Honda-Powerunit weiterzuentwickeln. Der Verbrennungsraum, der Turbo und der Kompressor sollen nach dem Upgrade effizienter arbeiten. Und wo schlägt die Stunde der Wahrheit? Im Freien Training! Jenson Button und Fernando Alonso testen in den 180 Minuten des Freitags die neuen Komponenten und dann wird entschieden, ob sie auch für den Rest des Wochenendes am Auto bleiben.

Die Formel-1-Action kehrt also geballt aus der Sommerpause zurück. Die Teams warten gespannt auf die Neuerungen und Heiligenschein-Fahrten - und die Fans warten gespannt mit.