Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um eine Bilanz zur bisherigen Saison zu ziehen. Nach 12 von 21 Rennen schauen wir, wie sich die Teams geschlagen haben. Renault kehrte 2016 in die Formel 1 zurück, die Erfolge blieben aber sehr überschaubar.

  • Renault durch Lotus-Übernahme wieder mit eigenem Team in der F1
  • Magnussens 7. Platz in Russland bislang einziges Punkteresultat
  • Rookie Palmer noch ohne Punkte, dafür mit vier Ausfällen
  • Das Auto erwies sich bislang als nicht konkurrenzfähig
  • Die Renault-Führungsebene plant Erfolge erst langfristig
  • Die Motor-Entwicklung für 2016 wurde bereits eingestellt

Das Auto:

Eine Serie von mehreren Unfällen der Renault-Piloten sorgte in Monaco und Kanada für Unruhe im Team. Palmer erwischte es im Fürstentum gleich mehrfach - inklusive Ausfall im Rennen. Doch der Brite verteidigte Magnussen und sich gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Wenn der Renault schwer zu fahren ist, dann ist auch das Risiko für einen Unfall höher." Damit sprach er vermutlich den Kern des Problems an: Der R.S.16 war nicht konkurrenzfähig.

Nach dem Spanien GP brachte Renault ein großes Update-Paket mit neuer Radaufhängung, neuen Aero-Teilen und einem neuen Motor. Dennoch wurden die Ergebnisse nicht besser, während das Kundenteam Red Bull mit der gleichen Antriebseinheit die Scuderia Ferrari als zweite Kraft der Formel 1 ablöste. Die Performance bei Renault reichte dagegen schlicht und einfach nicht. Das Chassis machte Probleme. "Wir wissen, dass die neue Power Unit aktuell eines der stärksten Teile unseres Autos ist", gestand Geschäftsführer Cyril Abiteboul in Baku. Kurz vor der Sommerpause gab es allerdings noch einmal neue Teile, mit denen Renault wohl zumindest Manor und Sauber auf den meisten Strecken hinter sich lassen kann.

Die Fahrer:

Kevin Magnussen kehrte nach einem Jahr Abstinenz wieder in die Königsklasse zurück. Beim Russland GP 2016 belegte der Däne mit etwas Glück Platz sieben. Die daraus resultierenden sechs Punkte sind die bislang einzigen für Renault in der Comeback-Saison des Rennstalls. Bei den acht Rennen seitdem kam der 23-Jährige nicht mehr über Platz 14 hinaus.

Für Rookie Jolyon Palmer lief es bislang eher noch schlechter. Mehrmals schrammte der Brite knapp an seiner ersten Punkteplatzierung in der Formel 1 vorbei. Beim Debüt in Australien wurde er Elfter, in Ungarn lag er kurzzeitig auf Rang zehn, leistete sich dann jedoch einen ärgerlichen Dreher. Hinzu kamen seine Crashs in Monaco. Bei insgesamt vier Rennen kam er nicht ins Ziel - Negativ-Wert der Saison unter allen Piloten. Genau wie im Fall Magnussen dürften Palmers Chancen eher gering sein, auch 2017 für Renault in der Königsklasse zu starten.

Kevin Magnussen Jolyon Palmer
Punkte 6 -
WM-Position 16 20
Quali-Duell 9 3
Durchschnittliche Startposition 17,58 (o. Strafen)
17,75 (m. Strafen)
17,83 (o. Strafen)
17,41 (m. Strafen)

Das Team:

Nach der Übernahme des finanziell angeschlagenen Lotus-Teams durch Renault wurden die bisherigen Fahrer Pastor Maldonado und Romain Grosjean nicht weiterbeschäftigt. Der Franzose ging zu Haas, im Falle des Venezolaners zahlte der persönliche Sponsor nicht mehr die gewünschten Summen. Auch die Führungsebene des Rennstalls wurde natürlich von Renault neu bestimmt. Cyril Abiteboul erhielt den Posten des Geschäftsführers, Frederic Vasseur den des Teamchefs.

Bei den Zielen gibt man sich nach wie vor ambitioniert. "Nächstes Jahr peilen wir die Top-5 bei den Herstellern an. Im Jahr darauf wollen wir regelmäßig um Podestplätze kämpfen. 2020 wollen wir mit der besten Power Unit und dem besten Chassis um die Meisterschaft kämpfen", sagte Renault Sport Racing-Präsident Jerome Stoll vor gut einem Monat. Er bekräftigte damit, was der Konzern schon zu Jahresbeginn hatte durchblicken lassen: Mit starken Ergebnissen in dieser Saison wurde nicht gerechnet. Kurz darauf teilte Technikchef Remi Taffin dann mit, dass es 2016 am Motor keine größeren Weiterentwicklungen mehr geben wird.

Ausblick 2. Hälfte:

Renault sieht in dieser Saison keine großen Perspektiven mehr. Der Stopp bei der Motorentwicklung macht dies deutlich. 2016 war ohnehin als Übergangsjahr geplant. Allerdings könnten die vor der Sommerpause noch montierten neuen Teile dafür sorgen, dass der Rennstall zumindest Platz neun in der Konstrukteurswertung - vor Manor und Sauber - deutlicher absichert. Insofern ist ein zarter Aufschwung im Herbst möglich.

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Meinungen zur ersten Renault-Hälfte

Motorsport-Magazin.com meint:
Auch wenn Renault betont, langfristig zu denken: Ein bisschen mehr hätte man sich vom Formel-1-Rückkehrer nach der Übernahme von Lotus schon erwartet. Zu den Problemen mit dem Auto kamen eher unterdurchschnittliche Fahrerleistungen hinzu. Dadurch verpasste Renault die Chance, sich zu holen, was mitunter realistisch gewesen wäre: Weitere Punkte-Platzierungen.

Im Herbst wird es wohl ähnlich weiterlaufen. Die Entwicklung des Motors ist weitgehend gestoppt, die Stagnation somit eingeplant. Jetzt geht es darum, Manor und Sauber in der Teamwertung auf Distanz zu halten. Selbst wenn das gelingt, wird es für Magnussen und Palmer schwer, sich für 2017 in den Renault-Cockpits zu halten oder sich anderen Rennställen der Formel 1 zu empfehlen.