1. S wie Startaufstellung

Nico Rosberg sicherte sich in Hockenheim zum fünften Mal in dieser Saison und zum 27. Mal in seiner Karriere die Pole Position. Dabei hatte er in Q3 mit elektronischen Problemen zu kämpfen und nur einen Run zur Verfügung. Im Gegensatz zu Teamkollege Lewis Hamilton, der sich verbremste, hielt er sich jedoch schadlos. Hamilton feiert in Hockenheim dennoch ein Jubiläum, denn er startet zum 50. Mal mit dem Silberpfeil aus der ersten Startreihe.

Ein weiteres Jubiläum begeht Daniel Ricciardo, der sein 100. Formel-1-Rennen von Startposition drei vor Teamkollege Max Verstappen aufnimmt. Red Bull hat zum dritten Mal in Folge die zweite Startreihe gebucht. Sebastian Vettel startet hinter Ferrari-Kollege Kimi Räikkönen nur von Rang sechs. "Da war ein bisschen der Wurm drin", sagte Vettel. "Ich hatte am Ende auch nicht das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre."

Startplatz sieben hatte sich Nico Hülkenberg herausgefahren. Er wurde jedoch um eine Position nach hinten versetzt, da sein Team ihm Reifen montiert hatte, die nach dem dritten Freien Training zurückgegeben werden sollten. Der Nutznießer heißt Valtteri Bottas. Sergio Perez und Felipe Massa komplettieren die Top-10 in der Startaufstellung. Zurückversetzt wurden auch Carlos Sainz Junior und Romain Grosjean: Ersterer um drei Positionen, weil er Massa im Qualifying behinderte, Letzterer um fünf Positionen wegen eines Getriebewechsels.

2. S wie Start

Massa hat keine guten Erinnerungen an seinen letzten Start in Hockenheim, Foto: Sutton
Massa hat keine guten Erinnerungen an seinen letzten Start in Hockenheim, Foto: Sutton

Volles Risiko beim Start ist in Deutschland weniger das Motto als noch in Ungarn, denn während des Rennens bieten sich in Hockenheim mehr Überholmöglichkeiten als auf dem Hungaroring. Die Ferrari-Piloten hoffen dennoch, mit einem guten Start das enttäuschende Qualifying wettzumachen. Dabei hat Vettel allerdings keine guten Karten, denn er startet von der schmutzigen Seite. Pierre Gasly kam beim GP2-Rennen jedenfalls schlecht weg und verlor mehrere Positionen.

Massa dürfte seinen letzten Start in Hockenheim noch in unliebsamer Erinnerung haben. In Kurve eins wurde er damals von Kevin Magnussen seitlich getroffen und überschlug sich anschließend.

Streckendaten
Länge: 4,574 Kilometer
Runden: 67
GP-Distanz: 306,458 Kilometer
Rundenrekord: 1:13.780 (RAI, 2003)
Kurven: 17
Weg bis Kurve 1: 260 Meter
Länge Boxengasse: 300 Meter
Zeit in Box bei 80 km/h: 22 Sekunden

3. S wie Strategie

Pirelli rechnet mit Zwei- und Drei-Stopp-Strategien, wobei Letztere laut ihren Berechnungen schneller sein sollen. Dabei sind drei Stints auf superweichen Reifen und einer auf weichen Reifen zu absolvieren. Der superweiche Reifen sollte nach Ansicht von Pirelli nicht mehr als 22 Runden genutzt werden, der weiche hat nach 29 Runden das Ende seiner Lebenszeit erreicht.

Die zweitschnellste Strategie wären zwei Stints auf den superweichen und ein Stint auf den weichen Reifen, wobei die Teams die ersten beiden Stints so lange wie möglich gestalten müssten. Eine Variante davon wäre, den letzten Stint auf dem weichen Reifen auszudehnen, damit die Taktik aufgeht. Die laut Pirelli langsamste Strategie sieht nur einen Stint auf den superweichen und zwei auf den weichen Pneus vor. Im Training am Freitag waren die superweichen Reifen etwa 1,5 Sekunden schneller als die weichen, im Qualifying war es zumindest eine Sekunde.

4. S wie Streckenbegrenzung

Am Samstagmorgen gab Renndirektor Charlie Whiting eine Mitteilung an die Teams heraus, in der er die Streckenbegrenzung in Kurve 1 klarstellt. Dort wird die äußere Kante des Kerbs, also die, die am weitesten von der Strecke entfernt ist, die legal nutzbare Streckenfläche markieren. Alles was darüber hinausgeht, egal mit welchem Teil des Autos der Fahrer diesen Punkt überquert, wird untersucht. Eine Strafe wird es aber nur geben, wenn derjenige sich einen Vorteil verschafft hat.

"Wenn man in Kurve 1 drüberfährt, ist man sowieso geliefert und muss vom Gas", schilderte Hülkenberg. "Es zieht dich raus und die Runde ist im Eimer. Daher war das kein großes Thema." Allerdings kann der Force-India-Pilot nicht verstehen, warum in Ungarn die weiße Linie die Grenze war, diese in Hockenheim jedoch überquert werden darf. "Ich hätte mir gewünscht, dass die weiße Linie generell für jede Strecke gilt und es null Toleranz gibt", sagte er."

Pascal Wehrlein ist mit der Lösung der Rennleitung hingegen zufrieden und hofft, dass das Thema nicht bei jedem Rennen aufkommen wird. "Letztendlich kannst du ohnehin nicht mehr als einen halben Meter über die weiße Linie hinausfahren, da der Kerb sehr hoch ist und das Auto stark aufsetzt. Ich denke, es ist ein kleiner Vorteil, die Strecke zu verlassen, aber sobald du etwas zu weit gehst, ist es ein großer Nachteil", argumentierte er.

5. S wie Sprecherlaubnis

Vor dem Deutschland Grand Prix wurde das Funkverbot überraschend gekippt. Fahrer und Kommandostand dürfen nun wieder frei miteinander kommunizieren. Die einzige Schweigezeit sind die Einführungsrunde und der Start. Hamilton und Rosberg sind allerdings der Ansicht, dass sich nicht viel ändern wird, da sie ohnehin nur wenige Informationen aufs Ohr haben wollen. Hilfen bei der Behebung von Problemen, etwa mit der Power Unit, nehmen sie jedoch gerne an.

"Es macht Sinn, weil die dummen Strafen im Rennen verschwinden werden", begrüßte Vettel die Entscheidung mit klaren Worten. "Es ist viel besser für die Stewards, weil man nicht jeden einzelnen Funkspruch verfolgen muss. Es waren korrekte Strafen, wenn man sich die Regeln ansieht, aber dumme, wenn man sich ansieht, was bei Jenson im letzten Rennen los war. Die Änderung macht es besser."

6. S wie Sonntagswetter

Das Comeback der Formel 1 in Hockenheim soll bei 24 Grad und bedecktem Himmel über die Bühne gehen. Soweit so gut. Doch für die Zeit von 9 bis 13 Uhr gibt es eine Wettervorwarnung: Schwere Gewitter drohen. Die Teams werden also das Regenradar fest im Blick halten und zusätzlich gen Himmel blicken.

7. S wie Sieger

Die Favoritenrolle beim Deutschland GP 2016 steht ganz klar Nico Rosberg zu. Der Mercedes-Pilot gewann bereits beim letzten Rennen auf dem Hockenheimring 2014 von der Pole Position und sicherte sich auch in diesem Jahr den Startplatz an der Sonne. Zwar ist sein Teamkollege Lewis Hamilton momentan in einer bestechenden Form, doch das Heimrennen gibt Rosberg den nötigen Schub, den er für das Rennen braucht.

Rosberg gewann den letzten Deutschland GP, Foto: Sutton
Rosberg gewann den letzten Deutschland GP, Foto: Sutton

Vor einem teaminternen Unfall wie in Spanien hat dabei das Mercedes-Team keine Angst. "Hier gibt es sicherlich mehr Überholmöglichkeiten als im letzten Rennen", sagte Lewis Hamilton. Dennoch würde der Brite am liebsten direkt kurz nach dem Start an seinem Teamkollegen vorbei, denn der Start ist weiterhin die beste Möglichkeit. Was die Angst vor dem Unfall angeht, bleibt auch Teamchef Toto Wolff gelassen: "Silverstone war problemlos, Ungarn war problemlos. Ich denke, die Nachricht ist angekommen."

Nach dem Abständen in der Qualifikation und den Longruns am Freitag zu urteilen ist Red Bull im Rennen die größere Gefahr, denn Max Verstappen und Daniel Ricciardo haben zum einen die besseren Startposition und hatten zum Anderen die bessere Pace bei den Rennsimulationen. Ferrari ist allerdings nicht zu unterschätzen und im Falle eines Regenschauers, sind soweiso alle Prognosen hinfällig.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Land Grand Prix:

Chris Lugert: Heimsieg für Nico Rosberg! Der Mercedes-Pilot legt einen besseren Start hin als noch vor einer Woche und verteidigt die Führung. Lewis Hamilton startet zwar von der schmutzigen Seite, doch er bleibt Zweiter. Mercedes fährt das Rennen kontrolliert im Halbgas nach Hause, die Konkurrenz hat keine Chance. Ebenso deutlich distanziert Red Bull Ferrari im Kampf um den letzten Podestplatz. Daniel Ricciardo holt sich Rang drei.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Ricciardo

Matthias Schwerdtfeger: Die Top-3 im Qualifying sind auch jene im Ziel. Nico Rosberg macht die (ohnehin immer noch spannende) WM noch spannender, geht mit einem Sieg in die Sommerpause und holt sich die Führung in der Fahrerwertung zurück.

Matthias' Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Ricciardo

Manuel Schulz: Der Start wird für Nico Rosberg optimal verlaufen. Lewis Hamilton kommt nicht gut weg und gerät zwischen die beiden Red Bull, was zu einem enormen Zeitverlust für alle drei führt. Dabei beschädigt er sich noch den Frontflügel, sodass er einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen muss. Davon profitiert im Rennen Sebastian Vettel der sich die letzten drei Runden noch gegen den Briten verteidigen kann und den deutschen Doppelsieg perfekt macht.

Manuels Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Vettel 3. Hamilton

Annika Kläsener: Nach zwei Mal Strategie-Pech in dieser Saison ist das Glück in Hockenheim auf Daniel Ricciardos Seite. Bei einer von vorhergegangenen Gewittern noch feuchten Strecke trifft Red Bull die cleversten Entscheidungen und macht so die Patzer von Monaco und Spanien gut. Lewis Hamilton kommt als Zweiter vor Kimi Räikkönen ins Ziel, der ein hartes, aber faires Duell mit Max Verstappen für sich entscheidet. Nico Rosberg muss sich derweil von Lena trösten lassen.

Annikas Top-3-Tipp: 1. Ricciardo 2. Hamilton 3. Räikkönen