Die Mercedes-Piloten sind die haushohen Favoriten auf den Sieg beim Großen Preis von Deutschland. Diese Nachricht mag nicht überraschend klingen, sei der Vollständigkeit halber an dieser Stelle aber trotzdem erwähnt. Geschieht nichts Unvorhergesehenes, werden sich die Silberpfeile den Sieg in Hockenheim nicht nehmen lassen, denn sowohl mit leeren als auch vollen Tanks waren sie am Freitag wie üblich eine Klasse besser als die Konkurrenz.

Ferrari und Vettel müssen sich noch steigern, Foto: Sutton
Ferrari und Vettel müssen sich noch steigern, Foto: Sutton

Das Kräfteverhältnis dahinter stellte sich in den Trainingssitzungen hingegen deutlich spannender da. Während Ferrari über eine Runde die bessere Pace hatte - Sebastian Vettel belegte im zweiten Training den dritten Rang -, war Red Bull in der Rennsimulation überzeugender und lag vor der Scuderia, die noch immer dem ersten Saisonsieg hinterherjagt.

Vettel: Ferrari ist zu langsam

Während Kimi Räikkönen sowohl die weiche als auch die superweiche Reifenmischung im Zuge der Longruns fuhr, konzentrierte sich Vettel voll und ganz auf die Soft-Mischung. "Auf dem Longrun war ich auf dem härteren Reifen doch ein Stück langsamer", fiel das Fazit des Heppenheimers aus, der mit vollen Tanks recht deutlich hinter den Mercedes- und Red-Bull-Piloten klassiert war, wie aus dem Diagramm gut ersichtlich hervorgeht.

Ähnlich stellte sich der Sachverhalt auf der Supersoft-Mischung dar, Räikkönen vermochte mit der Konkurrenz nicht mitzuhalten und manifestierte Ferraris Status als dritte Kraft im Renntrimm. "Am Freitag ist es immer schwierig zu sagen, wo man steht, aber die Session lief nicht so schlecht", übte sich der Finne dennoch in Zweckoptimismus.

Zuversicht bei Red Bull

Echte Zuversicht herrschte indessen im Lager von Red Bull vor. "Über eine Runde wird es ziemlich eng werden. Seb hat heute den Kampf zwischen Ferrari und Red Bull gewonnen, aber ich denke, wir können noch ein bisschen mehr herausholen", meinte Daniel Ricciardo hinsichtlich der am Samstag bevorstehenden Zeitenjagd im Qualifying.

Besonders angetan war der Australier von seiner Pace mit vollen Tanks. "Der Stint am Nachmittag sah richtig gut aus. Wenn wir das am Sonntag wiederholen können, sollten wir eine gute Chance haben." Dem stimmte sein junger Teamkollege Max Verstappen zu. "Ich denke, die Longruns waren heute sehr positiv."

Zwei oder drei Stopps

Wie schon in Ungarn hat Pirelli die Medium-, Soft- und Supersoft-Reifen an die Strecke gebracht, wobei die Medium-Mischung am Freitag überhaupt nicht zur Anwendung kam und außer Force India alle Teams nur einen Satz für das Wochenende orderten. Am Vormittag stellte Pirelli einen Zeitunterschied von 1,2 Sekunden zwischen Soft und Supersoft fest, am Nachmittag war es eine Spur mehr.

Wie schon vor zwei Wochen auf dem Hungaroring rechnet der italienische Hersteller mit zwei Stopps im Rennen, allerdings seien auch drei möglich, um besonders viel Zeit auf den schnelleren Supersofts zu verbringen. Während beim Supersoft etwas mehr als ein Zehntel Verschleiß pro Runde festgestellt wurde, lag der Abbau bei den Soft-Pneus eine Spur darunter. Die entscheidende Frage für die Strategen ist somit, wann der sogenannte Crossover-Punkt erreicht wird.