Warum ist der Sieg für Mercedes und Hamilton so besonders?

Der letzte weiße Fleck auf der Landkarte ist beseitigt! Der Hungaroring war bislang die einzige Strecke, auf der Mercedes in der 2014 begonnenen Hybrid-Ära noch nicht gewonnen hatte, was sich mit Lewis Hamiltons Sieg nun aber erledigt hat. Für den Briten selbst war es der bereits fünfte Sieg in Budapest, womit er nun alleiniger Rekordhalter vor Michael Schumacher mit vier Erfolgen ist. Zudem übernahm Hamilton zum ersten Mal in dieser Saison die Führung in der Weltmeisterschaft und liegt jetzt sechs Punkte vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg.

Warum wurden die Mercedes-Piloten im zweiten Stint langsamer?

Nach der ersten Serie der Boxenstopps schien es so, als könnte Daniel Ricciardo das Rennen spannende machen, denn der Red-Bull-Pilot holte mit großen Schritten auf die beiden führenden Mercedes auf. Geschuldet war dies aber keinem technischen Problem bei den Silberpfeilen, sondern der übervorsichtigen Herangehensweise Hamiltons, der seine Soft-Reifen nicht zu sehr beanspruchen wollte.

Mercedes wurde von Red Bull gejagt, Foto: Sutton
Mercedes wurde von Red Bull gejagt, Foto: Sutton

"Als es im zweiten Stint etwas enger wurde, baten wir Lewis, die Pace ein wenig zu erhöhen. Darauf reagierte er gut und fuhr den nötigen Vorsprung heraus", schilderte Toto Wolff. Nötig wurde dies, weil Red Bull Ricciardos zweiten Stopp vorgezogen hatte, um Druck auf Mercedes auszuüben. "Ich wusste nicht, wie lange die Reifen halten würden. Deshalb musste ich mir die Lebensspanne der Reifen clever einteilen und angreifen, wenn es nötig war. Es war ganz schön knifflig, dabei die richtige Balance zu finden", meinte Hamilton.

Wie kam Vettel an Verstappen vorbei?

Sebastian Vettel startete als Fünfter in Ungarn GP und beendete ihn als Vierter. Den unmittelbar vor ihm gestarteten Max Verstappen kassierte Vettel mittels eines Undercuts. Der Ferrari-Pilot stoppte in der 15. Runde und damit vor den beiden Red-Bull-Piloten. Daniel Ricciardo kam eine Runde später als Vettel an die Box und blieb vor ihm, für Verstappen waren zwei Runden länger auf der Strecke jedoch zu viel, sodass er von Vettel passiert wurde. "Red Bull konnte nicht beide Fahrer vor uns halten, daher haben sie Verstappen geopfert", analysierte der Heppenheimer die geglückte Taktik.

Was war zwischen Verstappen und Räikkönen?

Verstappen und Räikkönen begneten sich beim Grand Prix von Ungarn zwei Mal, und zwar in unterschiedlicher Reihenfolge. Nach Verstappens erstem Boxenstopp in Runde 16, fand sich der junge Niederländer zunächst für 13 Runden hinter dem Finnen im Ferrari wieder, bis dieser zu seinem ersten Boxenstopp abbog. Danach trafen sich die beiden Kontrahenten in Runde 54 erneut. Verstappen war auf zwölf Runden alten Soft-Reifen unterwegs, Räikkönen auf gerade einmal vier Runden alten Supersofts. Räikkönen setzte Verstappen unter Druck und es kam beim Anbremsen auf Kurve 2 zur Kollision, bei der sich Räikkönen den Frontflügel beschädigte.

Der Ferrari-Pilot war der Ansicht, dass Verstappen beim Verteidigen seiner Position mehrfach die Linie gewechselt hätte und er deshalb nicht mehr ausweichen konnte. Bei einem zweiten Überholversuch Eingangs Kurve 1 wiederholte sich die Situation, nur, dass Räikkönen dieses Mal das Ausweichmanöver gelang. Der Finne war nach dem Rennen nicht mit den Methoden seines Konkurrenten einverstanden: "Es waren zwei Situationen und meiner Ansicht nach, war sein Verhalten in beiden nicht korrekt." Der 18-jährige Red-Bull-Pilot sah das allerdings anders: "Ich glaube, es war ganz normal. Es ist immer am Limit, aber das gehört dazu."

Wie kam Räikkönen von Startplatz 14 auf Platz sechs?

Kimi Räikkönen hatte mit dem 14. Startplatz auf dem Hungaroring eigentlich keine guten Aussichten, weit in die Punkte vorzustoßen. Mit Überholmanövern auf der Strecke ist es in Budapest ein Ding der Unmöglichkeit. Da Ferrari ohnehin nichts zu verlieren hatte und nur in der Box das Rennen drehen konnte, entschied sich das Team für eine antizyklische Strategie, die den Finnen nach vorne spülen sollte - mit Erfolg. "Wir hatten zwei unterschiedliche Pläne und haben uns dann für einen entschieden, nachdem wir mehr über die Reifen wussten und darüber, wie das Rennen verläuft" sagte Räikkönen.

In der Praxis sah das so aus: Räikkönen spulte nach dem Start in seinem ersten Stint die von Pirelli maximal empfohlene Einsatzdauer von 29 Runden auf dem Soft-Reifen ab, und kam so bereits auf den sechsten Platz nach vorne. Daraufhin fuhr der Finne bis zur 50. Runde auf dem Supersoft-Reifen und zog dann für die übrigen 20 Runden erneut einen Satz Supersofts auf, mit dem er die schnellste Rennrunde fuhr und auf den Fünftplatzierten Verstappen aufschloss, hinter dem er schlussendlich auch über die Ziellinie fuhr.

Worüber beschwerte sich Button?

Jenson Button beklagte sich nach dem Rennen in Ungarn, dass er eine seiner Meinung nach unberechtigte Durchfahrtsstrafe bekam, weil sein Team ihm mittels Boxenfunk half, ein durchaus sicherheitsrelevantes Bremsproblem zu beheben. Schon relativ kurz nach dem Start bemerkte Button, dass sein Bremspedal extrem lang wurde und er bei weitem nicht mehr die volle Bremsleistung nutzen konnte.

"Das Bremspedal ging bis zum Boden und dennoch hatte ich keine Bremskraft. Das ist für mich ein großes Sicherheitsproblem", erklärte Button und kritisierte das Regelwerk: "Die Regeln sind ein Witz. Einen möglichen Unfall zu verhindern sollte gelobt werden nicht bestraft." Dabei ist der McLaren-Pilot dafür, dass die Piloten selbstständig fahren müssen. "Es ist großartig, dass wir selbst das Rennen fahren müssen. Aber wenn es um Sensorfehler geht, können die Regeln noch optimiert werden", fügte er hinzu.

Warum drehte sich Palmer?

Palmer muss weiter auf die ersten Punkte warten, Foto: Sutton
Palmer muss weiter auf die ersten Punkte warten, Foto: Sutton

Jolyon Palmer hatte die ersten Punkte seiner F1-Karriere vor Augen, dann kam jedoch alles anderes. Nach einer starken Aufholjagd fuhr der Renault-Pilot 23 Runden vor dem Ende des Rennens an der zehnten Position, als er sich in Kurve vier plötzlich mit hohem Tempo von der Strecke drehte. "Alles war unter Kontrolle, und dann habe ich auf einmal das Auto verloren", zeigte sich der junge Brite ratlos. "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ich habe nichts anders gemacht, bin keine andere Linie gefahren und hatte keinen anderen Motor-Modus. Ich hatte im gesamten Rennen kein Übersteuern, habe eingelenkt und das Auto einfach verloren." Schlussendlich wurde Palmer Zwölfter und muss damit weiterhin auf seine Premierenzähler warten.

Was war bei Perez' Stopp los?

Als Sergio Perez zu seinem zweiten Stopp an die Force-India-Box kam, fühlte er sich im wahrsten Sinne des Wortes alleine gelassen, denn die Crew stand nicht mit neuen Reifen parat. Eigentlich wollte der Mexikaner mit einer Ein-Stopp-Strategie durchfahren, doch weil er nach 13 Runden feststellte, dass die Medium-Reifen nicht funktionierten, bog er ein zweites Mal in die Boxengasse ab - zur Überraschung seines Teams. "Ich denke, es war einfach eine Fehlkommunikation zwischen dem Kommandostand und den Mechanikern, was manchmal passieren kann", versuchte er das Malheur zu erklären. Schlussendlich verpasste der Mexikaner als Elfter die Punkteränge.

Warum wurde Gutierrez bestraft?

Esteban Gutierrez wurde mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden belegt, weil er laut Meinung der Stewards blaue Flaggen ignoriert hatte, als Lewis Hamilton ihn überrunden wollte. Dieser zeigte ihm darauf den Stinkefinger. Gutierrez konnte die Bestrafung nicht nachvollziehen. "Ich war mir der blauen Flaggen bewusst und habe die sicherste Stelle gesucht, um ihn vorbeizulassen", erklärte er, weshalb er nicht sofort zur Seite gefahren war.