Lewis Hamilton ist der strahlende Sieger des Großen Preises von Ungarn, einen kleinen Makel hat sein Triumph jedoch. Als der Mercedes-Pilot in der Schlussphase des Rennens nicht sofort am zum überrundenden Esteban Gutierrez vorbeikam, zeigte er dem Mexikaner, als er sich bei Start und Ziel schließlich auf Augenhöhe mit ihm befand, den Mittelfinger, was von der Onboard-Kamera eingefangen wurde.

Nach dem Rennen auf die Aktion angesprochen, dementierte Hamilton allerdings, den Stinkefinger gezeigt zu haben, sondern meinte, er habe nur aus Frustration gewinkt. "Ich hätte es gerne getan, habe es aber nicht", kommentierte er mit einem schelmischen Lachen. Unzufrieden äußerte sich der Weltmeister darüber, dass Gutierrez nicht auf die blauen Flaggen reagiert habe.

"Ich habe so viel Zeit hinter ihm verloren, und gleichzeitig kam Nico immer näher - das war wirklich sehr hart", versuchte Hamilton, seine Emotionen zu erklären. Gutierrez selbst, der von den Stewards für das Ignorieren der blauen Flaggen mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt wurde, äußerte sich nach dem Rennen überrascht hinsichtlich Hamiltons Verhalten.

Gutierrez vermisst Respekt

"Ich muss sagen, das war keine respektvolle Geste von ihm", merkte der Haas-Pilot an. "Ich habe mit ihm in der Vergangenheit gesprochen. Ich denke, er ist respektvoll. Er ist der Weltmeister, aber sollte solche Dinge nicht machen." Vielmehr sollte Hamilton alle Gegner gleichermaßen mit Respekt behandeln, forderte Gutierrez. "Man weiß nie, vielleicht kämpfe ich in Zukunft mit ihm um die Weltmeisterschaft, also muss er das respektieren."

Die Strafe wegen der vermeintlich ignorierten blauen Flaggen konnte Gutierrez nicht nachvollziehen. "Ich habe sie nicht ignoriert, ich hatte einfach nur zwei Flugzeuge hinter mir, die sehr schnell näherkamen", spielte er auf den Speed der Mercedes an. "Ich war mir der blauen Flaggen bewusst und habe die sicherste Stelle gesucht, um sie vorbeizulassen."

In Budapest gab es viel Überrundungsverkehr, Foto: Sutton
In Budapest gab es viel Überrundungsverkehr, Foto: Sutton

Vettel: Verständnis für Nachzügler

Jemand, der sich ebenfalls rasch über das Verhalten der Nachzügler beklagt, ist Sebastian Vettel. Auch im Ungarn GP machte er seinem Unmut wieder einmal über den Boxenfunk Luft. Ist das Rennen aber erst einmal vorbei, ist dem Ferrari-Piloten bewusst, dass er mit seiner Kritik zuweilen über das Ziel hinausschießt.

"In der Hitze des Gefechts überreagiert man, weil man das Gefühl hat, dass man mehr Zeit als die anderen verliert, aber das stimmt nicht", gab der Heppenheimer zu, der durchaus Verständnis für die Situation der Hinterbänkler hat. "Man muss respektieren, dass auch sie ein Rennen fahren und ihr Bestes geben."

Als Grund für die vielen Probleme im Zuge von Überrundungen ortet Vettel die enge Charakteristik des Hungarorings. "Diese Strecke ist nicht wie Baku, wo es eine ewig lange Gerade gibt, wo man zur Seite fahren kann", erinnerte er. "Die Spiegel sind auch nicht besonders groß, da können die Autos schnell nahe kommen. Aber wenn man dahinter ist, will man natürlich schnell vorbei, sonst verliert man viel Zeit. Ich denke aber nicht, dass es schlimmer geworden ist."