Lange war es ruhig um Force-India-Teamchef Vijay Mallya. Mitte April verhängte die indische Regierung einen Haftbefehl gegen Mallya, weil dieser aufgrund der Pleite seiner Fluglinie Kingfisher Schulden von insgesamt 1,2 Milliarden Euro angehäuft haben soll. Seinen Wohnsitz hat er jedoch in Großbritannien, das er seitdem nicht mehr verlassen hat. Daher tauchte Mallya auch nicht mehr im Paddock der Formel 1 auf - bis zum Wochenende in Silverstone.

Die Entwicklung seines Teams verfolgt der 60-Jährige jedoch mit Argusaugen. Die Erfolge zuletzt - unter anderem die Podestplätze von Sergio Perez in Monaco und Baku - erfüllen ihn mit Stolz. Jedoch stecke auch viel Arbeit dahinter. "Erfolg ist kein Unfall und auch kein Wunder. Wenn man mich nach drei Gründen fragt, sind das: harte Arbeit, die richtigen Investitionen in die richtige Technologie sowie weine kreativere Philosophie im Bereich Design", erklärt Mallya auf der offiziellen Formel-1-Webseite.

Sergio Perez fuhr bereits zweimal auf das Podest, Foto: Sutton
Sergio Perez fuhr bereits zweimal auf das Podest, Foto: Sutton

Nächstes Ziel: Williams

Im vergangenen Jahr durchlebte Force India eine schlechte erste Saisonhälfte. Mit Einweihung einer B-Version des Autos ging es nach oben. Ähnlich auch in diesem Jahr, der überarbeitete Bolide kam aber bereits deutlich früher, nämlich zum Spanien GP. "Wir hatten eine starke zweite Saisonhälfte im vergangenen Jahr und konnten diese mit in 2016 nehmen. Die Nutzung des Toyota-Windkanals in Köln war ein Teil des Puzzles", erklärt er. "Nun, da wir die Updates und das neue Auto immer besser verstehen, werden wir es immer weiter optimieren, um auch für den Rest der Saison gut aufgestellt zu sein", kündigt der Inder an.

In der WM-Wertung liegt Force India nach dem guten Ergebnis in Silverstone nur noch 19 Punkte hinter Williams. Angesichts der Leistungen beider Teams in den vergangenen Jahren allein schon ein großer Erfolg. Doch Mallya stellt klar: "Das Ziel ist es natürlich, Williams zu überholen." Die aktuelle Situation sei große Motivation. "19 Punkte sollten machbar sein, wenn man sieht, was Force India in Silverstone eingesackt hat. Natürlich hätte ein gutes Resultat in Österreich perfekt gepasst, aber wir müssen uns darauf fokussieren, was ist und nicht, was sein könnte", blickt er auf den bitteren Doppelausfall in Spielberg zurück.

Der Blick geht jedoch nicht nur ausschließlich nach vorne. "Toro Rosso verbessert sich. Wir können es nicht als gegeben hinnehmen, vor ihnen zu sein. In einigen Rennen waren sie sehr nah an uns dran und manchmal sind sie auch vor uns ins Ziel gekommen. Daher müssen wir wachsam bleiben", mahnt er.

Force India befindet sich im Duell mit Williams um WM-Rang vier, Foto: Sutton
Force India befindet sich im Duell mit Williams um WM-Rang vier, Foto: Sutton

Bolide für 2017 steht zu 60 Prozent

Als Privatteam muss Force India bereits die Balance finden zwischen Weiterentwicklung des aktuellen Autos und Konzentration auf den nächstjährigen Boliden, der im Zuge der großen Regeländerungen gestaltet wird. "Was Weiterentwicklungen betrifft, sind wir für 2016 fertig, vom 2017er-Boliden haben wir aber bereits 60 Prozent im Windkanal. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass wir ein 60-Prozent-Modell haben", stellt Mallya klar. "Die 2017er-Regeln geben uns die Gelegenheit für ein brandneues Design und einen komplett anderen Input. Das schafft gleiche Voraussetzungen", ist er überzeugt.

Für den Rest der kommenden Saison könnte es jedoch noch ein paar Kleinigkeiten geben. "Es laufen noch diverse Arbeiten beim Heckflügel und der Hinterradaufhängung. Diese Dinge werden im Laufe der Saison weiterhin optimiert. Die Arbeit im Windkanal dagegen ist erledigt - hier ist bereits alles auf 2017 ausgerichtet", erläutert er die Ressourcenverteilung im Team.

Und welche Rolle im Team spielt er aufgrund seiner persönlichen Situation? "Ich bin absolut involviert", versichert er. "Ich habe zu Hause eine kleine Kontrollmission. Ich sehe alles auf meinem Bildschirm was sie am Kommandostand sehen, ich kann auch direkt mit ihnen reden. Ich arbeite also von zu Hause aus mit einem virtuellen Kommandostand", lacht er. Die aktuelle Situation habe sogar Vorteile. "Ich kann nun, da ich nicht mehr reise, mehr Zeit für das Team widmen. Das gefällt mir", so Mallya.