Von Renault zu Mercedes: So schnell wie Esteban Ocon wechselt man in der Formel 1 für gewöhnlich nicht die Cockpits. Am vergangenen Freitag saß der junge Franzose noch im Renault-Boliden und bestritt das 1. Freie Training in Silverstone. Am kommenden Dienstag steigt er in den Mercedes-Silberpfeil und dreht seine Runden bei den Testfahrten an gleicher Stelle. Die Annehmlichkeiten eines Mercedes-Juniors, der an Renault ausgeliehen ist...

Esteban Ocon im Renault beim Freitagstraining zum Großbritannien GP 2016 in Silverstone, Foto: Sutton
Esteban Ocon im Renault beim Freitagstraining zum Großbritannien GP 2016 in Silverstone, Foto: Sutton

Die zwischenzeitliche Rückkehr in die Formel 1 scheint für Ocon, dieses Jahr in der DTM unterwegs, kein Problem zu sein. "Es fühlt sich gut an, wieder ein Formel-1-Auto zu fahren, weil es einfacher zu fahren ist als ein DTM-Auto", sagte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das DTM-Auto ist hart, weil du viel mit ihm kämpfen musst." Natürlich sei es auch nicht einfach, einen F1-Boliden schnell um die Strecke zu bewegen, fügte Ocon an.

Doppelrolle kein Problem

Die Doppelrolle als Mercedes-Junior bei der Konkurrenz sei kein Problem. Den Spagat, das interne Wissen nicht von der einen in die andere Garage zu verlagern, habe er im Griff. "Kein Problem", versicherte das Top-Talent. "Niemand sagt mir: ‚Sag dies oder das nicht´. Das ist okay. In der Formel 1 bin ich Renault-Fahrer und da verbringe ich auch die meiste Zeit. Ich schaue mal bei Mercedes vorbei, bin aber nicht bei den Driver-Briefings."

Vor seinem Test-Einsatz für Mercedes stattete der 19-Jährige Mercedes aber doch einen Besuch ab, um bestmöglich auf die beiden Tage in Silverstone vorbereitet zu sein. Zwar bestreitet Ocon seine erste Saison in der DTM für Mercedes, das große Ziel bleibt aber die Formel 1. Zuletzt wurde er als Stammfahrer bei Renault für 2017 gehandelt. Diese Saison stehen noch einige weitere Trainingseinsätze für das Team von Frederic Vasseur, seinem früheren Teamchef in der GP3, auf dem Programm.

Besser vorbereitet als Verstappen

Nach Max Verstappen könnte Ocon das nächste junge Top-Talent sein, dass den Sprung in die Königsklasse schafft. Vorteil Ocon: 2014 in der Formel 3 Europameisterschaft setzte er sich gegen den Niederländer durch und schnappte sich den Titel. Verstappen schloss seine erste Formel-Saison damals als Dritter ab.

2014: Ocon, ganz rechts, und Verstappen, 2. von links, als Formel-3-Piloten, Foto: FIA F3
2014: Ocon, ganz rechts, und Verstappen, 2. von links, als Formel-3-Piloten, Foto: FIA F3

"Ich habe ihn geschlagen, also...", sagte Ocon mit Blick auf Verstappen. "Er kam in die Formel 1 und das war gut für uns junge Fahrer. Denn das bedeutet, dass wir mithalten können. Es ist auch gut für mich, dass ich ihn geschlagen habe. Rückblickend könnte man sagen, dass ich einen Grand-Prix-Sieger besiegt habe. Das ist natürlich Unsinn, aber so sehen es einige Leute dann von außen. Wenn ich in die Formel 1 komme, bin ich jedenfalls bereiter als er."

Ocons bisherige Formel-1-Einsätze

Jahr TeamSessionOrt
2014 Lotus Test (1 Tag) Abu Dhabi
2014 Lotus Training Abu Dhabi
2015 Force India Test (1 Tag) Barcelona
2015 Force India Test (1 Tag) Spielberg
2016 Renault Test (1 Tag) Barcelona
2016 Renault Training Barcelona
2016 Renault Training Silverstone