Dreieinhalb Stunden dauerte es, bis die Rennkommissare in Silverstone zu einer Entscheidung kamen. Ergebnis: Mercedes hat die Funk-Regeln gebrochen, Nico Rosberg kassierte nachträglich eine 10-Sekunden-Strafe und fiel vom zweiten auf den dritten Platz zurück. Nicht umsonst ließen sich die Stewards auffällig viel Zeit, um ein Urteil zu fällen. Denn: Der Ausgang könnte großen Einfluss haben auf den weiteren Verlauf der Saison.

Mercedes sagte nach dem Rennen kollektiv: Ohne Hilfe hätte Rosberg das Rennen nicht beendet. Heißt: 0 Punkte. Durch die Strafe büßte er lediglich 3 Zähler ein. Das kann die Weltmeisterschaft am Ende entscheiden.

Die Formel 1 läuft nun Gefahr, dass die Funk-Regeln zum taktischen Spielball verkommen. Frei nach dem Motto: Lieber drauf los plappern und eine 10-Sekunden-Strafe kassieren als einen Komplettausfall. Jedes Team könnte sich leicht auf den Präzedenzfall in Silverstone beziehen.

Klärt den Funk-Wahnsinn

Als wäre das Funkverbot nicht schon im Kern ärgerlich genug, würde ihm ab sofort eine noch größere Bedeutung zukommen. Zum Wohle der Formel 1 wäre viel daran gelegen, wenn Mercedes tatsächlich Berufung gegen das Urteil einlegt. Es muss ein für allemal geklärt werden, wie die Funk-Regeln tatsächlich zu handhaben sind.

Seit ihrer Einführung - um den Eindruck von ferngesteuerten Fahrern zu beseitigen - sind die Funk-Regeln ein nerviger Begleiter der Formel 1. Wie kann es sein, dass bei jedem Kontakt mit dem Fahrer das Regelbuch am Kommandostand aufgeschlagen werden muss? Alles kann bis aufs Tausendstel berechnet werden - aber bei einfachen Wörtern ist die Formel 1 völlig überfordert.

Gefährliche Grauzone

Die Regeln geben nur vor, was erlaubt ist - nicht, was alles verboten ist. Dafür gibt es zu viele Möglichkeiten. Dass lässt Spielraum für Interpretationen offen - und solche Grauzonen waren in der Formel 1 schon seit jeher die Wurzel vielen Übels.

Das hat die Vergangenheit oft genug bewiesen - jetzt ist endlich der Funk-Worst-Case eingetreten, um eine klare Regelung zu finden. Wie heißt es so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende.