Als die Fahrer ihre Plätze in der Startaufstellung bereits eingenommen hatten und in Gedanken den Start durchspielten, meldete sich das britische Wetter in Silverstone zu Wort. Es folgte ein kurzer, aber kräftiger Wolkenbruch, der die Strecke in weiten Teilen unter Wasser setzte. Als das Rennen dann begonnen werden sollte, hatte sich der Regen längst verzogen, blauer Himmel war sogar wieder zu erkennen.

Dennoch entschied sich die Rennleitung, den Großbritannien GP hinter dem Safety Car starten zu lassen. Eine kontrovers diskutierte Entscheidung. Ganze fünf Runden blieb Bernd Mayländer draußen, ehe das Safety Car wieder in die Box beordert wurde. Eine weitere Entscheidung, die den Status der Formel 1 als Königsklasse ankratzt? Oder im Sinne der Sicherheit absolut notwendig?

Besonders auf der Start- und Zielgeraden stand viel Wasser, Foto: Sutton
Besonders auf der Start- und Zielgeraden stand viel Wasser, Foto: Sutton

Safety-Car-Phase dauerte zu lange

Jenson Button hielt die Entscheidung von Rennleiter Charlie Whiting für absolut richtig. "Definitiv war es ein Safety-Car-Start. Es war super-nass. Es gab viel stehendes Wasser, auch dann noch, als wir das Rennen dann richtig gestartet haben. Aber ich denke, es hätte zwei Runden eher wieder reinkommen sollen", findet der McLaren-Pilot.

Den letzten Punkt vertreten unisono quasi alle Fahrer: Das Safety Car war definitiv zu lange auf der Piste. "Der Start musste hinter dem Safety Car erfolgen, denn im Mittelfeld hat man absolut nichts gesehen. Aber zwei Runden hätten gereicht, um zu sehen, wo die Pfützen stehen. Dann hätte man starten können", stellt Carlos Sainz klar. Sein ehemaliger Teamkollege Max Verstappen schließt sich an: "Nach ein oder zwei Runden war ich bereit."

Zuletzt sorgte der Safety-Car-Start und vor allem die Dauer der Neutralisation in Monaco für Kopfschütteln. Konnte man es damals noch mit der Enge der Strecke und den fehlenden Auslaufzonen begründen, tut man sich in Silverstone schwerer, Begründungen zu finden. "Ich glaube, die Regeln sind so: Wenn wir am Wochenende noch keine Regenreifen gefahren sind oder wenn es am Wochenende noch nicht nass war, starten wir hinter dem Safety Car", erklärt Pascal Wehrlein. "Das kann ich verstehen. Aber warum das Safety Car dann so lange draußen geblieben ist, kann ich nicht verstehen", so der Manor-Pilot. Er selbst flog jedoch kurz nach Rennfreigabe ab.

Einer der ganz wenigen Fahrer, die am liebsten ganz ohne Safety Car gestartet wären, ist Lewis Hamilton. Bereits in den ersten Runden fuhr der spätere Rennsieger auffällig aggressiv hinter dem Führungsfahrzeug her. "Wir hätten normal starten können. Es gab nasse Stellen und es wäre knifflig geworden, aber das macht Racing doch aus", bricht er eine Lanze für das freie Fahren. "Wenn wir hinter dem Safety Car starten, macht es uns Fahrern das Leben leichter. Aber das ist kein Racing. 2008 war mehr Wasser auf der Strecke, und damals sind wir normal gestartet", erinnert er sich.

Sicherheit vs. Urteilsfähigkeit der Fahrer

Seitdem ist in der Formel 1 jedoch viel passiert. 2014 verunglückte Jules Bianchi bei heftigem Regen in Japan und erlitt schwerste Kopfverletzungen, denen er neun Monate später erlag. Seitdem ist die Rennleitung bei nassen Bedingungen besonders vorsichtig. "Ich denke, man kann argumentieren, dass es zu Beginn des Rennens sehr nass war. Es gab viel Aquaplaning und man will sie nicht von der Leine lassen und riskieren, dass sich viele Autos von der Strecke drehen", meint Toto Wolff.

"Meine persönliche Meinung ist, dass man hinter dem Safety Car starten sollte und nach ein, zwei Runden, wenn klar ist, dass keine weiteren Schauer kommen und die Fahrer alles gesehen haben, dann kann man es ihrem Urteil überlassen. Aber ich bin nicht der Renndirektor", so der Mercedes-Teamchef.

Sebastian Vettel dagegen bringt noch ein weiteres Thema ins Spiel. "Es ist falsch, den Start hinter dem Safety Car zu kritisieren, wir müssen stattdessen kritisieren, dass niemand Vertrauen in die Regenreifen hat", stellte der Ferrari-Pilot klar. "Stattdessen geht man mit den Intermediates lieber Risiko, auch wenn es viel Aquaplaning gibt. Ganz einfach, weil es der schnellere Reifen ist", bemängelt Vettel die Qualität der Voll-Regenreifen.