Getriebeprobleme, das schlechteste Ergebnis der Saison und offensichtlich nur die dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull: Der Große Preis von Großbritannien lief für die Scuderia alles andere als erwartet. Und dabei hatte sich Ferrari in Silverstone genau das Gegenteil erhofft. Die Vertragsverlängerung von Kimi Räikkönen für die kommende Saison sollte der Startschuss in ein erfolgreiches Wochenende sein.

Paukenschlag am Silverstone-Freitag

Der Freitag begann bei Ferrari mit einer frohen Botschaft: Eine Stunde vor dem 1. Freien Training gab die Scuderia in einer knappen Pressemitteilung die Vertragsverlängerung mit dem Iceman bekannt. "So nehmen wir all den Druck von Kimis Schultern", erklärte Teamchef Maurizio Arrivabene später und legte auch gleich noch nette Worte nach: "Wir sind stolz und glücklich mit der Arbeit, die Kimi seit dem Saisonbeginn ablieferte. Ihm wurde aufgetragen, seine Hingabe zu beweisen. Also verdiente er eine Bestätigung für das nächste Jahr."

Trotz Motivationsboost glänzten dann weder Räikkönen noch Vettel in den Trainingssessions: Ferrari platzierte sich im besseren Mittelfeld - aber nicht als erster Verfolger hinter Mercedes. "Ich bin nicht glücklich damit, wo wir stehen", reagierte der Iceman dazu am Freitag. "Wir müssen schauen und vergleichen wo wir stehen, doch die Basis passt, wir haben heute einiges verstanden und gelernt", blieb Vettel aber gewohnt optimistisch.

Vettel und die Getriebeproblematik am Samstag

Auch der Samstag wollte nicht positiver beginnen. Im 3. Freien Training streikte bei Vettel das Getriebe. "Ich wollte hochschalten aber der Gang ließ sich nicht einlegen", erzählte der Deutsche danach. Die Konsequenz: Bereits zum dritten Mal musste die Scuderia das Getriebe an seinem SF16-H wechseln - und Vettel als Strafe fünf Plätze in der Startaufstellung zurück. Platz sechs im Qualifying bedeutete somit Position elf für Sonntag. "Der Preis ist hoch", zeigte sich Vettel danach sichtlich enttäuscht.

Räikkönen qualifizierte sich unterdessen auf Position fünf - und damit nach China und Spanien das dritte Mal vor seinem Teamkollegen. "Wenn es P1 und P2 ist, ist das okay, aber wenn es um P6 geht, kann ich darüber nicht glücklich sein", war sein Kommentar - bei Ferrari zählt nur der Teamgedanke, das machte der Iceman damit noch einmal klar deutlich.

Dritte Kraft am Sonntag

Von Platz fünf (Räikkönen) und elf (Vettel) gingen die Ferraris am Sonntag also in das Rennen. Doch schon beim Start wurde ihnen eine erste Überholchance genommen - aufgrund nasser Streckenbedingungen ging es hinter dem Safety Car los. "Ich persönlich habe auf einen normalen Start gehofft, weil dieser dir die Chance gibt, Plätze gut zu machen", erklärte Vettel.

Also versuchte man bei Ferrari über die Strategie Plätze gut zu machen. In Runde 16 ließ man Vettel als ersten Piloten mit Slicks auf die Strecke. "Ich denke das war die richtige Entscheidung", so der Deutsche danach. Eine Runde später folgte auch Räikkönen. Die Strategie ging auf, Vettel fuhr die schnellste Rennrunde und war dabei sich nach vorne zu kämpfen, als ihm jedoch ein Fehler unterlief. "In Kurve eins bin ich rausgefahren, hatte die Kontrolle über das Auto verloren und mich gedreht", erinnerte er sich. "Dabei habe ich viel Zeit liegen gelassen. Das war meine Schuld." Danach stecke der Deutsche im Mittelfeld fest. "Es war dann schwierig durch den Verkehr zu kommen."

Ein Überholmanöver gegen Felipe Massa kostete Vettel in Runde 36 schließlich noch einmal fünf Sekunden - denn die Stewards befanden, dass der Deutsche den Williams-Piloten mit Absicht von der Strecke gedrängt hatte. "Ich war innen, er außen, dann haben wir gleichzeitig gebremst, ich habe jedoch kurzzeitig mein Auto verloren, musste aufmachen, bin also selbst nach außen gegangen, und das hat dazu geführt, dass Massa rausgedrängt wurde", erklärte Vettel seine Sicht des Rennmanövers. "Da gab es aber keine Absicht von mir."

Räikkönen überquerte schließlich als Fünfter die Ziellinie, Vettel als Neunter - es ist das schlechteste Ergebnis der Scuderia in dieser Saison und erst das zweite Mal nach Monaco, dass kein Ferrari-Pilot in die Top-3 fuhr. "Wir waren an diesem Wochenende einfach nicht schnell genug um mitzukämpfen, wir haben einen Schritt zurück gemacht", lautete das Resümee des Deutschen.

Red Bull konnte die Ferraris in Silverstone ohne Porbleme abhängen, Foto: Sutton
Red Bull konnte die Ferraris in Silverstone ohne Porbleme abhängen, Foto: Sutton

Red Bull bald vor Ferrari?

Red Bull holt auf - und zwar gewaltig: In der Konstrukteurswertung liegt Ferrari aktuell mit 204 Punkten nur noch sechs Zähler vor den Bullen. Wichtige Punkte die Max Verstappen mit Platz drei und Daniel Ricciardo mit Position vier in Silverstone sammelten. "Red Bull war hier besser als wir. Wird es auch in den nächsten Rennen so sein? Ich weiß es nicht, wir werden es sehen", bleibt der Iceman aber cool.

"Ich denke, das war das einzige Rennen, wo wir nicht in der Lage waren mit unserer Pace gegen sie mitzuhalten. Ich bin aber ziemlich zuversichtlich, dass die Dinge in zwei Wochen wieder anders aussehen", ist Vettel überzeugt. Denn das Ziel von Ferrari ist klar definiert: "Wir wollen immer noch gewinnen, und mir ist relativ egal was hinter uns passiert", stellt der Deutsche klar.

Auch in der Fahrerwertung rücken die Bullen aber immer näher an Vettel und Räikkönen heran. Während der Iceman mit 106 Punkten auf Platz drei nur noch sechs Zähler vor Ricciardo auf Platz vier liegt, hat auch Vettel auf Rang fünf nur mehr acht Zähler Vorsprung auf den sechstplatzierten Verstappen. "Wir müssen jetzt nicht alles auf den Kopf stellen, auch wenn es sicherlich nicht das stärkste Wochenende für uns war. In zwei Wochen geht es weiter. Ungarn ist eine andere Strecke, andere Konditionen, warten wir ab", schließt Vettel das rote Katastrophenende damit ab.