Sebastian Vettel gebührte in Silverstone die Ehre, das leicht modifizierte Halo-Konzept zu testen. Nach den Wintertestfahrten in Barcelona montierte und testete die Scuderia den "Heiligenschein" bereits zum zweiten Mal an den SF16-H. In Österreich stand lediglich ein Extraktionstest auf dem Plan. Zudem sollte geprüft werden, wie schnell der Fahrer geborgen werden kann.

Mit dem heutigen Test des neuen Halo-Modells hat sich zumindest im praktischen Einsatz offensichtlich nichts geändert. "Bezüglich der Halo-Vorrichtung, die ich heute getestet habe, lief es großartig. Aber es war nur ein Check. Auf die Sicht hat es aber immer noch einen Einfluss", so Vettel. Im Gegensatz zur ersten Version, die aus Stahl gefertigt wurde, ist Halo 2 aus Titan gefertigt. Das neue Modell ist damit widerstandsfähiger und gleichzeitig leichter. Daher scheint es wesentlich praktikabler. Bleibt nur noch das Problem mit der Sichtbarkeit, das es zu lösen gilt.

Die Reaktionen der Ferrari-Piloten nach dem ersten Halo-Test in Barcelona fielen überraschend positiv aus. "Der erste Eindruck des Sicht-Tests ist positiv. Der Aufbau behindert die Sicht nicht", sagte Kimi Räikkönen in Barcelona. Teamkollege Sebastian Vettel monierte bereits damals die Sichtprobleme. "Ich glaube, was die Sicht angeht, kann man das System noch verbesseren. Aber man kann jetzt schon sehen, was man muss", so der Deutsche.

Halo und Cockpitkanzel

Neben Ferrari stellte auch Red Bull ein mögliches Konzept vor, das bereits ab 2017 den Kopfbereich der Fahrer schützen soll. Doch die Cockpitkanzel wurde mittlerweile von der FIA als neues Sicherheitselement für die Fahrer abgelehnt. Als Deadline wurde der 1. Juli angesetzt - zu spät für Red Bull, um einen passenden Entwurf zu präsentieren. Bislang gab es nur einen Testlauf des Aeroscreen in Russland, wohingegen Ferrari nun schon mehrfach Eindrücke und Daten des - optisch zweifellos fragwürdigen - Halo-Konzepts sammeln konnte.

Das Aeroscreen-Konzept könnte durchaus 2018 eingeführt werden. Doch für 2017 ist Schicht im Schacht: Nach einem FIA-Test, bei dem ein Reifen mit 250 km/h auf den Aeroscreen prallte und dabei unkontrolliert weiterflog, fiel das Konzept vorerst durch. Bei den Fahrern kam die Kanzel um das Cockpit jedenfalls wesentlich besser an als der etwas klobig und sperrig wirkende Heiligenschein, den Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel getestet haben. "Es sieht besser aus als ein normales Formel-1-Auto", schwärmte beispielsweise Jenson Button vom Red Bull-Konzept. "Ich habe früher immer mit meiner Familie die F1-Powerboats in Bristol angeschaut, damals noch mit den offenen Cockpits für viele Jahre, und da hatten sie geschlossene Cockpits und das sieht viel cooler aus."

Über die Optik des Halo haben sich die wenigsten positiv geäußert. Vettel stellte jedoch klar: "Die Ästhetik ist nicht schön, aber wir haben in den letzten vier Jahren mit Henry Surtees und Justin Wilson zwei Fahrer wegen einem ähnlichen Unfall verloren. Es gibt nichts was hässlich genug wäre, um zu rechtfertigen, dass die zwei nicht mehr leben." Auch Rosberg erneuerte am Rande des Monaco GP die Notwendigkeit des neuen Sicherheitskonzepts: "Wir hatten am Donnerstag einen Zwischenfall mit einem Gullideckel, und ich erwarte, dass Halo dabei geholfen hätte. Ich denke, es ist die richtige Richtung."