Ist am Ende alles gar nicht so dramatisch? Der neue Mercedes-Verhaltenskodex - oder auch: Strafkatalog - war das große Thema in Silverstone. Und alle fragten sich: Was wird Hamilton oder Rosberg wohl blühen, wenn sie noch mal Mist bauen? Rauswurf nach Crash? Suspendierung oder die Versetzung zum Nummer-2-Fahrer?

Horror-Szenarien machten schnell die Runde. Doch einiges deutet darauf hin, dass die Strafen für einen Team-Crash letztendlich harmloser sind als zunächst erwartet. Eine fette Geldstrafe erscheint als logistischste Annahme. Eine Million pro Unfall? Möglich wäre es.

Jedenfalls denkbarer als eine sportliche Bestrafung. Denn: Für Mercedes steht der Erfolg an oberster Stelle. Der Rauswurf eines Fahrers würde das Team nur schwächen, solange es keinen absolut gleichwertigen Ersatz gibt. Der junge Pascal Wehrlein ist es nicht. Noch nicht.

Andere sportliche Strafen - besseres Material für einen der Fahrer, oder Bevorzugung bei der Strategie - würden ebenfalls nur dem Team schaden und weitere Doppelsiege riskieren. Bleibt wohl nur die Geldstrafe.

Einen kleinen Hinweis lieferte möglicherweise Hamilton. Auf die Frage, ob die neuen Abschreckungen furchteinflößend seien, antwortete er nur: "Ich sollte wohl Ja sagen." Sollte? Lewis: "Ich denke, ich sollte Ja sagen." Klingt nur bedingt besorgt, oder? Rosberg bezeichnete die Konsequenzen unterdessen als heftiger und härter. Es klang ein wenig einstudiert.

Im Sport gilt: Geldstrafen tun den Protagonisten am wenigsten weh. Die Rendite ist besser, denn Strafen entstehen meist nur in Folge eigener Vorteile. Wie viel ist eine Weltmeisterschaft in der Formel 1 wert? Allein durch Werbeverträge ein paar Millionen. Dazu das fette Mercedes-Gehalt.

Sowohl Hamilton als auch Rosberg würden freiwillig tief in die Tasche greifen, um dadurch den Titel zu holen. Strafkatalog hin oder her, es wird wieder knallen.