Nach dem Spielberg-Crash droht der Formel 1 Langeweile an der Spitze. Mercedes muss sich nach der Kollision zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg überlegen, ab sofort die Teamorder einzuführen. Klar ist: Eine Wiederholung wie auf dem Red Bull Ring wäre untragbar. Jetzt schaltet sich sogar Bernie Ecclestone in das Silberpfeil-Politikum ein. Der Formel-1-Boss fordert: Keine Teamorder bei Mercedes!

Aktuell lebt die Königsklasse vom intensiven Duell zwischen Hamilton und Rosberg. Bernie fürchtet, dass durch die Einführung einer Stallregie der Spannungsfaktor in der F1 deutlich zurückgeht. Deshalb tauschte er sich laut dem britischen Telegraph kürzlich sogar mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über das heikle Thema aus.

Bernie fordert: Mischt euch nicht ein!

"Ich habe ihm gesagt: Lass sie so weitermachen", erzählte Ecclestone. "Für all das haben wir Stewards. Wir müssen nicht das Team das Rennen entscheiden lassen. Wenn Lewis gewinnt, dann lasst ihn gewinnen. Oder eben Nico. Aber mischt euch nicht ein." Der Eingriff des Kommandostandes in den Rennverlauf sei weder für den Sport, noch für die Fans gut. Bernie: "Lasst sie fahren!"

In dieser Woche muss sich das Team entscheiden, wie die künftige Marschroute aussehen soll. Schon am kommenden Wochenende steht das nächste Rennen in Silverstone an. Die Chancen auf ein weiteres Mercedes-Duell um den Sieg stehen gut. Die Silberpfeile gewannen die letzten drei Rennen in Silverstone, zuletzt mit einem Doppelsieg Hamiltons vor Rosberg.

Horror-Szenario in Silverstone

Man stelle sich einmal vor: Am kommenden Sonntag liefern sich beide Mercedes-Piloten einen Zweikampf um den Sieg. Rosberg führt zwei Runden vor Schluss das Rennen an, Mercedes ruft die Teamorder aus, und Hamilton müsste sich ihr fügen. Die Reaktionen des britischen Publikums dürften selbsterklärend sein. Vor einem solchen - aus sportlicher Sicht - Horror-Szenario fürchtete sich auch Ecclestone.

"Ich denke, dass sie frei fahren sollten", forderte Bernie vor dem Silverstone-Wochenende. "Wenn sie etwas Dummes machen, sind die Stewards da, um das in den Griff zu bekommen. Die Menschen wollen nicht sehen, wie das Team eingreift. Das ist nicht gut für den Sport und die Fans." Nach dem Spielberg-Unfall stehen die Chancen allerdings nicht schlecht, dass Mercedes künftig alles Notwendige tun wird, um weitere Kollisionen und damit verschenkte Punkte zu vermeiden.

Die große Frage vor Silverstone: Kommt jetzt Mercedes-Teamorder?, Foto: Sutton
Die große Frage vor Silverstone: Kommt jetzt Mercedes-Teamorder?, Foto: Sutton

Wolff stinksauer nach Spielberg-Unfall

Toto Wolff war nach dem Zwischenfall in Spielberg stinksauer, sprach erstmals selbst eine mögliche Teamorder an. "Man muss sich alle verfügbaren Optionen ansehen", sagte der Silberpfeil-Boss. "Eine Option ist, die Reihenfolge zu einem gewissen Zeitpunkt des Rennens einzufrieren - was unpopulär ist und mich zum Kotzen bringt, weil ich sehen möchte, wie sie racen."

Das klingt romantisch, doch am Ende des Jahres muss Wolff eine Bilanz für das Motorsportprogramm vorlegen. Dabei dürften teaminterne Unfälle nicht unbedingt helfen, für die kommende Saison weiteres Budget vom Daimler-Konzern zu erhalten. Fest steht aktuell, dass weder Hamilton noch Rosberg ein Mitspracherecht in Sachen Teamorder erhalten werden.

"Der Kern des Rennteams wird diese Entscheidung treffen, und sie könnte in jede Richtung ausfallen", sagte Wolff. "Das Ergebnis muss sein, dass wir Kontakt zwischen den beiden Autos verhindern. Deshalb werden alle Optionen geprüft." Im Zweifel ab sofort wohl gegen das Racer-Herz...