Mit gemischten Gefühlen reist Mercedes zum Österreich GP nach Spielberg. In der Vergangenheit waren die Silberpfeile auf dem Red Bull Ring nicht zu schlagen, doch die Konkurrenz ist spürbar herangerückt. In keinem der letzten vier Rennen kamen beide Fahrer problemlos durch das Rennen. Entsprechend gilt es nun, die Sinne zu schärfen, um unnötige Patzer zu vermeiden. "Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, die kleinen Fehler zu eliminieren, die uns hier und da Punkte gekostet haben. Wir müssen in allen Bereichen am Anschlag agieren, um die wachsende Konkurrenz im Kampf um die Spitze in Schach zu halten", weiß Toto Wolff um die Gefahr durch Ferrari, Red Bull & Co.

Das letzte Rennen: Sieg für Rosberg, Hamilton kämpft mit der Technik

Die Situation, die sich an der WM-Spitze nach dem Kanada-Wochenende darstellte, war nach dem Europa GP in Baku wieder hinfällig. Nico Rosberg fuhr nach drei sieglosen Rennen wieder als Erster über die Ziellinie, Lewis Hamilton blieb nur Rang fünf. Das Rennen begann für den Briten bereits ungünstig vom zehnten Startplatz. In der Folge ereilte ihn jedoch ein technisches Problem, da er sich in einem falschen Motor-Modus befand. Dieser beschäftigte ihn fast das gesamte Rennen, wodurch er nicht mehr in den Kampf um das Podium eingreifen konnte. Rosberg an der Spitze hatte mit einem ähnlichen Problem zu kämpfen, fand aber schnell eine Lösung. Von diesem Moment an fuhr der WM-Leader einem ungefährdeten Sieg entgegen.

Nico Rosberg feierte den Premierensieg in Baku, Foto: Sutton
Nico Rosberg feierte den Premierensieg in Baku, Foto: Sutton

Die Neuerungen: Ungewissheit bezüglich der Reifen

In Österreich wartet im Gegensatz zu den drei vorhergehenden Strecken erstmals wieder eine permanente Rennstrecke auf die Teams. Der Kurs ist gekennzeichnet durch ein besonders Layout mit Bergauf- und Bergab-Passagen. Zudem gehört er zu den schnellsten Strecken im Kalender. In diesem Jahr wurde zudem das komplette Asphaltband erneuert. "Dadurch soll die Strecke unseren Informationen zufolge extrem glatt sein. Das dürfte dazu führen, dass die Reifen dort ganz anders funktionieren", glaubt Technikchef Paddy Lowe. "Zudem stehen uns an diesem Wochenende die weichsten verfügbaren Reifenmischungen zur Auswahl. Dadurch könnte die Pole-Zeit durchaus im Bereich des Rundenrekords liegen", kündigt er an.

Neues Rennen, neues Glück - nach dieser Devise geht auch Lewis Hamilton das Rennen an. Seine verpasste Chance in Baku ist verarbeitet. "Es bringt nichts, über 'hätte, wäre, wenn' zu philosophieren. Ich habe es abgehakt, nehme die Punkte mit und greife wieder an", stellt er klar. Was wäre da besser, als ein Premieren-Sieg in Spielberg? Bislang konnte Hamilton dort noch nicht siegen. Dabei findet er die Strecke gar nicht übel, "ein Kurs alter Schule", wie er ihn nennt. "Die Strecke ist schnell und besitzt einen guten Fluss. Überholen ist schwierig, aber es gibt Stellen, an denen man etwas anderes versuchen kann. Das ergibt eine gute Herausforderung", so der Brite.

Die Erwartungen: Eine Prise Unvorhersehbarkeit

Nach zwei Siegen bei zwei Auftritten ist Mercedes auch in dieser Saison der große Favorit in Österreich. Dennoch: Die Silberpfeile blicken mit wachem Auge auf die Konkurrenz. Unvergessen das Qualifying 2014, als Williams plötzlich in Reihe eins stürmte. Daran erinnert sich auch Nico Rosberg noch gut. "Besonders hart wird es gegen die Williams, die uns dort in der Vergangenheit schon unter Druck gesetzt haben. Dennoch glaube ich, dass unser Silberpfeil noch immer das beste Paket im Feld besitzt", zeigt er sich optimistisch.

Williams bot Mercedes 2014 in Spielberg lange Paroli, Foto: Sutton
Williams bot Mercedes 2014 in Spielberg lange Paroli, Foto: Sutton

Der Deutsche ist noch ungeschlagen, seit die Formel 1 vor zwei Jahren in die Steiermark zurückkehrte. "Es ist immer etwas Besonderes, wenn man in zwei Rennen auf einer Strecke zweimal gewonnen hat. Aber es wäre natürlich noch besser, wenn ich daraus drei Siege in drei Rennen machen könnte", formuliert er das klare Ziel. Die Chefetage bei Mercedes weiß um die eigene Stärke, warnt jedoch vor verfrühtem Jubel. "Wir haben bislang in dieser Saison starke Performance-Unterschiede zwischen den Teams auf unterschiedlichen Streckentypen gesehen. Das machte es recht unvorhersehbar", erklärt Paddy Lowe.

Und auch Toto Wolff hebt mahnend den Zeigefinder. "Wir müssen in allen Bereichen am Anschlag agieren, um die wachsende Konkurrenz im Kampf um die Spitze in Schach zu halten", fordert er maximale Konzentration. "Force India war zuletzt sehr stark, Williams ist in Spielberg immer schnell und natürlich sind Ferrari und Red Bull stets gefährlich - besonders beim Heimrennen der Letztgenannten", zählt er die gefährlichsten Konkurrenten auf. Nichtsdestotrotz wird auf einer Power-Strecke wie in Spielberg in erster Linie die Leistung der Power Unit zählen. Und hier hat Mercedes noch immer das stärkste Aggregat im Feld.

Die Statistik: Mercedes beim Österreich GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Mercedes 2 114 86467
Lewis Hamilton - 1-2 3613
Nico Rosberg 2 -12 50454

Mercedes in Spielberg: Makellose Bilanz für die Silberpfeile in Spielberg. Zweimal startete Mercedes beim Österreich GP, zwei Doppelsiege sprangen heraus.

Lewis Hamilton in Spielberg: Der Weltmeister konnte noch nie in Österreich gewinnen. Jedoch gelang ihm bei beiden Auftritten der Sprung auf das Podium, zudem errang er 2015 die Pole Position.

Nico Rosberg in Spielberg: Wie sein Team, so ist auch Nico Rosberg noch ungeschlagen in Spielberg. Sowohl 2014, als auch 2015 sicherte er sich den Sieg. Beide Male ließ er seinen Teamkollegen Lewis Hamilton hinter sich.

Die Prognose: Dritter Doppelsieg in Spielberg

  • Mercedes zeigt sich noch konzentrierter als zuvor
  • Silberpfeile bislang ungeschlagen in Österreich
  • Red Bull Ring ist eine normale Rennstrecke im Gegensatz zu den vorherigen Rennen
  • Ferrari und Red Bull haben zu große Nachteile beim Motor
  • Williams ist nicht mehr so stark wie 2014

Motorsport-Magazin.com meint: Der Sieg führt auch - und ganz besonders - in Spielberg nur über Mercedes. Die Silberpfeile verfügen nach wie vor über die beste Kombination aus Chassis und Motor. Red Bull wird beim Heimspiel zwar hochmotiviert sein, die Power Unit von Renault ist aber weiterhin nicht auf dem Level des Mercedes-Aggregats. Und Ferrari? Auch ihr Antriebsstrang hat noch Tücken. Und sollte es doch eng werden, gibt Mercedes wie gehabt im Qualifying genug Leistung frei, um die Konkurrenz zu demoralisieren. Wenn sie es dann noch schaffen, ihre Fahrer mit dem richtigen Motoren-Modus auszustatten, kann niemand den Doppelsieg verhindern. (Chris Lugert)