Top: Comeback-Nico

Der Seriensieger des Saisonstarts hatte in den vergangenen Rennen ordentlich Federn gelassen. Während Teamkollege Lewis Hamilton zweimal siegreich war, schrumpfte Nico Rosbergs Vorsprung in der WM auf dramatischste Art und Weise von 43 auf nur noch 9 magere Punkte. Auch am Samstagvormittag sah es noch ganz danach aus, als ob Rosberg in Baku erneut hinter seinem Teamkollegen das Nachsehen haben würde - doch dann kam alles anders. Während Hamilton strauchelte, sicherte sich Rosberg erst die Pole und fuhr dann einen lupenreinen Start- und Zielsieg mitsamt schnellster Rennrunde ein, um sich so den zweiten 'Grand Slam' seiner Formel-1-Karriere zu sichern. Den Vorsprung auf Hamilton in der WM konnte er damit nebenbei wieder auf 24 Punkte ausbauen.

Top: Funkverbot würzt langweiliges Rennen

Kimi Räkkönen war genau wie Lewis Hamilton mit den Problemen seines Fahrzeugs auf sich alleine gestellt, Foto: Sutton
Kimi Räkkönen war genau wie Lewis Hamilton mit den Problemen seines Fahrzeugs auf sich alleine gestellt, Foto: Sutton

Das Premieren-Rennen in Baku hielt für die Fans leider nicht die große Action bereit. Da kam es den Zuschauern ganz gelegen, dass eine der Regeländerungen für die Saison 2016 hier richtig zum Zuge kam: Das Funkverbot. Nachdem die Piloten den Spießrutenlauf ohne ihre Ingenieure im Ohr in den ersten Rennen noch ganz gut gemeistert hatten, waren Hamilton und Räikkönen in Baku der Verzweiflung nahe. Beide waren mit den zahlreichen Motor-Modi ihrer Boliden offensichtlich überfordert und erhofften sich dadurch Hilfe von der Boxenmauer. Die Ingenieure hielten sich jedoch brav ans Reglement und ließen selbst suggestive Fragen ihrer Piloten unbeantwortet.

So wollte Räikkönen zum Beispiel wissen, ob es sich um 'dasselbe wie im letzten Rennen' handelte. Das Team verweigerte die Antwort, woraufhin der Finne leicht angesäuert ins Mikrofon fauchte: "Natürlich kannst du ja oder nein sagen!" Auch Hamilton versuchte auf Umwegen seiner Crew eine Antwort zu entlocken: "Kann ich Vorschläge machen, und ihr sagt mir, ob das in Ordnung ist?" - "Nein, das ist nicht erlaubt", war die Antwort seiner Crew. Das Funkverbot erwies sich damit sowohl als unterhaltsam als auch rennentscheidend, denn ohne den korrekten Modus konnte Hamilton seine Aufholjagd nicht weiter fortsetzen.

Top: Baku-Flair entschädigt für langweiliges Rennen

Der Anblick Bakus entschädigte für das teils sehr langatmige Rennen, Foto: Sutton
Der Anblick Bakus entschädigte für das teils sehr langatmige Rennen, Foto: Sutton

Durch den sehr eintönigen Rennverlauf geht der erste Europa Grand Prix in Aserbaidschan sicherlich nicht in die Geschichtsbücher der Formel 1 ein. Auf der anderen Seite wäre ein derart ereignisloses Rennen auf so gut wie jeder anderen Rennstrecke im Kalender sicherlich noch weniger ansehnlich gewesen, als auf den Straßen Bakus. Das Flair der Metropole am Kaspischen Meer beglückte die Zuschauer mit schönen Fernsehbildern einer historischen und gleichzeitig modernen Stadt. Die Formel-1-Boliden an diesem Ort fahren zu sehen, war ohne Frage ein ungewohntes und interessantes Bild. Grund genug, um sich auch 2017 auf das Rennen in Baku zu freuen - und vielleicht beglücken uns die Fahrer ja dann mit einem aufregenderen Rennen.

Top: Podium-Garant Perez

Mit Sergio Perez hat Force India beinahe schon eine regelrechte Garantie auf herrenlose Podiumsplätze, Foto: Sutton
Mit Sergio Perez hat Force India beinahe schon eine regelrechte Garantie auf herrenlose Podiumsplätze, Foto: Sutton

Sergio Perez und seine Außenseiter-Auftritte auf dem Podium sind längst zu einer kleinen Erfolgsgeschichte in der Formel 1 geworden. Wann immer es für eines der Mittelfeld-Teams einen Podestplatz abzugreifen gibt, ist der Mexikaner zur Stelle. Nach seinem dritten Platz beim vorletzten Rennen in Monaco schlug Perez in Baku erneut zu. Selbst sein verhängnisvoller Fahrfehler im 3. Freien Training und die daraus resultierende Strafversetzung konnten ihn nicht stoppen.

In der Qualifikation zeigte Perez, dass er als Einziger auch nur annährend die Pace von Rosberg mitgehen konnte. Am Sonntag fuhr er vom Start weg ein blitzsauberes Rennen, taktierte richtig mit seinen Reifen und schnappte sich zur Krönung in der letzten Runde den dritten Platz von Kimi Räikkönen - und das, obwohl angesichts dessen Zeitstrafe gar keine Notwendigkeit mehr dafür bestand.

Top: Baku-Organisatoren haben immer eine Antwort

Unzulänglichkeiten an der Strecke wurden von den Organisatoren im Handumdrehen beseitigt, Foto: Sutton
Unzulänglichkeiten an der Strecke wurden von den Organisatoren im Handumdrehen beseitigt, Foto: Sutton

So eine jungfräuliche Rennstrecke bringt immer allerlei Anlass zum Feintuning mit sich. Das gilt vor allem für einen temporären Straßenkurs wie den Baku City Circuit. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass am ersten Trainingstag auch schon die ersten Probleme aufkamen. Zunächst lösten sich einige der Kerbs, woraufhin es in den Reifen der Formel-1-Boliden zu Einschnitten kam. Für die Organisatoren kein Problem: Erst wurden die Kerbs an den betroffenen Stellen verschweißt, danach wurden zur Sicherheit weitere Kerbs kurzerhand entfernt und durch Fahrbahnmarkierungen ersetzt. Problem gelöst.

Als eine weitere Herausforderung stellte sich die Boxeneinfahrt dar. Die Fahrer beschwerten sich nach den Trainings über die zu kurze und schwer erkennbare Boxeneinfahrts-Linie, bei der erst sehr spät ersichtlich wurde, wenn ein Konkurrent zum Boxenstopp abbiegt. Auch hier reagierten die Organisatoren schnell und flexibel: Die Linie für die Boxeneinfahrt wurde verlängert und weiter nach links verlegt. Dazu wurde ein Hinweisschild errichtet - wieder wurde ein Problem unkompliziert gelöst.

Flop: Hamiltons Höhenflug beendet

Nach zwei Siegen in Folge ging es für Hamilton in Baku ganz steil bergab, Foto: Sutton
Nach zwei Siegen in Folge ging es für Hamilton in Baku ganz steil bergab, Foto: Sutton

Das Premieren-Wochenende der Formel 1 in Baku war für Lewis Hamilton ein Wechselbad der Gefühle. In allen drei Trainings fuhr der Weltmeister Bestzeit und ließ damit keinen Zweifel an seiner bestechenden Form der vorangegangenen Rennen aufkommen. Doch mit dem Qualifying drehte sich der Wind für Hamilton. Statt die von Experten und Fans als fast sicher geglaubte Pole Position einzufahren, stand der Mercedes-Fahrer völlig neben sich. Ein Verbremser jagte den Nächsten und zu allem Überfluss torpedierte Hamilton bei seinem letzten Run noch die Mauer.

Vom zehnten Startplatz aus ging es im Rennen dann nur bis auf Rang fünf nach vorne. Warum? Ganz einfach: Wenn Hamilton sich selbst nicht im Weg steht, was zugegeben äußerst selten der Fall ist, übernimmt das die Technik. Offensichtlich in einem falschen Motor-Modus und mit verminderter Leistung unterwegs, diskutierte er rundenlang mit seinem Renningenieur im Boxenfunk über die zahlreichen Einstellmöglichkeiten seines Boliden. Das Problem erledigte sich dann acht Runden vor der Zielflagge von selbst - zu spät, um noch Boden nach vorne gutzumachen.

Flop: Disziplin der Fahrer sorgt für ödes Rennen

Das Safety Car drehte in Baku nur zur Streckeninspizierung seine Runden, Foto: Sutton
Das Safety Car drehte in Baku nur zur Streckeninspizierung seine Runden, Foto: Sutton

Vor Baku waren sich die meisten Experten einig: Aufgrund des Streckencharakters und der Erfahrungen aus den GP2-Rennen und den Trainings der Formel 1, würde der Grand Prix von Safety-Car-Phasen nur so überschwemmt werden. Tatsächlich erlebten wir am Sonntag jedoch nicht eine einzige Neutralisierung des Rennens. Das gesamte Feld riss sich derart am Riemen, dass der Nachmittag zu einer Art Highspeed-Sightseeing-Prozession durch das schöne Baku verkam. Somit blieb das mit Spannung erwartete Chaos-Rennen aus. Einer sah das alles sogar schon am Donnerstag voraus - und das war kein Geringerer als der Safety-Car-Pilot selbst, Bernd Mayländer. Der Deutsche gab bereits vor der ersten Ausfahrt der Formel-1-Piloten gegenüber Motorsport-Magazin.com seine 'Wahrscheinlichkeitsrechnung' für die Notwendigkeit des Safety Cars zum Besten: "Ich glaube gar nicht. Die haben alle die Hosen voll." Chapeau, Herr Mayländer.

Flop: Red Bulls Rohrkrepierer

Red Bull befand sich in Aserbaidschan auf verlorenem Posten, Foto: Sutton
Red Bull befand sich in Aserbaidschan auf verlorenem Posten, Foto: Sutton

Red Bull hatte einen holprigen Start ins Rennwochenende, als Daniel Ricciardo im 1. Freien Training seinen RB12 in die Mauer setzte. In der Qualifikation jedoch schlug die Truppe zurück. Vor allem Ricciardo tat dies, und zwar mit einer fabelhaften Last-Minute-Runde, mit der er sich vor die Konkurrenz von Ferrari schob. Für das Rennen stand für die Bullen damit nicht weniger als ein Podium auf dem Programm. Doch die Hoffnungen auf die Verfolgerrolle von Mercedes zerschlugen sich schon nach wenigen Runden: Der Reifenverschleiß setzte Ricciardo und Verstappen so sehr zu, dass beide Fahrer auf eine Zweistopp-Strategie wechseln und sogar auf den ungeliebten Medium-Reifen gehen mussten. Die Gründe dafür waren laut Dr. Helmut Marko schnell gefunden: Eine Änderung beim Setup über Nacht. "Von Freitag auf Samstag", so Marko. "Wir hatten dann aber keine Testgelegenheit mehr, weil wir ja so weit zurück waren. Da haben wir wohl etwas in eine falsche Richtung entwickelt."