"Das Rennen werde ich aus meinem Gedächtnis streichen." Daniil Kvyat erlebte in Baku einen weiteren Rückschlag. Nach einem hervorragenden Qualifying mit Platz sechs, fiel der junge Russe am Sonntag wegen eines Schadens an der Aufhängung aus. Es war das dritte punktelose Rennen für Kvyat seit der Strafversetzung von Red Bull zu Toro Rosso. Teamkollege Carlos Sainz fuhr hingegen in drei der letzten vier Grands Prix in die Top-10, erhält dafür Lob von allen Seiten.

Erlebt Kvyat überhaupt noch das Ende der Formel-1-Saison? Intern heißt es schon länger, dass es seine letzte Saison in der Königsklasse wird. Pierre Gasly steht als Nachfolger bereit, um den glücklosen Kvyat ab 2017 abzulösen. Es wäre das tragische Ende einer hoffnungsvollen Karriere. Kvyat, einst bei Red Bull als Supertalent gefeiert, befindet sich innerhalb kürzester Zeit auf dem absteigenden Ast.

Für Kvyat war in Baku vorzeitig Feierabend, Foto: Sutton
Für Kvyat war in Baku vorzeitig Feierabend, Foto: Sutton

Nächster Rückschlag in Baku

Dabei hätte es in Baku so gut laufen können. Dass Kvyat fahren kann, bewies er im Qualifying. Platz sechs - endlich wieder gute Punkte vor Augen für den Mann, der beim China GP noch auf dem Podium gestanden hatte. "Aber ich konnte nur ein paar Runden fahren, bevor ich wegen eines Problems mit der Hinterradaufhängung aufgeben musste", sagte Kvyat. "Das ist wirklich ärgerlich, aber so läuft es im Leben. That´s Racing."

Kvyat dürfte klar sein, dass er auf Bewährung fährt. Es käme wohl nicht einmal überraschend, wenn er noch unter der Saison sein Cockpit endgültig verlieren würde. Je stärker Teamkollege Sainz in den Rennen auftritt, desto mehr schwinden Kvyats Chancen. Der junge Spanier konnte in Baku allerdings auch nicht glänzen, sein Auto fiel ebenfalls mit einer defekten Aufhängung aus.

Sitzt Kvyat bis zum Saisonende überhaupt noch im Toro Rosso?, Foto: Sutton
Sitzt Kvyat bis zum Saisonende überhaupt noch im Toro Rosso?, Foto: Sutton

Große Chance beim Heimrennen

In zwei Wochen reist Toro Rosso zum Quasi-Heimspiel an den Red Bull Ring. Eine gute Möglichkeit für Kvyat, Kredit bei den Chefs zu sammeln. Ein gutes Ergebnis scheint dringend nötig, um Motorsportberater Helmut Marko milde zu stimmen. Der hatte schon nach Verstappens Barcelona-Sieg bei Motorsport-Magazin.com über Kvyat geschimpft: "Jetzt werde ich langsam ärgerlich. Wir haben ihn in der Formel 1 gelassen und ihm eine genaue Erklärung gegeben. Er hätte jetzt die Antwort auf der Piste geben können"

Im weiteren Verlauf blieb Kvyat diese Antwort schuldig. In Monaco kollidierte er mit Kevin Magnussens Renault und kassierte dafür eine Platzstrafe beim folgenden Rennen in Kanada. Zwar sammelte Kvyat im Fürstentum einen WM-Zähler, wurde von Teamkollege Sainz mit dessen sechstem Platz aber deutlich in den Schatten gestellt. Ähnliches Bild in Kanada, als Kvyat nur Zwölfter wurde, während Sainz es nach seiner Aufholjagd von P20 in die Punkte schaffte.

Pierre Gasly startet dieses Jahr für GP2-Newcomer Prema, Foto: GP2 Series
Pierre Gasly startet dieses Jahr für GP2-Newcomer Prema, Foto: GP2 Series

Kommt Gasly schneller als erwartet?

Könnte GP2-Pilot Gasly wirklich noch in dieser Saison zum seinem F1-Debüt kommen? Getestet hat der Franzose bereits mehrfach, kennt sich mit einem Formel-1-Boliden aus. Zuletzt in Baku verlor er den Sieg im Sonntagsrennen in letzter Sekunde. Aktuell belegt der 20-Jährige den vierten Platz in der Meisterschaft.

Im vergangenen Jahr hieß es intern bei Red Bull, dass er noch etwas brauche, um bereit zu sein für die Formel 1. Erlebt Kvyat weiter Pech und Pannen, könnte aber alles ganz schnell gehen. Es wäre nichts Neues in der Red-Bull-Familie...