Wie verlief der Start?

Das von vielen erwartete und von manchen auch erhoffte Chaos in der ersten Kurve blieb aus. Während die GP2 in Baku nach dem Erlöschen der Ampeln jede Menge Schrott produzierte, hatten sich die Formel-1-Piloten im Griff - mit einer kleinen Ausnahme. Haas-Pilot Esteban Gutierrez verbremste sich bei der Anfahrt zu Kurve eins und rammte den vor ihm fahrenden Nico Hülkenberg. Der Deutsche verlor daraufhin zwar ein paar Positionen, konnte aber wie Gutierrez weiterfahren.

Rosberg behielt beim Start in Baku die Nase vorne, Foto: Sutton
Rosberg behielt beim Start in Baku die Nase vorne, Foto: Sutton

Wie gut funktionierte der Windschatten auf der langen Geraden?

Immerhin in einer Wertung war Lewis Hamilton am Sonntag in Baku der Beste: Mit 364,4 km/h war kein Fahrer schneller unterwegs als der Brite. Wie viele andere Piloten profitierte Hamilton dabei vom Windschatten, auch wenn der von Valtteri Bottas aufgestellte Top-Speed von 366,1 km/h aus dem Qualifying nicht ganz erreicht wurde. Auch diesen hatte der Finne mithilfe von Windschatten erzielt, denn der zweitschnellste Mann, Max Verstappen, brachte es im Zeittraining "nur" auf 354,2 km/h.

Im Rennen waren die Unterschiede hingegen deutlich geringer, gleich drei Piloten übersprangen die Marke von 360 km/h und lediglich sechs Fahrer schafften es nicht, über 350 km/h zu beschleunigen. Ein klares Indiz dafür, dass der Windschatten auf der 2,2 Kilometer langen Start- und Zielgeraden funktionierte, und auch Überholmanöver deutlich erleichterte, war man nahe genug an seinem Vordermann dran.

Top-Speeds im Europa GP

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Lewis HamiltonMercedesMercedes364,4 km/h
2Nico HülkenbergForce IndiaMercedes363,5 km/h
3Marcus EricssonSauberFerrari360,6 km/h
4Carlos SainzToro RossoFerrari 2015358,6 km/h
5Kimi RäikkönenFerrariFerrari356,9 km/h

Worüber beklagte sich Räikkönen zu Rennbeginn?

Baku heißt übersetzt aus dem Persischen nicht umsonst "Stadt der Winde." Zu Beginn des Rennens wurden einige Mülltüten auf die Strecke geweht, die zunächst auf der Fahrbahn liegenblieben. "Hier fliegt so verdammtes Plastikzeug rum, ich muss versuchen auszuweichen!", ärgerte sich Kimi Räikkönen lautstark. Im Gegensatz zum Finnen gelang es seinem Ferrari-Teamkollegen Sebastian Vettel nicht, den Hindernissen auszuweichen, und sammelte eine der Tüten mit seinem Frontflügel auf. Schaden entstand dabei an seinem Boliden allerdings nicht und auch die Performance wurde nicht beeinträchtigt.

Warum wehrte sich Vettel gegen einen früheren Stopp?

Eigentlich hätte Sebastian Vettel seinen Boxenstopp bereits in der achten Runde absolvieren sollen. Ferrari wollte damit auf die frühen Stopps von Red Bull reagieren, doch der Heppenheimer verspürte noch genug Pace in seinen Reifen, widersetzte sich der Anordnung des Kommandostandes und stoppte erst nach 21 Umläufen.

"Letztendlich treffe ich die Entscheidungen, denn ich lenke das Auto", stellte Vettel klar. Schlussendlich erwies sich die Vorgehensweise als richtig, denn nach seinem Stopp lag er vor Daniel Ricciardo. "Wir haben es gemanagt, draußen zu bleiben. Die Reifen erholten sich und die Pace kam zurück. So fuhren wir schließlich schnellere Rundenzeiten als Daniel auf den frischen Reifen", resümierte der Ferrari-Pilot zufrieden.

Wie wirkte sich das Funkverbot aus?

Die seit dieser Saison geltenden strengen Funk-Vorschriften machten Lewis Hamilton das Leben schwer. Der Brite wollte wissen, welche Einstellungen er ändern muss, um wieder in den richtigen Motormodus zu kommen, doch der Kommandostand durfte ihm keine klaren Anweisungen geben, sondern nur mitteilen, dass das Problem eben an einem falschen Modus liegt. Den Weg zurück in den richtigen Modus musste Hamilton selbst finden.

Das führte zu einem kuriosen Gesprächsverlauf via Funk zwischen Hamilton und seinem Renningenieur Peter Bonnington. "Ich weiß nicht, was du meinst! Ich weiß nicht, was falsch ist. Ich schaue alle 5 Sekunden auf mein verdammtes Display und versuche den Schalter zu finden, der in der falschen Position ist", war Hamilton der Verzweiflung nahe, ehe es ihm nach vielen Runden endlich doch gelang, in den richtigen Modus zu wechseln.

Ein ähnliches Schicksal ereilte auch Kimi Räikkönen, der vom Ferrari-Kommandostand Hilfe bezüglich eines technischen Problems einforderte. Doch auch der Finne bekam keine klaren Informationen mitgeteilt. "Heute hatten wir eine verrückte Situation, weil die Fahrer uns gefragt haben, was sie tun sollen und wir es nicht beantworten durften", schüttelte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene den Kopf.

Was war bei Hamiltons los?

So ganz klar ist das nicht. Fest steht: Mercedes hatte Probleme mit einem bestimmten Motormodus. In diesem Modus rekuperierte die Hybrideinheit zu viel Energie, was im Endeffekt Rundenzeit kostete. Wie viel, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Mercedes spricht von vier Zehntelsekunden pro Runde, die es auf dem Papier kostete.

Auch darüber, wie lange Hamilton die Probleme hatte, gibt es unterschiedliche Aussagen. Hamilton selbst berichtete von Leistungsverlust von Runde eins bis Runde 41. Niki Lauda hingegen spricht von lediglich zwölf Runden.

Mercedes wusste, welche Einstellung falsch war, durfte Hamilton aber aufgrund der neuen Regelungen beim Boxenfunk nicht sagen, was genau die Ursache ist. Ratlos probierte Hamilton verschiedene Sachen aus. Teamkollege Nico Rosberg hatte exakt das gleiche Problem, fand die Lösung aber innerhalb einer Runde.

Warum wurde Räikkönen bestraft?

Kimi Räikkönen wurde mit einer Zeitstrafe in Höhe von Sekunden belegt, die am Ende zu seiner Gesamtzeit hinzuaddiert wurde, weil er die weiße Linie am Boxeneingang mit allen vier Rädern überquert hatte, ohne jedoch in die Box abgebogen zu sein. "Ich verstehe den Grund für die Strafe nicht. Ich kann mich nicht einmal an diese Regel erinnern", zeigte sich der Finne verärgert. Tatsächlich war diese unübliche Regeländerung erst am Freitag nach Bedenken wegen der Sicherheit bei der Anfahrt auf die Boxengasse in Baku vorgenommen worden.