Die Ausgangslage für das Premieren-Rennen der Formel 1 in Baku war für Red Bull nicht allzu schlecht. Daniel Ricciardo überraschte am Samstag mit seiner Fahrt vor die beiden Ferraris und rechnete sich dadurch, nicht ganz ohne Grund, Chancen auf einen Podestplatz aus. Teamkollege Max Verstappen erwartete von Position neun aus nichts anderes als einen Vormarsch. Mit den Plätzen sieben und acht verfehlten dann aber beide Piloten ihre Zielsetzung deutlich.

"Schlussendlich ist es ein sehr enttäuschendes Resultat, nachdem wir aus der ersten Startreihe ins Rennen gegangen sind", sagte Teamchef Christian Horner. Dabei hatte das Rennen für die Red-Bull-Mannschaft eigentlich sehr vielversprechend begonnen.

"Wir konnten die zweite Position halten und ich habe mich in den ersten Runden ziemlich gut gefühlt. Vor allem, da ich sehen konnte, dass Seb nicht aufholt", so Ricciardo, der zunächst recht optimistisch war. Auch Verstappen konnte in den ersten Runden Boden gutmachen und lag auf dem siebten Platz.

Ricciardo lag in Baku nur kurze Zeit vor Vettel, Foto: Sutton
Ricciardo lag in Baku nur kurze Zeit vor Vettel, Foto: Sutton

Red Bull von Beginn an ohne Biss

Die anfängliche Euphorie war jedoch schnell verflogen und kurz darauf begannen die Probleme für die Red-Bull-Mannschaft. "Nach Runde drei begann das Heck unheimlich zu rutschen und es war kaum zu kontrollieren. Nachdem ich zunächst sehr optimistisch für unser Rennen war, wurde ich dann unsicher", sagte der Australier.

Die Konsequenz dieser plötzlichen Verschleißerscheinungen war, dass die Crew bereits in Runde fünf Verstappen zum ersten Reifenwechsel an die Box holte und die Soft-Mischung aufzog. Ricciardo zog, immer noch auf Position zwei liegend, nur eine Runde später nach.

Die Red-Bull-Piloten mussten zu Rennbeginn oft in ihre Spiegel schauen, Foto: Sutton
Die Red-Bull-Piloten mussten zu Rennbeginn oft in ihre Spiegel schauen, Foto: Sutton

Auch Soft-Reifen verweigert den Dienst

Nach den Boxenstopps wurde relativ schnell deutlich, dass die Pace von Red Bull auch auf der Soft-Mischung alles andere als konkurrenzfähig war. "Die Situation hatte sich nach dem ersten Boxenstopp nicht verbessert und beide Fahrer haben über massiven Reifenverschleiß geklagt - und das auf einem Reifen, der bis zum Ende des Rennens halten sollte", so Teamchef Christian Horner.

Tatsächlich war Ricciardo hinter Vettel, Perez und Bottas zurückgefallen und sowohl er als auch Verstappen drohten, im Klassement noch weiter abzurutschen. Red Bull wurde dadurch schnell klar, dass die Einstopp-Strategie unter diesen Voraussetzungen nicht aufgehen würde.

Red Bull wurde zu einer Alternativ-Strategie gezwungen, Foto: Sutton
Red Bull wurde zu einer Alternativ-Strategie gezwungen, Foto: Sutton

Letzter Ausweg: Medium

Bereits in Runde 20 respektive 22 kamen Verstappen und Ricciardo daher zum zweiten Reifenwechsel an die Box. Die Taktiker von Red Bull sahen keinen anderen Ausweg, als einen zweiten Boxenstopp anzusetzen und es auf den Versuch mit dem Medium-Reifen ankommen zu lassen. "Unsere Strategie war eigentlich nicht verkehrt, denn ein Boxenstopp wäre ideal gewesen. Aber wir mussten uns der Reifensituation anpassen und wurden dadurch in eine Zweistopp-Strategie gezwungen", sagte Ricciardo.

Durch den zweiten Boxenstopp fielen beide Fahrer zunächst zurück. Während Ricciardo sich zwar immer noch in den Top-10 hielt, fuhr Verstappen zeitweise außerhalb der Punkteränge. Im weiteren Verlauf des Rennens zeigte sich jedoch, dass die Entscheidung des Teams der vermutlich beste Weg zur Schadensbegrenzung war.

Erst gegen Rennende ging es für Ricciardo und Verstappen auf dem Medium-Reifen noch einmal vorwärts, Foto: Sutton
Erst gegen Rennende ging es für Ricciardo und Verstappen auf dem Medium-Reifen noch einmal vorwärts, Foto: Sutton

Späte Attacke

"Nachdem wir auf die Medium-Reifen gewechselt haben, hatte ich zum Schluss das Gefühl, als würde ich fliegen", so Verstappen. In der Tat kamen er und sein Teamkollege in der Schlussphase immer besser in Schwung und konnten die Vorteile des Medium-Reifens voll ausspielen.

Beide kamen dadurch an Einstopper Hülkenberg vorbei und landeten vor allem auch vor Felipe Massa im Williams. Dadurch konnte Red Bull, trotz des enttäuschenden Sonntags, seinen Vorsprung auf die Truppe aus Grove in der Konstrukteurs-WM vergrößern - wenn auch nur um einen Punkt.