Top: Hamilton kaum zu schlagen

Lewis Hamilton und Kanada - das passt einfach. Zum fünften Mal gewann der Brite den Großen Preis in Montreal. Vom ersten Training an dominierte Hamilton das Wochenende, im Rennen ließ er sich auch von einem schwachen Start nicht aus der Fassung bringen. Er ließ Sebastian Vettel nicht davonziehen, nach seinem Stopp kontrollierte Hamilton das Rennen in weltmeisterlicher Manier. Mit einer Mischung aus Reifenschonung und partieller Tempoerhöhung brachte er den Sieg nach Hause. "Ich bin überwältigt, wenn ich daran zurückdenke, wie schwierig diese Saison vor den letzten beiden Rennen war. Ich bin unheimlich dankbar und gesegnet, dass ich jetzt diese beiden großartigen Wochenenden hatte", zeigte sich Hamilton angefasst von seiner Vorstellung.

Flop: Rosberg auf absteigendem Ast?

Rosberg mit Schadensbegrenzung, Foto: Sutton
Rosberg mit Schadensbegrenzung, Foto: Sutton

Einen grandiosen Saisonauftakt hat Nico Rosberg hingelegt. Vier Rennen am Stück gewann der Deutsche. Doch seit dem Spanien Grand Prix, als er und Dauerrivale Lewis Hamilton sich gegenseitig aus dem Rennen kegelten, scheint der Wurm drin. Wohingegen der Brite im Aufwind ist. Hamilton holte in den vergangenen zwei Rennen mit zwei Siegen 50 Punkte, Rosberg nur magere 16 Pünktchen. Der einst so komfortable WM-Vorsprung ist nach dem Problem-Wochenende in Kanada endgültig dahin.

Dabei hat Rosberg eigentlich gar nicht so viel falsch gemacht. Im Qualifying musste er sich Hamilton nur knapp geschlagen geben. Am Start zum Großen Preis von Kanada wäre der Deutsche sogar fast an Hamilton vorbeigekommen. Doch der Brite machte dicht und Rosberg musste aufs Gras. Damit war Platz drei futsch und Rosberg war am Ende der ersten Runde nur noch Zehnter. Dass die Aufholjagd müßig werden würde, lag auf der Hand. Rosberg verbrauchte auf der Power-Strecke viel Sprit, um sich zurück zu kämpfen. Daher musste der Deutsche im letzten Rennabschnitt oft lupfen - verheerend, wenn er noch um Positionen kämpfen muss. Schafft Rosberg es, sich künftig bei Starts am Riemen zu reißen, ist er sicherlich nach wie vor einer der Top-Favoriten auf den WM-Titel.

Top: Williams zurück auf dem Podest

Acht Rennen blieb Williams saisonübergreifend ohne Podestplatz, in Kanada klappte es wieder. Valtteri Bottas zeigte ein fehlerfreies Rennen und profitierte von den kalten äußeren Bedingungen sowie von den Überlegungen des Kommandostandes. Denn wie Mercedes versuchte sich auch Williams an einer Ein-Stopp-Strategie. Mit Erfolg: Von Startplatz sieben ging es vor bis auf Rang drei. Möglich machte es wie bei Hamilton der geringe Reifenverschleiß aufgrund der niedrigen Temperaturen. Ein besonders bemerkenswerter Aspekt beim Team aus Grove, die sonst mit stark abbauenden Reifen zu kämpfen haben. "Für uns als Team war es ein sehr starkes Rennen. Wir hatten eine sehr gute Strategie und einen guten Boxenstopp, bei dem einfach alles perfekt lief. Zudem fühlte sich das Auto heute einfach großartig an", so Bottas nach dem Rennen.

Flop: Spritverbrauch und "lift and coast"

Man kann die neuen Regularien zum Thema Spritverbrauch gut finden. Auf einer Power-Strecke wie dem Circuit Gilles-Villeneuve verbraucht man wesentlich mehr Benzin, wenn man im Feld feststeckt und viel überholen muss, mehr als auf manch anderem Kurs. Und die Leidtragenden am vergangenen Wochenende waren vor allem zwei ganz Große: Kimi Räikkönen und Nico Rosberg. Beide mussten sich durch das Feld kämpfen. Am Ende war jedoch Spritsparen angesagt. Beim Finnen war der Effekt so extrem, dass die Reifen auf den Geraden noch mehr abkühlten. "Jedes Mal, wenn wir ihn darum baten, Sprit zu sparen, ging er vom Gas. Deswegen kühlten die Reifen leichter ab und es war nicht leicht, das wieder aufzuholen", sagte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem Rennen.

Top: Vettel mit einem Super-Start

Sebastian Vettel sorgte in dieser Saison schon mehrfach mit tollen Starts für Aufsehen. In Kanada schloss er nahtlos daran an. Von Rang drei kam er so gut weg, dass die beiden Mercedes wie manövrierunfähige LKWs wirkten. "Ich habe schon bevor die Ampeln ausgingen ein Bauchgefühl gehabt, dass es ein guter Start wird", sagte Vettel nach dem Rennen. Die neuen Regeln, die mehr individuelle Qualität am Start erfordern, kommen dem viermaligen Weltmeister offenbar entgegen. Dass es dann nicht zum Sieg reichte, lag an der Strategie.

Flop: Ferrari-Strategen vereiteln Vettel-Siegchance

Ferrari-Strategen: Setzen, sechs!, Foto: Sutton
Ferrari-Strategen: Setzen, sechs!, Foto: Sutton

Während Vettel ein unglaublicher Start gelang, patzte sein Team bei der Strategie. Während der Virtual-Safety-Car-Phase in Runde zehn entschloss man am Ferrari-Kommandostand, Vettel an die Box zu holen. Pech für den Deutschen: Das Auto des VSC-Verursachers Jenson Button wurde schneller geborgen als angenommen. Da Vettel die Supersofts aufgezogen bekam, war klar, dass ein weiterer Boxenstopp kommen musste. Rennsieger Hamilton setzte auf eine Ein-Stopp-Strategie und fuhr das gesamte Rennen über auf einem Zeitenniveau wie Vettel. Damit war klar: Den möglichen Ferrari-Sieg haben die Strategen entschieden. "Nicht Sebastian und nicht die Ingenieure haben das entschieden, das waren unsere Strategen", lauteten die klaren Worte von Maurizio Arrivabene.

Top: Sainz prescht in die Punkte vor

Kaum wahrgenommen, hieß einer der heimlichen Montreal-Sieger Carlos Sainz. Aufgrund eines Getriebewechsels bekam der Spanier eine Strafe von fünf Startplätzen. Da er im Qualifying aber schon im zweiten Abschnitt in der Wall of Champions gelandet war, bedeutete das nur Startplatz 20. Von dort aus setzte Sainz jedoch zu einer tollen Aufholjagd an und beendete das Rennen auf Rang neun. "Das war ein sehr gutes Rennen für mich hier in Montreal. Wenn man mir vor dem Rennen gesagt hätte, dass ich Neunter wäre, hätte ich es sofort unterschrieben", so Sainz nach dem Rennen.

Bereits in Runde 13 stoppte der Toro-Rosso-Pilot und legte danach mehrere schnelle Runden hin. Dadurch konnte er mehrere Plätze gutmachen. Seine Pace reichte sogar, um auch nach einem zweiten Stopp noch in den Punkten zu bleiben. Wäre ohne den schlechten Startplatz also viel mehr möglich gewesen? Sainz bezweifelt dies. "Selbst wenn ich den Fehler im Qualifying nicht gemacht hätte, wäre es unmöglich gewesen, mehr als Platz acht herauszuholen", ist er sicher.