Zwischenzeitlich abgeschrieben, jetzt wieder Mercedes-Jäger Nummer 1: Ferrari gast zum Auftakt des Kanada Grand Prix mächtig an. Sebastian Vettel gelang es am Nachmittag sogar, Spitzenreiter Lewis Hamilton und dessen Teamkollege Nico Rosberg zu splitten. Vettels persönliche Bestzeit betrug 1:14.469 Minuten. Damit lag der vierfache Weltmeister nur gute 0,2 Sekunden hinter Hamilton, der beide Trainings anführte. Im 1. Training fehlte Vettel auf Platz drei knapp eine halbe Sekunde auf die Spitze.

Das Update-Paket am Ferrari schien zu funktionieren. Ein neuer Turbolader hat Einzug gehalten ins Auto, und auch die Hinterachse sollen die Ferrari-Ingenieure überarbeitet haben für das Montreal-Wochenende. Vettel sparte es sich wieder einmal, ins Detail zu gehen - mit der Performance der neuen Teile zeigte er sich aber zufrieden. "Insgesamt scheint das Auto zu funktionieren", sagte er. "Es war nichts verkehrt. All die neuen Teile scheinen das zu liefern, was wir erwartet hatten. Das sind die guten Neuigkeiten heute."

Nicht zwischen, sondern vor Mercedes

Mercedes bleibt der klare Favorit auf der Power-Strecke Circuit Gilles Villeneuve - doch Vettels starke Zeit hat die Silberpfeile aufhorchen lassen. Der Heppenheimer - zuletzt bemüht, die Probleme von Ferrari herunterzuspielen - ging einmal mehr mit großer Zuversicht ins weitere Wochenende. "Idealerweise mische ich mich nicht zwischen sie, sondern sehe vor ihnen", antwortete Vettel auf die Frage, ob er sich weiterhin zwischen beide Mercedes quetschen wolle.

Vettel weiter über die silberfarbene Konkurrenz: "Ich denke, dass sie schnell sein werden. Ist ja keine Überraschung. Die Strecke liegt ihnen, und in den vergangenen paar Jahren waren sie hier immer schnell." 2015 gewann Hamilton das Rennen in Montreal, Vettel zuletzt 2013 mit Red Bull. "Wir müssen unser Bestes geben und schauen, wohin uns das führt", so Vettel. "Aber je näher wir schon am Freitag dran sind, desto besser."

Dass Ferrari eine lange Nacht vor sich habe, war für Vettel allerdings auch klar. Das Gefühl im Auto sei in Ordnung gewesen, wegen all der Bodenwellen habe es sich aber relativ nervös fahren lassen - das übliche Problem auf der kanadischen Strecke. Vettel: "Ganz happy bin ich noch nicht. Aber zeigt mir mal einen Fahrer, der freitags komplett glücklich ist mit dem Auto. Du hast immer das Gefühl, dass sich noch etwas verbessern lässt."