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Ferrari ist spätestens seit Imola wieder an der Spitze: Michael Schumacher war sehr schnell und ohne seinen Fehler im zweiten Qualifying und Startplatz 13 hätte er eine große Chance auf den Sieg gehabt. Er ist ein tolles Rennen gefahren. Man darf jedoch nicht vergessen, dass Fernando Alonso sein zweites Rennen mit dem gleichen Motor bestritten hat. Der hatte die Strapazen von Bahrain schon ertragen müssen und deshalb war es für ihn ein schwieriges Rennen, bei dem er kein zu hohes Risiko eingehen durfte.

Einen großen Schritt nach vorne hat aber auch Bridgestone erzielt. Es war logisch, dass die irgendwann aufholen würden. Das ist nämlich immer das Problem bei Regeländerungen: Man versucht das beste und schnellste Produkt herzustellen, muss aber gegebenenfalls nachbessern. Michelin hatte bei den beiden ersten Rennen einen Vorteil. Jetzt sind Bridgestone und Michelin ungefähr gleichauf. Es werden Rennen kommen, wo die Michelins besser sind und es wird Rennen geben, bei denen Bridgestone die Nase vorn haben wird.

Bei McLaren wird man sich vermutlich die Frage stellen, welcher Fahrer in Barcelona fahren soll. Schließlich könnte man Wurz oder de la Rosa nach den starken Leistungen weiterhin fahren lassen. Ich denke, dass Montoya motiviert genug ist, um den Unterschied zu machen. Allerdings ist er zwei Rennen nicht gefahren und wenn er fit sein sollte, heißt das, dass er zu 100 Prozent fit ist? Oder zu 95 Prozent? In der Formel 1 gibt es viel Stress und es ist nicht einfach nach mehreren Wochen Pause in ein Auto zu steigen und sofort ans Limit zu gehen.

Die Chance auf die WM ist für Montoya jedenfalls vorbei. Vielleicht kann Räikkönen noch etwas machen. Aber auch er hat bisher nicht viel von sich gezeigt. Ich glaube, dass McLaren stark ist, aber sie haben ein bisschen Pech und es gibt immer wieder kleine Dinge, die ihnen Probleme bereiten. Aber so etwas kann schnell vorbei sein.

Ein großes Thema in der vergangenen Woche war der Fall B·A·R. Ich kann nicht beurteilen, ob sie gepfuscht haben oder nicht. Was man machen sollte, ist den Wagen in alle Einzelteile zu zerlegen – dann sieht man, ob sie einen Zusatztank haben. Jedenfalls scheint es ein potentielles Problem zu geben und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass B·A·R seine Punkte aberkannt bekommt.

Solche Dinge passieren jedoch immer wieder. Es ist selten, dass ein Sport zu 100 Prozent clean ist. Beim Fahrrad-Sport ist es das Doping. Solche Dinge sind nicht gut für den Sport. Formel 1 Fahrer brauchen kein Doping, die Autos aber wohl.

In Barcelona sehe ich drei Teams vorne: McLaren, Ferrari und Renault. Die Franzosen haben ein Top-Paket und einen B-Spec Motor für Alonso. Dazu ist es seine Heimstrecke. Ich denke, dass Alonso vorne sein wird, aber auch Ferrari wird nach Imola sehr, sehr motiviert sein. Sie haben hart gearbeitet. Die Williams und Toyota sehe ich in Barcelona nicht vorne.

Aber man erkennt, dass das gesamte Feld etwas näher zusammenrückt. Aus den großen Abständen werden kleinere, denn Reglements haben ein Limit. Ein Team, das schneller das Limit als ein anderes erreicht, kann nicht mehr so viele Verbesserungen erzielen. Ein Team, das weiter weg ist, wird dagegen mehr Boden gutmachen können. Das sehen wir auch bei Sauber. Sie haben die Fehler erkannt und Fortschritte erzielt. Aber Verbesserungen kann man nur erzielen, wenn man weiß, wo die Probleme liegen.