Ein schneller Bolide, ein ehrgeiziger Ricciardo und die Position an der Front: Der Sieg beim Großen Preis von Monaco war dem Australier aufgrund dieser drei Faktoren schon fast sicher - bis Red Bull ihm den Boxenstopp vermasselte. Als sie ihren Piloten an die Box riefen, lagen keine Reifen bereit, so musste Ricciardo fast 14 Sekunden warten. Wie dieser Fauxpas passieren konnte, erklärt Teamchef Christian Horner.

Ricciardo als großer Verlierer des Monaco Grand Prix

Nachdem das Rennen in Monaco aufgrund extremer Regenbedingungen hinter dem Safety Car gestartet wurde, konnte Ricciardo zu Beginn seine Spitzenposition ohne Probleme gegenüber Verfolger Lewis Hamilton verteidigen. In Runde 23 rief man den Red-Bull-Pilot dann erstmals an die Box, um auf Intermediates zu wechseln, Hamilton rückte so auf Position eins.

Neun Runden später bog auch der Mercedes-Pilot in die Boxengasse ein. Da der Kurs langsam abzutrocknen begann, entschied man sich für Ultasofts. Red Bull reagierte und rief daraufhin auch Ricciardo an die Box - auch er sollte auf Slicks wechseln.

Fast 14 Sekunden musste Ricciardo in Monaco auf einen neuen Satz Reifen warten, Foto: Sutton
Fast 14 Sekunden musste Ricciardo in Monaco auf einen neuen Satz Reifen warten, Foto: Sutton

Als der Australier allerdings an der Red-Bull-Box ankam, lagen keine Reifen für ihn bereit. "Ich hatte den Wunsch nach einem Pitstop nicht geäußert, sie hätten bereit sein müssen", war Ricciardo nach dem Rennen sichtlich enttäuscht. Bis sein Bolide mit einem Satz Supersofts ausgestattet war, musste er 13,53 Sekunden ausharren! Zum Vergleich: Sein erster Pitstop dauerte 3,39 Sekunden. Für Hamilton war der Sieg danach ein leichtes Spiel. Er war nach Ricciardos Stopp am Australier vorbei und danach auch nicht mehr einzuholen.

Darum lagen bei Red Bull keine Reifen bereit

Nachdem Hamilton in Runde 32 an die Box gerufen wurde, konterte man bei Red Bull ebenfalls mit einem Boxenstopp. Der ursprüngliche Plan, nämlich Ricciardo neue Softreifen aufzuziehen, wurde jedoch kurzerhand verworfen und man entschied sich für die superweiche Mischung, da Hamilton mit Ultrasofts auf die Strecke geschickt wurde.

Der spontane Strategiewechsel im Red-Bull-Lager wurde allerdings so kurzfristig entschieden, dass die Mechaniker es nicht mehr rechtzeitig schafften, die Pneus aus dem Lager zu holen und dann noch auf Temperatur zu bringen. "In Monaco ist die Pitwall unten und die Garage einen Stock höher gelegen", erklärt Teamchef Christian Horner den logistischen Aufwand, die Reifen erst einmal zu organisieren.

"Die Mechaniker hatten den Softreifen bereit zum Wechsel, dann kam die Anforderung nach dem Supersoft - dieser Satz lag allerdings zu diesem Zeitpunkt im hintersten Eck der Garage. Es war schlichtweg unmöglich, die Reifen rechtzeitig zum wartenden Auto zu befördern", klärt Horner den Reifen-Fauxpas auf. "Das hat uns dann die extra zehn Sekunden gekostet."

Das Lachen vergangen: Daniel Ricciardo zeigte sich am Podium in Monaco sichtlich enttäuscht, Foto: Sutton
Das Lachen vergangen: Daniel Ricciardo zeigte sich am Podium in Monaco sichtlich enttäuscht, Foto: Sutton

Horner: Entschuldigung an Daniel Ricciardo

Der Frust über den verlorenen Sieg war Ricciardo nach dem Rennen deutlich anzusehen. Während Hamilton bei der Siegerehrung am Podium feierte, stand der Australier nur betrübt daneben. Auf die Champagner-Dusche verzichtete er - genauso wie auf sein sonst so ansteckendes Lachen. "Wir haben uns in eine Rennsituation mit Lewis gebracht, die so nicht hätte sein sollen. Ich war der Schnellste unter allen Bedingungen. Der zweite Platz ist deshalb ein schlechtes Ergebnis", kommentierte er sein Rennen.

Horner ist bewusst, dass nicht Ricciardo, sondern alleine die Kommunikation im Team den möglichen Sieg verhindert hatte. "Alles, was wir tun können, ist, uns bei Daniel zu entschuldigen", erklärte der Teamchef deshalb nach dem Grand Prix. "Er hat im Rennen alles richtig gemacht. Unsere Kommunikation hat uns heute zurückgeworfen. Uns ist bewusst, wie schwer es ist, in Monaco zu überholen. Wir haben das Rennen bei unserem missglückten Boxenstopp verloren!"