Monaco ist das Highlight des Jahres - und es begann mit richtig Stunk! Erst landete Felipe Massa in Sainte Devote in der Leitplanke, dann reckte Daniel Ricciardo seinen erhobenen Mittelfinger aus dem Cockpit seines Red Bull. Stinkefinger-Alarm im feinen Monte Carlo. Doch an wen richtete sich diese Geste? Eine Auflösung blieben die Onboard-Aufnahmen schuldig. Der Australier war jedenfalls mehr als ungehalten. Im Funk ging der Honigdachs mit ihm durch. Ricciardo fluchte er: "Was für ein [zensiert] Kerl." Wer hat die australische Grinsekatze wohl so mächtig wütend gemacht?

Die Platzierungen: Die erste Bestzeit des Rennwochenendes erzielte Lewis Hamilton. Der dreimalige Weltmeister war 0,101 Sekunden schneller als sein Teamkollege Nico Rosberg auf Platz zwei. Sebastian Vettel reihte sich vier Zehntel dahinter auf Rang drei ein. Daniel Ricciardo, Max Verstappen und Daniil Kvyat komplettierten die Top-6

Die Zwischenfälle: 25 Minuten dauerte es. Dann forderte der Leitplankendschungel von Monte Carlo sein erstes Opfer: Felipe Massa. Der Brasilianer flog in der ersten Kurve ab und beschädigte sich die linke Seite seines Williams. Massa verlor einfach das Heck seines Boliden. Das Auto konnte mittels Kran aber gewohnt schnell geborgen werden. 2013 war Massa schon zweimal in dieser Kurve abgeflogen.

Kurz darauf zeiget Esteban Gutierrez den "Safe" der Session: Ausgangs des Tunnels brach ihm kurz das Heck aus, er konnte das Auto jedoch Millimeter von der Leitplanke fern halten. Sein Glück währte jedoch nicht lange. Eine knappe halbe Stunde vor Ende der Session rollte Gutierrez mit einem technischen Problem an seinem Haas kurz vor dem Tunnel aus.

Auch Lewis Hamilton entging einem unschönen und vor allem vorzeitigen Trainingsende, als er sich verbremste und in den Notausgang auswich. Das Auto blieb bei der Aktion unbeschädigt. Ganz anders als der Renault von Jolyon Palmer. Der Brite berührte im Hafenbereich rechts die Leitplanke und musste seinen Renault dann in der Schikane abstellen. Auch Daniil Kvyat hatte einen Ausrutscher in den Notausgang zu verzeichnen. Er quittierte die Nachfrage seines Teams nach einer Beschädigung jedoch via Funk recht lapidar mit: "Ich lebe noch!"

Den letzten Zwischenfall eines ereignisreichen Trainings verbuchte WM-Spitzenreiter Nico Rosberg für sich. Er schleppte seinen Mercedes in den Schlussminuten mit einem Reifenschaden an die Box zurück. Auslöser für den Reifenschaden war ein Gullideckel, der in Ste Devote in den Frontflügel von Jenson Buttons McLaren krachte und diesen in tausend Teile zersplitterte. Der kleine Gullideckel wurde vom vorausfahrenden Mercedes von Rosberg aufgewirbelt und schlitzte auch dessen Reifen auf. Die Session wurde danach mit der roten Flagge abgebrochen.

Die Reifen: Die Stunde lila hat für die Formel 1 geschlagen. Zum ersten Mal kommen in Monaco die violett markierten Ultrasoften Reifen zum Einsatz. In den vergangenen Jahren hatten die Teams im Fürstentum stets die weiche und die superweiche Mischung zur Auswahl. "Aber selbst diese war teilweise zu hart", erinnert sich Mercedes-Technikchef Paddy Lowe.

Umso spannender wird es an diesem Wochenende beim Renndebüt der neuen Pneus. Bei der Reifenwahl der Teams waren die ultraweichen Reifen erwartungsgemäß besonders beliebt. Mercedes hat gleich zehn Sätze Ultrasoft und nur zwei Supersoft und einen Soft bestellt. Die wenigstens Reifensätze der Lila-Sorte hat Manor geordert. Die Mannschaft von Pascal Wehrlein hat sechs ultraweiche, fünf superweiche und zwei weiche Sätze dabei.

Die Technik: Mehr Power für Renault! Zirka 35 PS und bis zu einer halben Sekunde Rundenzeitvorteil erhofft sich Renault vom heiß erwarteten neuen Motoren-Upgrade. In Monaco kommen jedoch vorerst nur Daniel Ricciardo und Kevin Magnussen in den Genuss des neuen Triebwerks. Mehr konnte Renault für dieses Wochenende noch nicht liefern. Da Red Bull gleichwertig zum Werksteam behandelt wird, gibt es für jede Mannschaft eine neue Power Unit.

Die Analyse: Mercedes ist auch auf dem Stadtkurs in Monaco die Nummer 1. So viel war zu erwarten. Der Silberpfeil besitzt jede Menge mechanischen Grip, ist in langsamen und mittelschnellen Kurven genauso gut wie in schnellen. Motorupdate bei Red Bull hin oder her: Auf einer Runde ist Mercedes erneut das Maß der Dinge. In Monaco kann aber bekanntlich viel passieren. Das Rennen ist lang, kratzt gerne an der Zwei-Stunde-Grenze. Überall lauert die Gefahr eines Mauerkontakts. Und natürlich ist auch das Wetter immer für eine Überraschung gut. Warten wir ab, wie es im 2. Training weitergeht...