Der letzte Testtag in Barcelona ist vorüber, nach zehn Testtagen sowie zwischendurch einem Rennwochenende kehrt die Formel 1 Barcelona für dieses Jahr den Rücken. Zu den Fahrern, die am Mittwoch ins Auto klettern durften, gehörte auch Jordan King. Der GP2-Pilot spulte 91 Runden für Manor ab. Für den Briten sind es nicht die ersten Kilometer in der Königsklasse gewesen. King durfte schon öfters bei Testfahrten sein Talent zeigen.

Da auch die GP2 am Wochenende in Barcelona fuhr, konnte King einen frischen Vergleich der beiden Rennserien ziehen. Auch, was die körperliche Beanspruchung angeht. "Die GP2 fordert physisch mehr. Deine Schultern und Arme schmerzen mehr, weil du keine Servolenkung hast. In der Formel 1 hast du die, es ist also für deine Arme und Schultern besser. Aber dein Nacken wird deutlich mehr beansprucht durch die höheren G-Kräfte", erklärt King. "Hast du einen starken Nacken, ist es einfacher, hast du einen schwachen Nacken, ist es schlimmer. Aber was die Arme und Schultern betrifft, ist es definitiv einfacher."

Generell möchte er jedoch nicht in die Kritik mit einstimmen, die sich seit Monaten über der Formel 1 entlädt, wonach es nicht mehr die Königsklasse sei. Unter anderem auch aufgrund der angeblich fehlenden physischen Herausforderung. "Wir haben 615 oder 620 PS in der GP2, in der F1 sind wir knapp bei 1.000 PS. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Man hat also immer noch den Wow-Faktor, wenn man beschleunigt", so der Brite.

In der GP2 ist Jordan King für Racing Engineering unterwegs, Foto: Sutton
In der GP2 ist Jordan King für Racing Engineering unterwegs, Foto: Sutton

Formel 1 immer noch die Königsklasse

Langsamer sei die Formel 1 ohnehin nicht geworden, sondern nur anders. "Wir haben ja in Bahrain gesehen, dass Lewis den Rundenrekord gebrochen hat, verglichen mit der V10-Ära und V8-Ära. Was sich verändert hat, ist die Rennabstimmung. Vor ein paar Jahren musste man damit keine Qualifikation fahren, sondern konnte das Setup über Nacht ändern. Man hatte da immer noch Spielraum", blickt King auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zurück.

Auch die Reifen-Situation sei nun eine andere, verglichen mit dem längst vergangenen 'Reifenkrieg'. "Bridgestone und Michelin haben hart gearbeitet, um einen Reifen zu entwickeln, der möglichst lange hält. Nun hat man einen einzigen Reifenhersteller, dem aufgetragen wird, dass seine Reifen spezielle Charakteristika aufweisen", so King. Sein Fazit daher: "Du musst anders fahren. Im Rennen sind die Rundenzeiten andere, es geht jetzt auch ums Spritsparen und andere Dinge. Bei uns in der GP2 ist es dasselbe, es ist tolles Racing. Es ist halt eine andere Art des Racing."

Kein Überfluss an Daten

Eine große Umstellung von GP2 zu Formel 1 sind auch die vielen Daten, die der Fahrer erhält. King sieht darin allerdings kein gesteigertes Problem, zumal die meisten viel Erfahrung in allen möglichen Nachwuchsklassen sammeln. "Ich würde nicht sagen, dass man mit Informationen überladen wird. Denn man arbeitet zehn Jahre, um hierher zu kommen", erklärt er.

Manor-Renndirektor Dave Ryan zieht ein positives Fazit des Arbeitstages. "Heute ging es dann darum, Jordan zum fahren zu kriegen. Und er hat eigentlich auch viel gearbeitet, was unseren Ingenieuren viele Daten zum analysieren gibt. Ein wirklich guter Tag", resümiert Ryan. Dass ein GP2-Pilot aber vielleicht doch nicht in gleichem Maße Hilfe leisten kann, wie ein Stammpilot, zeigt sein Nachsatz. "Wir haben diese Woche viele Antworten bekommen, vor allem gestern." Am Dienstag fuhr bekanntlich Pascal Wehrlein.