Nach dem turbulenten Spanien GP in Barcelona verwöhnt die Formel 1 Katalonien weiter mit Action auf der Strecke. Am Dienstag und Mittwoch finden die ersten beiden von insgesamt vier Tagen Testfahrten innerhalb der Saison 2016 auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya statt. Den ersten Tag beendete Sebastian Vettel im Ferrari an der Spitze des Zeitenklassements.

Ferrari konzentrierte sich insbesondere darauf, das Qualifying-Problem vom vergangenen Samstag zu verstehen. Insgesamt vier Nachwuchsfahrer griffen am Dienstag ins Lenkrad, Renault fuhr erstmals mit dem neuen B-Spec-Motor, Williams mit einem kuriosen Heckflügel.

Die Zeiten: Nach dem zunächst typischen Wechselspiel an der Spitze, übernahm im Lauf des Vormittags schließlich Jenson Button die Führung. Mit einer 1:23.753 Minuten auf den Supersofts setzte sich der McLaren-Piloten ganz oben im Zeitenklassement fest und gab diese Position bis zur Mittagspause nicht mehr ab. Mit seiner Runde wäre Button im Qualifying schnell genug gewesen, um in das Q3 einzuziehen. Am Samstag hatte er das noch verpasst.

Erster Verfolger am Vormittag war Sebastian Vettel. Dem Ferrari fehlten nur 0,01 Sekunden auf Button - allerdings auf Softs. Nico Rosberg wurde Dritter mit 1,3 Sekunden Rückstand.

Rosberg blieb knapp hinter Vettel, Foto: Sutton
Rosberg blieb knapp hinter Vettel, Foto: Sutton

Gleich zu Beginn der Nachmittagssession unterbot Vettel jedoch die Bestzeit. Erneut mit den soften Reifen unterwegs erzielte der Ferrari-Pilot eine 1:23.662 Minuten. Kurz darauf gaste auch Nico Rosberg auf derselben Mischung an und distanzierte Vettel um knapp drei Zehntel. Der konterte allerdings umgehend, übernahm in 1:23.220 Minuten erneut die Führung. Damit war Vettel gut eine Zehntel schneller als im Qualifying am Samstag.

Auch Romain Grosjean verbesserte sich am Nachmittag Stück für Stück, hatte mit den Spitzenpositionen trotz Einsatz der Supersofts jedoch nichts zu tun. Selbst der erste Einsatz der Ultrasofts an diesem Tag brachte Grosjean schließlich lediglich auf Rang vier - noch immer sechs Zehntel hinter der Spitze. Pascal Wehrlein unterdessen schoss mit einer 1:24.297 Minuten auf Supersofts kurz vor Testende ebenfalls vorbei an Daniel Ricciardo auf Rang fünf.

Pos Fahrer Team ZeitRundenReifen
1 Sebastian Vettel Ferrari 1:23.220 103 Soft
2 Nico Rosberg Mercedes 1:23.337 119Soft
3Jenson ButtonMcLaren1:23.75386Supersoft
4 Romain Grosjean Haas 1:23.882 96Ultrasoft
5 Pascal Wehrlein Manor 1:24.297 86Supersoft
6 Daniel Ricciardo Red Bull 1:24.307 89Soft
7 Pierre Gasly Toro Rosso 1:24.82178Soft
8 Alfonso Celis Force India 1:25.467 99Supersoft
9 Alex Lynn Williams 1:26.071 86Medium
10 Esteban Ocon Renault 1:26.530 105Medium

Rundenkönig: Am Vormittag reagierte Deutschland: Nico Rosberg erzielte mit 54 Umläufen die meisten Runden vor dem Duo Sebastian Vettel und Pascal Wehrlein mit je 50. Am wenigsten zum Fahren kam Red Bulls Daniel Ricciardo mit 31 Umläufen. Die Nachmittagseinheit hinzugerechnet verschob sich das Bild in Sachen Differenzen nur leicht. Auch am Endes des Tages thronte Rosberg (115) an der Spitze vor Esteban Ocon (105). Drittfleißigster Rundensammler war Vettel (103). Am Ende der Tabelle sortierte sich Pierre Gasly (78) ein.

Die Zwischenfälle: Gab es nicht. Keine roten Flagge, keine Ausritte.

Die wichtigsten Themen der Formel-1-Testfahrt in Barcelona:

Ferrari mit Qualifying-Simulation: Nach der Qualifying-Schmach am Samstag in Barcelona hat Ferrari den anschließenden ersten Testtag genutzt, um an genau jener mysteriösen Schwäche auf eine schnelle Runde zu arbeiten. Zu diesem Zweck absolvierte Sebastian Vettel fast am gesamten Vormittag ein Spezialprogramm in diesem Bereich. "Es ist kein Geheimnis, dass wir am Samstag zu kämpfen hatten, deshalb probieren wir Einiges aus", bestätigte Vettel.

Nachmittags folgte eine regelrechte Qualifying-Simulation. Ferrari ging zur gleichen Uhrzeit, also bei ähnlichen Bedingungen, auf die Strecke wie am Samstag. Allerdings fand Vettel im Vergleich zum Q3 nur gut eine Zehntel. Damit wäre er nicht einmal an Kimi Räikkönen vorbeigekommen.

Williams teste einen doppelten Heckflügel, Foto: Sutton
Williams teste einen doppelten Heckflügel, Foto: Sutton

Der Williams-Doppeldecker: Für die größten Augen sorgte am ersten Testtag Williams, deren Nachwuchspilot Alex Lynn den FW38 mit einem radikal modifizierten Heckflügel auf die Strecke fuhr. Das an einen Doppeldecker erinnernde Modell dient Williams, um erste Erfahrungswerte für das 2017 neue Reglement zu sammeln.

Im kommenden Jahr gelten in der Formel 1 neue Aerodynamik-Regeln. Entsprechend waren die auch am Frontflügel vorgenommenen Modifikationen nach aktuellem Reglement zwar irregulär, bei Testfahrten jedoch sind solche Maßnahmen gestattet. Letztlich so aussehen werden die Boliden 2017 jedoch eher nicht. Williams ging es vor allem darum, die wirkenden Kräfte zu simulieren.

Die Young Driver: An zwei der vier Testtage innerhalb der Saison müssen die Rennställe Nachwuchspiloten mit maximal zwei Rennen Erfahrung einsetzen. Williams, Toro Rosso, Force India und Renault haben am Dienstag die Hälfte dieser Pflicht erfüllt. Für Williams erzielte GP2-Barcelona-Sieger Alex Lynn mit 1:26.071 Minuten die beste Zeit in 86 Runden, für Toro Rosso GP2-Spitzenreiter Pierre Gasly mit 1:24.821 Minuten die beste Zeit in 78 Runden, für Renault Esteban Ocon mit 1:26.530 die beste Zeit in 105 Runden und für Force India Alfonso Celis mit 1:25.467 Minuten die beste Zeit in 99 Runden. Das Quartett machte einen soliden Job. Keine Crashes, keine Abflüge, keine Ausritte.

Renault ist in Barcelona mit neuer Aero, neuer Power Unit und neuer Aufhängung unterwegs, Foto: Sutton
Renault ist in Barcelona mit neuer Aero, neuer Power Unit und neuer Aufhängung unterwegs, Foto: Sutton

Die neue Renault-Power: Spätestens in Kanada, vielleicht schon in Monaco, bringt Renault eine verbesserte Power Unit. Das hängt von den Ergebnissen der Testfahrten diese Woche ab. Gleich am ersten Tag brummte das neue Aggregat im R.S.16 und war zumindest schon einmal von deutlich kernigerem Klang als sein Vorgänger.

Das neue Haas-Chassis: Romain Grosjean bekam für den Test ein ganz neues Chassis verpasst. Zuletzt hatte sich der Franzose mehrfach massiv über das Fahrverhalten seines Haas VF-16 beschwert. Weil das Team durch Setup-Anpassungen nie zu einer idealen Lösung fand, soll dieser radikale Schritt nun Besserung bringen.

Wo war Sauber? Nicht da. Warum? Man habe weder neue Teile zum Testen noch Nachwuchsfahrer, teilte das Team vor Barcelona mit. Insbesondere Ersteres dürfte vor allem auf die finanziellen Turbulenzen des Teams zurückzuführen sein.