Was für ein Einstand. Max Verstappen ist in seinem ersten Qualifying für Red Bull Racing sofort eingeschlagen wie eine Granate. Anfängerfehler? Einfindungsschwierigkeiten? Fehlanzeige! In Barcelona stellt der 18-jährige Youngster seinen RB12 gleich mal in die zweite Startreihe - direkt hinter seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo und vor beide Ferrari-Piloten.

Den Australier hätte Verstappen sogar fast auch noch geschlagen, lag nach dem ersten Schuss im Q3 vorne. Doch im letzten Moment quetschte Ricciardo noch die entscheidenden Extra-Zehntel aus dem Red Bull. "Was der aus dem Auto herausgeholt hat - das sind die sogenannten 110 Prozent. Ricciardo kann aufbauen. Der weiß, wann es wichtig ist, und liefert dann ab. Er hat noch ein paar Kleinigkeiten am Auto verändert, was Verstappen nicht kann, weil er die ganzen Details noch nicht kennt", erklärt Red Bulls Motorsport-Berater Helmut Marko im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Verstappen in Q1 und Q2 schneller als Ricciardo

Eine grandiose Runde von Ricciardo, schwärmt Marko. Und Verstappen? "Eine grundsolide Leistung von ihm, richtig stark!", lobt er den Aufsteiger. Nicht nur die Performance im entscheidenden Qualifying-Segment spricht für die Qualitäten des Max Verstappen. Auch zuvor brillierte er: Jeweils P3 in Q1 und Q2, beide Male schneller als Ricciardo.

Dieser Vergleich mit dem Teamkollegen interessiert Verstappen jedoch (noch) nicht. Er ärgere sich nicht, noch hinter Ricciardo zurückgefallen zu sein. "Absolut nicht. Ich bin sehr zufrieden mit meinem ersten Qualifying. Ich hatte viel Spaß. Wir haben uns gegenseitig angetrieben und das ist sehr gut für das Team", sagt Verstappen. Das muss selbst Mercedes anerkennen. "Red Bull hat es verdient. Ricciardo und Verstappen haben sich nichts geschenkt. Ein spannender Kampf! Das ist gut für die Formel 1", sagt Toto Wolff.

Verstappens Geheimnis: Mit Genuss zum Erfolg

Generell gehe es für Verstappen beim Spanien GP aber nur darum, Spaß zu haben. "Ich habe nichts erwartet, bin einfach ins Auto gesprungen und habe gewartet, was passiert. Mein Hauptziel war heute, alles zu genießen. Denn wenn man es genießt, das Auto zu fahren, hilft das. Das hat auch funktioniert, es lief gut", sagt er. Er fühle sich von Runde zu Runde wohler im Auto. Perfekt sei es aber noch nicht. "Das dauert noch ein paar Wochenenden", sagt Verstappen. "Ich kämpfe mich immer noch Stück für Stück ans Limit heran. Ich weiß noch nicht wo das Limit ist. Aber ich bin auf einem guten Weg, denke ich", ergänzt er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Der RB12 macht dem Shootingsstar einfach tierisch Spaß. "Du hast mehr Grip, das sieht du auch deutlich an den Rundenzeiten", zieht Verstappen einen Vergleich zum Toro Rosso. Die Performance sei unwahrscheinlich gut: "Von der Pace her ist das Podium hier möglich!", jubelt Verstappen.

Aber ich möchte das Rennen erstmal fahren, fange jetzt nicht an zu träumen und bleibe fokussiert. "Morgen kommt es auf einen sauberen Start und eine saubere erste Runde an. Dann sollten wir eine gute Pace haben. Meine Herangehensweise bleibt gleich - einfach mit weniger Autos vor uns", scherzt Verstappen.

Ricciardo braucht keine Extra-Motivation durch Verstappen

Auf den Start setzt auch Helmut Marko. "Mercedes ist hier außer Reichweite. Wenn wir am Start vorbeikommen, könnte es aber spannend werden. Ricciardo hatte teilweise super Starts, er war ja schon einmal in Führung", sagt der Motorsportberater im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Daniel Ricciardo ist nur wegen der "erwarteten Sensation" Max Verstappen (O-Ton Teamchef Christian Horner) also alles andere als abgesagt bei Red Bull. Ganz im Gegenteil. "Es war eine tolle Performance von beiden Fahrern heute. Es war eine phänomenale Runde von Daniel Ricciardo", schwärmt Horner.

Und so sieht auch der Sunnyboy aus Perth in seinem schnellen, neuen Teamkollegen mehr Antrieb als Konkurrenz. "Ich bin froh, vor beiden Ferrari zu sein - wir beide, auch Max. Das ist unglaublich gut", sagt Ricciardo. "Es hat etwas gedauert, aber im Q3 wusste ich, dass ich eine Runde drauf habe, die die nötige Pace hat. Ich musste es nur zusammenbekommen", erinnert Ricciardo. Dass er in Q1 und Q2 langsamer gewesen sei als der Teamkollege? Egal! "Bis dahin hatte es nicht geklappt, aber Q3 zählt. Ich habe getan, was ich tun musste", stellt Ricciardo richtigerweise klar.

Aber sicher - das Gefühl an diesem Wochenende sei schon anders, so Ricciardo. Mehr Aufmerksamkeit für das gesamte Team wegen des neuen Mannes in der anderen Garagenhälfte. Und dieser Mann habe sich gleich als schnell erweisen. Anfang des Qualifyings wie gesagt sogar schneller als der arrivierte Ricciardo selbst. Ein Ansporn, ja. Aber ein normaler: "Deine Mentalität ist hier, dass du jeden schlagen musst. Ich brauche also keine Extra-Motivation. Ich liebe den Sport, den Wettbewerb und mit Max im Team ist es einfach eine weiter Herausforderung", sagt Ricciardo.

Daniel Ricciardo meldete sich in Spanien in den Top-3 zurück. Grins., Foto: Sutton
Daniel Ricciardo meldete sich in Spanien in den Top-3 zurück. Grins., Foto: Sutton

Ricciardo: Keine Selbstzweifel wegen "heißer Anlage" Verstappen

"Max hatte schon eine Zeit im Q3 gesetzt und ja, natürlich schaust du da rüber zu deinem Teamkollegen - aber ich habe genauso auf die Ferrari geschaut. Ich habe gedacht, es wäre gut, vor einen von ihnen zu kommen. Aber an beiden und auch noch an Max vorbeizuspringen ... ein guter Tag!", jubelt Ricciardo. "Aber ich habe nie an mit gezweifelt", schiebt er grinsend hinterher - uch wenn Verstappen im Fahrerlager gerade als die "heißeste junge Anlage" gelte ...