Der Europa-Auftakt der Formel 1 in Barcelona gilt als wichtiger Prüfstein für Ferrari. Gelingt es der Scuderia auch an jenem Ort, wo man bei den vorsaisonalen Testfahrten mehrere Tagesbestzeiten erzielte, nicht, Mercedes zu schlagen, deutet alles auf einen problemlosen Durchmarsch der Silberpfeile zum nächsten WM-Titel hin.

Bei Lewis Hamilton gibt es noch Luft nach oben, Foto: Sutton
Bei Lewis Hamilton gibt es noch Luft nach oben, Foto: Sutton

Die Leistung der Freitagstrainings auf dem Circuit de Catalunya lässt Maranello vorerst aber einmal aufatmen. Über eine Runde fehlten Kimi Räikkönen im repräsentativen zweiten Freien Training nur zweieinhalb Zehntel auf die Bestzeit von Nico Rosberg (Sebastian Vettel, der in der Regel schneller als der Finne ist, brachte keine saubere fliegende Runde zustande), und auch mit vollen Tanks sah die Performance durchaus vielversprechend aus.

Pirelli bringt die Soft-, Medium- und Hard-Mischung zum Großen Preis von Spanien, wobei der Großteil der Longruns auf der weichsten der drei Mischungen absolviert wurde. Die beste Volltank-Performance auf den gelb markierten Reifen legte Sebastian Vettel hin, der kontinuierlich unter den Zeiten der Mercedes-Piloten blieb und damit den erhofften Ferrari-Aufwärtstrend zumindest vorläufig bestätigte. Als einzigem Piloten im Feld gelang es Vettel, mehrere Runden im tiefen 1:29er-Bereich beziehungsweise darunter aneinander zu reihen.

"Am Ende war es nur der Freitag, da müssen wir aufpassen mit Urteilen", wollte der Heppenheimer die starke Performance allerdings nicht überbewerten, wohlwissend, dass Mercedes in der Regel in der Lage ist, im weiteren Verlauf des Rennwochenendes markant an Leistung zuzulegen, und die Spritmengen wie gewohnt ein Fragezeichen darstellen. Aber: "Der erste Eindruck bei der Pace war gut."

Mercedes: Respekt vor Ferrari-Pace

Dem Silberpfeil-Lager blieb die starke Ferrari-Vorstellung jedenfalls nicht verborgen, nachdem man der Scuderia vor zwei Wochen in Sochi auf wesentlich glatterem Asphalt noch deutlich überlegen gewesen war. "Die Zeiten sahen sowohl auf den längeren als auch den kürzeren Stints gut aus. Ich fühle mich im Auto, das einige neue Teile aufweist, sehr wohl, und sie schienen gut zu funktionieren. Ferrari sieht auf dieser Strecke ebenfalls sehr stark aus", zog WM-Leader Nico Rosberg ein Fazit über den Freitag.

Wesentlich weniger zufrieden war da schon sein Teamkollege Lewis Hamilton, der mit der Balance seines Boliden keineswegs glücklich war und noch viel Verbesserungspotenzial ortete. "Es steht fest, dass heute Abend jede Menge Arbeit auf uns wartet, um das Auto so hinzubekommen, wie ich es gerne hätte", stellte der Brite klar, der bei einem stattlichen Rückstand von 43 Punkten auf Rosberg hält.

Ähnlich wie auf den Soft-Reifen, stellte sich das Kräfteverhältnis auch auf den Medium-Pneus dar, die für den Grand Prix die bevorzugte Wahl sein dürften. "Näher dran an Mercedes? Schwer zu sagen, wo wir verglichen mit unseren Gegnern stehen", urteilte Kimi Räikkönen vorsichtig. "Es ist nur Freitag, aber wir sind besser klar gekommen als an anderen Freitagen. Ich würde sagen, dass wir mal einen normalen Job gemacht haben."