Am Donnerstag vor dem Spanien GP dreht sich im Fahrerlager alles nur um ein Thema: Den Cockpit-Tausch zwischen Daniil Kvyat und Max Verstappen. Kvyat wird vom Red-Bull-Fahrer zum Toro-Rosso-Piloten degradiert, Verstappen wird vom Schwesterteam ins A-Team befördert.

In der spektakulären Pressekonferenz mussten beide Piloten bereits Rede und Antwort stehen. Kvyat überraschte mit klaren Aussagen. "Es gab keine echten Erklärungen, wenn die Bosse etwas wollen, dann machen sie es einfach", sagte der Russe vor der Weltöffentlichkeit.

Wenig später musste sich dann Red Bulls Teamchef Christian Horner vor der Presse erklären. Normalerweise gibt es am Donnerstag keine Pressekonferenz mit Horner. Red Bull wollte die Sache für die Öffentlichkeit darstellen.

Und auch der Teamchef zeigte sich überraschend ehrlich. "Für viele sah es so aus, als wäre Russland ein Katalysator für diese Entscheidung gewesen, aber das war er nicht. Wir haben verdammt viele Daten über unsere vier Fahrer zur Verfügung und darin haben wir einfach gesehen, dass Daniil aktuell Probleme hat, mit seinem Teamkollegen mitzuhalten", so Horner.

Für Max Verstappen lief bislang alles perfekt im Motorsport, Foto: Sutton
Für Max Verstappen lief bislang alles perfekt im Motorsport, Foto: Sutton

Dass die sportliche Leistung nicht allein für die Versetzungen ausschlaggebend war, ist kein Geheimnis. Red Bull brauchte den Platz für Max Verstappen. Im vergangenen Jahr konnte Red Bull Kvyat nur nicht vor die Tür setzen, weil er mehr Punkte holte als Daniel Ricciardo.

Red Bull aber musste Verstappen ins Cockpit hieven, weil der Niederländer auch von anderen Teams umgarnt wird. "Er ist eines der heißesten Objekte in der ganzen Formel 1, da ist es nur normal, dass andere Teams die Hände nach ihm ausstrecken", bestätigte Horner gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Horner weiter: "Ich glaube, dass dieser Schritt - was die Red Bull Fahrer angeht - auch den Fahrermarkt für die Zukunft tötet." Heißt im Klartext: Mit der Beförderung hält man Verstappen bei Laune und vor allem bei Red Bull. Auch wenn der Teamchef bestreitet, dass es Druck seitens des Verstappen-Clans gegen hätte. "Nein, Max war wahrscheinlich mehr von der Entscheidung überrascht als Daniil", so Horner.

Für Kvyat soll die Degradierung aber nicht das Ende sein. "Die Formel 1 kostet Red Bull mit beiden Teams zig Millionen Euro im Jahr. Warum sollten wir ihm noch ein Cockpit geben, wenn wir nicht an ihn glauben?", erklärt Horner. "Alles ist möglich."

Wie geht es nach der Saison wohl weiter bei Daniil Kvyat?, Foto: Sutton
Wie geht es nach der Saison wohl weiter bei Daniil Kvyat?, Foto: Sutton

"Damit haben wir für die nächsten Jahre eine der besten, wenn nicht sogar das beste Fahrer-Duo der Formel 1", ist Horner überzeugt. Über mehr Gehalt darf sich Verstappen aber nicht freuen. "Die Gehälter sind fix", stellt der Chef klar. Doch auch mit seinem Toro-Rosso-Gehalt gehört Verstappen wohl eher zu den besserverdienenden 18-Jährigen.

Zu früh kommt die Beförderung für Horner nicht. "Viele Leute haben gesagt, dass es viel zu früh sei, als er mit 16 Jahren in die Formel 1 kam. Er hat bewiesen, der er eins der aufregendsten Dinge im Fahrerlager ist. Er hat gezeigt, dass er ein großartiges Naturtalent ist, super überholen kann und er Rennen fahren kann. Und er kann noch so viel lernen. Bei ihm sitzt ein sehr reifer Kopf auf jungen Schultern."

Mit Daniel Ricciardo hat Verstappen nun einen echten Brocken neben sich. "Wie Daniel aktuell fährt, glaube ich, dass es aktuell keinen besseren Formel-1-Fahrer gibt als ihn", glaubt Horner sogar. Auch wenn Ricciardo nach außen den Sunnyboy gibt, der Australier weiß, wie in der Formel 1 gespielt wird. "Wir hatten aber schon zuvor schwierige Beziehungen zwischen Fahrern." Ein Hinweis auf die Rivalität zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber. Horner nimmt es gelassen: "Das passiert, wenn man zwei schnelle Fahrer im Team hat."