Europaauftakt in der Formel 1! Für Haas F1 eine doppelte Premiere: Der Spanien GP ist nicht nur das erste Rennwochenende des neuen US-Teams auf europäischem Boden, sondern auch der erste GP, bei dem der Rookie-Rennstall auf Streckendaten zugreifen kann. Immerhin hatte auch Haas an den achttägigen Wintertestfahrten in Barcelona teilgenommen - und 474 Runden abgespult. Das entspricht immerhin soliden sieben Renndistanzen.

Ensprechend gespannt blickt Haas dem Spanien GP entgegen. Wie groß sind die Fortschritte nach vier Rennwochenenden mit beeindruckenden drei Punkteresultaten wirklich? Ein großer Vergleichstest steht an. Dafür bringt Haas so einige Neuerungen mit nach Südspanien.

Das letzte Rennen: Historische Punkte in Russland

Nach einem starken Saisonstart mit fetten Punkten in Australien und Bahrain ereilte Haas in China ein Rückschlag: Keine Performance, keine Punkte. Ein Glück für das Team aus Kannapolis, dass es das Ruder in Russland direkt wieder herumzureißen wusste. Mit Platz acht steuerte Romain Grosjean weitere vier Zähler zum Punktkonto des US-Rennstalls bei.

Esteban Gutierrez sah als 17. ebenfalls die Zielflagge und komplettierte so die zweite doppelte Ankunft für sein Team in Serie. Das dritte Punktewochenende des Jahres bedeutete zudem Rookie-Rekord: In diesem Jahrtausend hatte ein Neueinsteiger-Team gleich in seiner ersten Saison noch nie bei drei Rennen Punkte erzielt. Haas hat es nun in gerade einmal vier GP geschafft.

In Russland setzte Haas erneut einen neuen Frontflügel ein, Foto: Sutton
In Russland setzte Haas erneut einen neuen Frontflügel ein, Foto: Sutton

Die Neuerungen: Neuer Frontflügel bekommt Gesellschaft

Barcelona ist als erster europäischer Austragungsort im Rennkalender traditionell Schauplatz großer Updates an den Boliden der Formel 1. Das neue Haas F1 Team bildet da keine Ausnahme. Nachdem Amerikaner in Russland schon einen neuen Frontflügel montiert hatten, bekommt dieser nun am anderen Ende des VF-16 Gesellschaft: Romain Grosjean und Esteban Gutierrez dürfen sich über eine neue Heckpartie freuen. Der Frontflügel jedenfalls habe sich als gut erwiesen. "Beide Fahrer haben ihn gemocht. Er macht das Auto in den Kurven stabiler, sodass wir uns entschieden haben, den neuen Flügel weiter zu verwenden", sagt Teamchef Günther Steiner.

Damit nicht genug der Neuerungen. Auch unter der Haube gibt Haas Gas. Der Ferrari-Kunde erhält für Spanien die neueste, um drei Token verbesserte, Ausbaustufe der Power Units aus Maranello, welche die Scuderia selbst bereits in Russland erstmals eingesetzt hatte.

Die Erwartungen: Realitäts-Check in Spanien

Haas F1 reist als unerwartet starker WM-Fünfter nach Spanien. Mit 29 Punkten Rückstand auf Williams liegt das Team immerhin fünf Zähler vor dem zuvor wesentlich stärker eingeschätzen Toro Rosso. Zwar hat Teamchef Günther Steiner bereits zugestanden, diese Platzierung wohl kaum über den Verlauf einer gesamten Saison retten zu können, doch stehen in Barcelona die Chancen gut, zumindest ein weiteres Rennen auf P5 zu überdauern.

Hintergrund ist, dass Haas dank der Wintertestfahrten zum ersten Mal mit Vorkenntnissen zu einem Rennwochenende fährt. Dieses Wissen versteht Haas jedoch weniger als Vorteil gegenüber der Konkurrenz - immerhin testete die ja ebenfalls in Montmelo -, sondern vielmehr als wichtiger Indikator für die eigene Entwicklung und Fortschritte des Haas F1 Teams in den ersten Saisonrennen, Stichwort Vergleichstest.

"Es ist kein wirklicher Vorteil. Es ist einfach ein Realitäts-Check. Wir können testen, was wir über die vergangenen vier Rennen erreicht haben. Deshalb freuen wir uns darauf, weil wir das, womit wir gestartet sind, damit vergleichen können, was wir jetzt haben. Endlich haben wir etwas, womit wir uns vergleichen können", sagt Steiner. Andererseits werde die Strecke aufgrund der Bedingungen deutlich anders sein, als vor zwei Monaten, weiß der Teamchef. Trotzdem seien die Daten hilfreich, ergänzt Romain Grosjean. Er freue sich bereits darauf, zu sehen, was sich alles verbessert habe und ob Haas wirklich in die richtige Richtung entwickelt habe. Auch Esteban Gutierrez geht davor aus, dass sich einzig die Frage stelle, wie viel - nicht ob - man sich verbessert habe.

Bei den Boxenstopps verliert Haas noch Zeit auf die Konkurrenz, Foto: Sutton
Bei den Boxenstopps verliert Haas noch Zeit auf die Konkurrenz, Foto: Sutton

Die Erwartungen seines Teamchef an das Ergebnis der ersten großen Standortbestimmung sind derweil klar. "Das Team hat signifikante Schritte gemacht. Es hat sich in diesen zwei Monate jede Menge weiterentwickelt, aber das ist für ein neues Team auch wieder normal. Auf jeden Fall sind wir jetzt ein viel besseres Team, als wir es noch vor zwei Monaten waren", sagt Steiner. Auch Gutierrez meint, die Entwicklung des Teams schreite "sehr, sehr schnell" voran.

Steiner meint damit derweil auch die Boxencrew - seit Saisonbeginn eine Schwachstelle bei Haas. Doch die verhältnismäßig langsamen Mechaniker hätten zuletzt stetig zugelegt, versichert Steiner. Gerade in Barcelona wichtig, kommt es in Catalunya wegen des hohen Reifenverschleißes in der Regel zu vielen Boxenstopps. Doch auf die Position im Rennen komme es gerade ohnehin noch nicht vordergrundig an, meint Grosjean. "Ich setze mir nicht gerne eine Vorgabe, was die Position angeht. Ich denke, wir sind ohnehin schon besser, als jeder erwartet hat, mich eingeschlossen", sagt Grosjean.

China sei ein Stück weit sogar gut gewesen, da es das Team geerdet habe. "Aber wir verbessern uns und können noch in vielen Bereichen zulegen", sagt er. In Barcelona sollten es daher schon idealerweise wieder Punkte für Grosjean werden:"Wir haben schon oft gezeigt, dass wir ein guter Anwärter auf Punkte sind ..." Die Voraussetzung dafür seien so gut wie nie zuvor meint sein Teamkollege. "Es ist das erste Mal, dass wir mit Daten ankommen, sodass wir uns wirklich darauf konzentrieren können, das Maximum herauszuholen und das Auto feinzutunen", sagt Gutierrez.

Die Statistik: Haas F1 beim Spanien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Romain Grosjean - -1- 20-
Esteban Gutierrez - -1- --

Die Fahrer: Grosjean und Gutierrez beim Spanien GP

Romain Grosjean in Spanien: Die Bilanz des Schweizers mit französischer Rennlizenz in Spanien liest sich passabel. Zwei achte Plätze in den beiden vergangenen Jahren brachten Grosjean bereits Punkte. 2013 sah er das Ziel nicht, dafür gelang dem damaligen Lotus-Piloten 2012 mit Rang vier sein bislang bestes Resultat in Barcelona - noch dazu die schnellste Rennrunde.

Esteban Gutierrez in Spanien: Der Mexikaner war in seinen beiden Jahren bei Sauber in Spanien nur marginal erfolgreich. Ein Elfter und ein 16. Platz brachten zwar keine Punkte, doch 2013 reichte es immerhin zur schnellsten Rennrunde für Gutierrez.

Die Prognose: Punkte in Reichweite

  • Viele Boxenstopps in Barcelona schmerzen unerfahrene Boxencrew
  • Erstmals Streckendaten verfügbar
  • Konkurrenz neu aufgestellt (Kvyat) - muss sich erst einspielen
  • Russland bestätigte: China war nur Ausrutscher

Motorsport-Magazin.com meint: Wenn nicht jetzt wann dann? Haas hat aufgrund der Vorkenntnisse in Barcelona so gute Chance auf Punkte wie nie zuvor. Und Zähler holten die Rookies auch so schon bei drei von vier Versuchen. Die Voraussetzungen scheinen also ideal für eine doppelte Punkteankunft - das gab's bisher immerhin noch nicht. Doch Vorsicht: Die veränderten Bedingungen könnten Haas noch einen Strich durch die Rechnung machen. (Jonas Fehling)