Ein Cockpit-Tausch mit Folgen: Daniil Kvyat und Max Verstappen tauschen vor dem Spanien GP in Barcelona Teams. Verstappen wird somit zum Red-Bull-Piloten befördert, Kvyat wird zum Toro-Rosso-Schüler degradiert. Nachsitzen für den Russen, nachdem er bei seinem Heimrennen vor wenigen Tagen Sebastian Vettel abgeschossen hatte. Das Red-Bull-Beben löst eine Mini-Lawine aus. Motorsport-Magazin.com erklärt, welche Folgen die Cockpit-Rochade hat.

Folge 1: Verstappen gesichert

Max Verstappen zieht nicht den schönsten, sondern den schnellsten Overall an, Foto: Teams/Fotomontage
Max Verstappen zieht nicht den schönsten, sondern den schnellsten Overall an, Foto: Teams/Fotomontage

Auf kaum einen Fahrer sang Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko solche Loblieder wie auf Max Verstappen. Der Österreicher hat Verstappen trotz aller Kritik am Alter in den Toro Rosso gesetzt. Marko will aus Verstappen den nächsten Vettel machen - allerdings kann er aktuell noch keinen Red Bull bieten, wie ihn Vettel zwischen 2010 und 2013 hatte.

Eigentlich war Verstappen den Toro-Rosso-Kinderschuhen bereits Ende 2015 entwachsen. Allerding gab es bei Red Bull kein Cockpit für Verstappen. Weil Marko trotz eines langjährigen Vertrags Angst hat, Verstappen zu verlieren, wurde der Shooting-Star lieber früher als später in den Red Bull gesetzt. Weil 2017 ein neues Reglement in Kraft tritt, dürfte Ferrari vorerst Probleme haben, Verstappen als Räikkönen-Ersatz zu gewinnen.

Folge 2: Kvyat wird zum Bauernopfer

Übermut tut selten gut - das musste nun Daniil Kvyat schmerzvoll am eigenen Leib erfahren. Nachdem sich der Russe in China noch das Lob der Formel-1-Fachwelt einholte, wurde er in Russland binnen eines Kilometers vom Hero zum Zero. Zwei Berührungen mit Vettel, zweimal schuld: Bei Red Bull brodelte es nach Sochi unter dem Dach. Die Folge: Kvyat wird degradiert.

Kvyat wurde wohl nicht diese Szene zum Verhängnis, sondern Verstappen, Foto: Sutton
Kvyat wurde wohl nicht diese Szene zum Verhängnis, sondern Verstappen, Foto: Sutton

Tatsächlich wird es aber weniger der Russland-Fehler an sich sein, der Kvyat seinen Job gekostet hat und auch nicht die 2016 bisher mäßigen Qualifying-Leistungen: Verstappen dürfte der Auslöser sein. Für Kvyat ist das doppelt bitter: Nicht nur, dass er bei Red Bull keine Chance mehr bekommt, den Fehler wiedergut zu machen, mit der Degradierung ist seine Formel-1-Karriere so gut wie zu Ende.

Fährt Pierre Gasly eine einigermaßen gute GP2-Saison, fährt er in der Formel 1. Für Kvyat wird es dann schwierig: Jean-Eric Vergne, Jaime Alguersuari, Sebastien Buemi oder Scott Speed können alle ein Lied davon singen, was nach dem Aus bei Toro Rosso in der Formel 1 noch wartet.

Folge 3: Vettel der Buhmann

Nachdem Vettel Kvyat in China völlig zu Unrecht angegangen war, war Vettels Kritik nach den Russland-Attacken gerechtfertigt. Allerdings lässt sich darüber streiten, ob es nach einer dummen Aktion, die Kvyat auch noch selbst eingesehen hatte, so deutliche Worte brauchte. Vettel ging unter den Augen der Weltöffentlichkeit an den Red-Bull-Kommandostand und forderte Teamchef Christian Horner dazu auf, ein ernstes Wort mit seinem Piloten zu reden.

"Er hat Recht, wir müssen mit Kvyat ein ernstes Wort reden", sagte Dr. Helmut Marko anschließend zu Motorsport-Magazin.com. Dass das keine leeren Drohungen waren, ist spätestens jetzt klar. Auch wenn die Vettel-Beschwerde natürlich nichts mit dem Rauswurf von Kvyat zu tun hat, es bleibt ein fader Beigeschmack.

Folge 4: Doppelter Druck bei Red Bull

Für Daniel Ricciardo ist Max Verstappen eine neue Reifeprüfung. Nicht nur sportlich, sondern auch politisch. Dass Verstappen kein einfacher Teamkollege ist, kann Carlos Sainz bestätigen. Vettels Thronfolger ist als Neuling bei Red Bull sicher kein Bittsteller, er wird auch dem A-Team seinen Stempel aufdrücken wollen und auch dürfen.

Kvyat und Verstappen tauschen Plätze, Foto: Sutton
Kvyat und Verstappen tauschen Plätze, Foto: Sutton

Allerdings wird Red Bull auch zum ersten richtigen Härtetest für Verstappen. Sainz hat sich als schwerere Nuss erwiesen, als viele zuvor vermutet hatten. Doch mit Daniel Ricciardo hat der Niederländer einen GP-Sieger und Vettel-Bezwinger an seiner Seite. Tut sich Verstappen gegen Ricciardo schwer, ist der Ruf des Wunderkindes schnell weg. Es gibt viel zu gewinnen, aber auch einiges zu verlieren.

Folge 5: Eine Option weniger für Ferrari

Ferrari ist auf der Suche nach einem geeigneten Räikkönen-Ersatz. Für viele kam die Vertragsverlängerung von Kimi Räikkönen im vergangenen Jahr ohnehin schon überraschend, ob der Finne noch ein weiteres Jahr bei Ferrari fahren wird, ist zumindest fraglich. Sebastian Vettel hätte zwar Räikkönen gerne weiterhin als Teamkollegen, aber wenn Ferrari in der Konstrukteurswertung ernsthaft mitreden will, braucht es zwei Top-Piloten. Dieses Potential konnte Kimi Räikkönen zuletzt selten beweisen.

Die Frage ist nur: Wer könnte Kimi Räikkönen beerben? Ferrari soll angeblich mit Max Verstappen geflirtet haben - doch diese Romanze scheint nun vorerst vorbei zu sein. Auch Daniel Ricciardo soll übrigens für Ferrari in Frage kommen - was der Sache jetzt umso mehr Würze verleiht.