Für Honda läuft die Formel-1-Saison 2016 deutlich besser als das erste Jahr des Comebacks. Bislang hat McLaren noch keinen einzigen Schaden zu beklagen, der von Honda ausgegangen wäre. Die Zuverlässigkeit stimmt. Auch bei der Leistung hat Honda einen Sprung gemacht. Dabei haben die Japaner über den Winter noch nicht einmal das ganze Pulver verschossen.

18 von 32 Entwicklungs-Token hat Honda über die Winterpause investiert. Zum Vergleich: Ferrari gab 23 Token aus, Mercedes 19, Renault nur sieben. Während die Konkurrenz in Russland die ersten Mini-Updates brachte, fährt Honda noch mit der Australien-Spezifikation. Nach Renault haben die Japaner noch die zweitmeisten Token in der Hinterhand.

"Wir haben Entwicklungen, wir müssen nur entscheiden, wann wir die neuen Technologien bringen", sagte Hondas Motorenchef Yusuke Hasegawa Motorsport-Magazin.com. Honda will kein Risiko mehr eingehen, will die große Bühne der Formel 1 nicht mehr als Testlabor hernehmen. Zuverlässigkeit wird im Entwicklungszentrum in Tochigi getestet.

Renault bringt Ausbaustufe in Kanada

Während sich Renault die vielen Token für ein großes Update aufgespart hat, das beim Großen Preis von Kanada in Montreal debütieren soll, will Honda nicht so recht raus mit der Sprache, ob es ein großes oder mehrere kleine Updates geben wird. "Ich hoffe, dass es ein großer Schritt wird", sagte Hasegawa-san. "Einige der neuen Teile sind sehr vielversprechend, aber bevor wir sie nicht haben, kann ich noch keine exakten Zahlen nennen, was sie uns bringen."

Hersteller Token benutzt Token übrig
Ferrari 23 + 3 6
Honda 18 14
Mercedes 19 +2 11
Renault 7 + 1 24

Bei den Zielen ist Honda vorsichtig geworden. Man hört, dass bei Honda seit der Ablöse von Yasuhisa Arai ein anderer Wind weht. Honda erfüllt nicht mehr alle McLaren-Wünsche bedingungslos. Der Führungsstil von Ron Dennis gefällt den Japanern nicht.

Mit Hasegawa-san ist die Realität in Japan eingekehrt, Foto: Sutton
Mit Hasegawa-san ist die Realität in Japan eingekehrt, Foto: Sutton

Während Ron Dennis noch immer von der totalen Dominanz träumt, denkt Hondas neuer Motorenchef Hasegawa-san Schritt für Schritt. "Mercedes, Ferrari, Red Bull und Williams sind sehr stark. Wir sind in einer Gruppe mit Force India, Toro Rosso und Haas. Es ist natürlich ein großer Unterschied zwischen Platz fünf und Platz acht. Wir versuchen so schnell es geht an die Spitze dieser Gruppe zu kommen. Wenn wir das geschafft haben, versuchen wir die Top-Teams herauszufordern."

Im nächsten Jahr wird Honda immerhin eine Sorge los: Die Token. Ab 2017 dürfen die Hersteller entwickeln wie sie wollen. "Darüber bin ich sehr glücklich", gibt Hasegawa-san zu. "Aber es wird natürlich aufgrund der neuen Freiheiten auch eine sehr große Herausforderung für die Ingenieure. Es wird eine andere Herausforderung."

Ob es ein so großer Vorteil für Honda sein wird, ist fraglich. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Token überbewertet wurden. Ein Token bringt nur etwas, wenn man auch etwas damit anzufangen weiß. Deshalb warten Renault und Honda derzeit auch noch. Es soll keine Schnellschüsse geben, die dann nicht sitzen.

Token-Freigabe Fluch und Segen

Die Zwickmühle: Honda darf theoretisch das gesamte Motorenkonzept ändern. Honda hat Turbolader, Kompressor und MGU-H im V des Motors angebracht, um Bauraum zu sparen und McLaren eine aggressivere Aerodynamik zu erlauben. Mercedes hat den Turbolader hinter dem Motor, MGU-H im V und Kompressor an der Vorderseite des Motors angebracht. Das ist vor allem thermisch deutlich besser als Hondas Lösung.

Honda muss sich entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Dementsprechend könnte die Weiterentwicklung für das Jahr 2016 leiden, weil möglicherweise im Jahr daraus ohnehin wieder alles auf den Kopf gestellt wird. "Wir studieren natürlich im Moment alles und jede Möglichkeit. Vielleicht müssen wir schon sehr bald unsere Entscheidungen für das nächste Jahr treffen. Es drängt schon sehr", gibt Hasegawa-san zu.