Weltpremiere in Sochi: Red Bull testete im ersten Freien Training zum Großen Preis von Russland erstmals den sogenannten Aero Screen. Der vom Team entwickelte Cockpitschutz könnte ab der Saison 2017 verpflichtend an allen Autos zum Einsatz kommen, um die Sicherheit der Piloten zu verbessen.

Angebracht war die Kanzel, die einer Windschutzscheibe gleicht, an Daniel Ricciardos Auto, der lediglich eine langsame Installationsrunde absolvierte, ehe der Aero Screen wieder demontiert wurde, um zum gewöhnlichen Trainingsbetrieb überzugehen.

Längere Runs sind derzeit nicht möglich, weil nicht nur die Aerodynamik des Boliden unter dem Aufbau leidet, sondern auch die Kühlung. Die Windschutzscheibe leitet die Luft über die Airbox, wodurch nicht nur der Staudruck im Ansaugtrichter sinkt, sondern auch Kühler weniger Frischluftzufuhr erhalten.

Das Konzept von Red Bull steht in Konkurrenz zu Halo, einem von Mercedes entwickelten Cockpitschutz-Modell. Der Heiligenschein beruht auf einem ringförmigen Bügel, der praktisch über den Helm des Piloten gespannt ist und in der Mitte an einer vertikalen Strebe fixiert ist. Diese Stütze entfällt beim Entwurf von Red Bull.

Der Vorteil ist klar: Neben größeren Geschossen wie Rädern können auch kleinere Teile von der Windschutzscheibe abgehalten werden. Die Schutzfunktion vor größeren Gegenständen bleibt weiterhin bestehen: Das FIA Sicherheitsinstitut beschoss den Aero Screen bereits mit einem 225 Stundenkilometer schnellen Rad. Das Teststück hielt der Belastung stand.

Auch dem Test mit einem ein Kilogramm schweren Projektil hielt der Aero Screen problemlos stand. Das Projektil traf dabei mit 230 Kilogramm auf die Scheibe. Beim Unfall von Felipe Massa 2009 in Ungarn traf den Brasilianer eine 800 Gramm schwere Feder. Massa wäre mit Aero Screen wohl ohne Verletzung davongekommen.

Halo wurde bereits im Zuge der Testfahrten vor Saisonbeginn von den Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen getestet. Mit der Einführung eines Cockpitschutzes reagiert die FIA auf die sich häufenden Kopfverletzungen durch umherfliegende Autoteile. In den letzten Jahren kamen aufgrund dessen die Piloten Henry Surtees und Justin Wilson ums Leben.

Ricciardo zufrieden

Daniel Ricciardo zeigte sich nach seiner Proberunde mit Aero Screen zufrieden. "Was die Sichtweite betrifft, war es ziemlich gut", erklärte der Red-Bull-Pilot. "Die Sicht zur Seite war ebenfalls gut. Die Struktur verläuft bei den Spiegeln, deshalb wird man nicht behindert. Es ist nur ein bisschen ungewohnt, eine solche Struktur dort zu haben."