Damit wäre Red Bull eine Art Supersimulator gelungen: Ein gesamtes Auto mit Motor und Fahrer kann auf einem Prüfstand gefahren werden, vor den Scheiben ist die digitale Simulation der Rennstrecke zu sehen. Ein Quantensprung gegenüber herkömmlichen Fahrsimulatoren, die mit mehr oder weniger realistischen Modellen und Nachbauten des Autos auskommen. Laut wollte sich Teamchef Horner bislang nicht zu den Gerüchten äußern. Richtig sei, dass man den Simulator so kontinuierlich weiterentwickle, wie das Auto selbst, so Horner.

Wettrennen um den besten Simulator

Formel-1-Simulatoren erreichen die nächste Stufe, Foto: Santander
Formel-1-Simulatoren erreichen die nächste Stufe, Foto: Santander

Längst ist Simulation zu einem der Schlüsselfaktoren im Rennsport geworden. Wie vielleicht bei keiner anderen Sportart profitiert der Motorsport vom digitalen Wandel, der die Stellenprofile von Ingenieuren und anderen technischen Berufen erfasst hat und die Technologie in immer schnelleren Schritten verbessert. Nicht nur für das Training der Piloten, sondern auch für die Weiterentwicklung der Boliden spielt die digitale Fahrsimulation inzwischen eine entscheidende Rolle. Reale Testfahrten sind in der Formel 1 nur äußerst limitiert möglich und darüber hinaus sehr teuer - die meisten Testläufe und Trainingseinheiten werden virtuell absolviert. Im Bereich der Fahrsimulation findet daher ein Wettrennen um die besten Simulatoren statt, dass ebenso hart geführt wird wie auf der Strecke.

Dass Red Bull Racing den Schritt gegangen ist und ihr ganzes Auto in den Simulator verbaut hat, wird von vielen durchaus für möglich gehalten. Immerhin hat das mehrfache Weltmeisterteam ein sattes Budget von 260 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Man wisse nie, was die anderen Teams machen, wird Otmar Szalfnauer vom Team Force-India zitiert. Würde das Gerücht stimmen, sei das ein Schritt, "der viel weitergehen würde als alles, was wir bisher auch nur in Erwägung gezogen haben."

Vorsprung durch Immersion

Die Fahrer arbeiten hart im Simulator, Foto: Ferrari
Die Fahrer arbeiten hart im Simulator, Foto: Ferrari

Dass Red Bull in der Formel 1 keine Nebenrolle spielen will, hat Red Bull Boss Dietrich Mateschitz bereits mehr als deutlich gemacht. Eine Offensive in Sachen Simulation könnte ein Versuch sein, den voraussichtlich noch bis 2017 nicht konkurrenzfähigen Renault-Motor auszugleichen, den Red Bull seit 2015 notgedrungen fährt. Denn nicht nur auf die Weiterentwicklung des Boliden dürfte sich das als Katalysator erweisen, sondern vor allem auch für das Training - nicht zuletzt aus psychologischen Gründen. Je realistischer ein Simulator ist, desto immersiver wirkt er auf den Fahrer und zieht ihn mit höchster Konzentration mitten ins Geschehen. Nur wenn die Simulation glaubhaft und motivierend ist, kann vom Fahrer die höchste Leistung abgerufen werden. Es bleibt also spannend. Red Bull konnte die vergangene Saison trotz des Renault-Motors auf Platz 4 abschließen - für die Saisonmitte 2016 peilt das Team den dritten Platz an.