Vielversprechender Beginn, aber unbefriedigendes Ende: So lässt sich der Große Preis von China für Nico Hülkenberg und seine Force-India-Truppe beschreiben. In der Anfangsphase schien der Rennstall von Vijay Mallya als eines der wenigen Teams von all den Turbulenzen unbehelligt davonzukommen. Doch dann verkam ein clever gedachter Taktikkniff von Hülkenberg zum Show-Stopper für den Le-Mans-Sieger von 2015.

Hülkenberg bog bei seinem Boxenstopp direkt hinter seinem Teamkollegen Sergio Perez in die Boxengasse ab. Um beim eigentlichen Boxenstopp nicht allzu lange hinter dem Mexikaner warten zu müssen, versuchte er bei der Einfahrt einen Abstand zwischen sich und den Teamkollegen zu bringen. Dabei ließ er es, zumindest für Sebastian Vettels Geschmack, etwas zu gemütlich angehen. Vettel scherte aus und überholte sowohl ihn als auch den hinter Hülkenberg klemmenden Carlos Sainz in der Boxeneinfahrt.

Hülkenberg: Zwei Strafen in zwei Tagen

Im ersten Moment sah es nur nach einer verlorenen Position aus, doch kurz darauf wurde eine Untersuchung gegen Hülkenberg eingeleitet. Das Vergehen lautete: Aufhalten anderer Fahrer durch unbegründet langsames Fahren in der Boxeneinfahrt. Damit verstieß Hülkenberg gegen Artikel 27.5 des sportlichen Formel-1-Reglements der FIA: Zu keiner Zeit darf ein Fahrzeug unnötig langsam oder unberechenbar, oder in einer für andere Fahrer oder Personen potentiell gefährlichen Art und Weise bewegt werden.

Gegeben hatte es diese Situation bereits in der Vergangenheit: Im Jahr 2005 fuhr Kimi Räikkönen, damals noch in Diensten von McLaren-Mercedes, in Spa Francorchamps während einer Safety-Car-Phase ebenfalls auffällig langsam in die Box, um damit dem vor ihm fahrenden Teamkollegen Juan-Pablo Montoya aus dem Weg zu gehen.

Während der Finne mit seiner Aktion damals Erfolg hatte, schaffte Hülkenberg dies nicht und verlor beim Boxenstopp einige Positionen. "Das Safety Car hat all die gute Arbeit über den Haufen geworfen, da ich hinter Sergio warten musste und dann durchgereicht wurde", sagte der Deutsche.

Die Rennleitung war sich schnell einig und ein Urteil der Stewards folgte auf dem Fuße. Hülkenberg bekam eine, beim nächsten Boxenstopp abzusitzende, fünf Sekunden Zeitstrafe aufgebrummt. Zusätzlich gab es auch noch zwei Strafpunkte auf das Punktekonto bei der FIA. "Die Regeln besagen, dass man bei der Einfahrt nicht verlangsamen sollte, aber im Eifer des Gefechts fällt es schwer, das abzuwägen, wenn es dir einen Vorteil verschafft", fand Hülkenberg eine einfache Erklärung für die Situation.

Sergio Perez im Übrigen bekam in dieser Phase des Rennens ebenfalls eine Strafe. Der Grund dafür war eine Unsafe Release .

Force India versucht es mit Reifen-Roulette

Für die Red Bulls war Nico Hülkenberg heute keine Gefahr, Foto: Sutton
Für die Red Bulls war Nico Hülkenberg heute keine Gefahr, Foto: Sutton

Auf Position 14 liegend kam Hülkenberg in Runde 26 in die Box, um Reifen zu wechseln und die Strafe abzusitzen - nebenbei bemerkt die zweite Strafe an diesem Wochenende, nachdem er am Samstag eine Strafversetzung in der Startaufstellung in Kauf nehmen musste. Als Zwanzigster nahm der Deutsche das Rennen wieder auf. Im Nachhinein betrachtet war dies laut Hülkenberg aber kein Weltuntergang: "Die Strafe war ein Rückschlag, aber am Ende hat es hinsichtlich meines Ergebnisses keinen großen Unterschied gemacht."

Wie sich im weiteren Rennverlauf nämlich zeigen sollte, war Force India mit seiner Rennpace ohnehin auf verlorenem Posten unterwegs. Sichtlich frustriert funkte Hülkenberg gegen Rennmitte an die Box, dass er es gerne mit der Alternativ-Strategie versuchen würde. Die Antwort seines Renningenieurs war ernüchternd: "Auf der sind wir schon."

Die Tatsache, dass nach dem Tohuwabohu am Start und der darauffolgenden Safety-Car-Phase das Feld sehr eng beieinander war, sieht der Deutsche als einen der Hauptgründe für die schwache Performance. "Die Luftverwirbelungen haben uns zu schaffen gemacht. Es kamen von hinten viele schnellere Autos durchs Feld und das hat meine Reifen zerstört.", sagte Hülkenberg.

Hülkenberg versuchte im weiteren Verlauf des Rennens alle drei Reifenmischungen, kam aber auf keinen grünen Zweig: "In der Tat war der Reifenverschleiß heute das Hauptthema und es schien so, als ob wir darunter mehr gelitten hätten als einige andere, weshalb ich in der zweiten Rennhälfte nur noch zurückgefallen bin."

Im letzten Stint zog man bei ihm sogar noch einmal Supersoft auf, womit er - wenn auch nur für die Statistik - die schnellste Rennrunde erzielen konnte. Zufriedenstellend war dies jedoch nicht. "Es war ein frustrierendes Rennen, obwohl der Start und die ersten paar Runden gut waren. Schlussendlich hatten wir einfach nicht die Pace, um wieder zurück in die Punkte zu fahren. Das ist etwas, woran wir arbeiten und uns bei den kommenden Rennen verbessern müssen", so Hülkenberg abschließend.