Zwei Rennen, zwei Gesichter: Nachdem der Australien GP für Manor eine große Enttäuschung war, ging der Trend beim zweiten Saisonrennen in Bahrain steil nach oben. Nun lautet die Frage: War Bahrain der Beginn eines Aufwärtstrends oder war das starke Ergebnis in der Wüste ein Resultat glücklicher Umstände?

Im Gegensatz zu Melbourne und Bahrain verfügt der Shanghai International Circuit über eine komplett andere Streckencharakteristik. Während vor allem in Bahrain die Hinterreifen litten, liegt das Hauptaugenmerk in China auf der Vorderachse. Extrem langgezogene Kurven fordern aber nicht nur den Reifen, sondern auch Aerodynamik und Fahrwerk.

Das letzte Rennen: Das Bahrain-Wunder

Pascal Wehrlein verpasste den Einzug in das zweite Qualifikations-Segment nur knapp. Im Rennen zeigte Wehrlein erneut einen starken Start, arbeitete sich nach vorne und zeigte tolle Zweikämpfe. Teamkollege Rio Haryanto konnte in Wehrleins Windschatten nicht glänzen. Während Wehrlein starker 13. wurde, blieb für den Indonesier nur der letzte Platz. Bemerkenswert: Nachdem Wehrlein nach Informationen der Mercedes-Ingenieure den besten Start im ganzen Feld hingelegt hatte, startete er auch in Bahrain überdurchschnittlich gut.

Grid Rennen Schnellste Runde
Pascal Wehrlein 16 13 6
Rio Haryanto 20 17 13

Die Neuerungen: Weitere Fortschritte beim Setup

Nach Melbourne gab es keine großen Updates für Manor. Trotzdem war die Performance zwei Wochen später deutlich besser. Das hatte nicht nur mit der Streckencharakteristik zu tun, sondern vor allem mit dem Verständnis für das Auto. Viele geänderte Details am Setup ergaben in Bahrain ein deutlich besseres Auto. "In Melbourne hat sich das Auto nicht wie das angefühlt, das ich bei den Testfahrten hatte. In Bahrain war es wieder das Auto, das ich aus Barcelona kannte", so Wehrlein.

Große Neuerungen sind auch in Shanghai nicht zu erwarten. Doch die Detailarbeit bei Manor geht weiter. Wehrlein ist sich aber bewusst, dass es nicht endlos in diesen Schritten weitergeht: "Irgendwann wird alles enger und es wird immer schwieriger, sich zu verbessern und nochmal einen Schritt nach vorn zu machen." Doch das Ende der Fahnenstange ist trotzdem noch lange nicht erreicht: "Im Moment haben wir noch so viele Faktoren, wo wir uns verbessern können, dass der Schritt immer noch ein deutlicher Schritt sein kann. Wir sind noch lange nicht an unserem Limit."

Eine Konstante zog sich allerdings durch die ersten beiden Wochenenden: Der Reifenverschleiß. Auf der einen Seite hat der MRT05 Probleme beim Umgang mit dem schwarzen Gold, auf der anderen Seite ist die Situation auch für die Piloten neu, besonders für Pascal Wehrlein: "Wenn ich in der DTM ein Rennen gefahren bin, musste ich nie auf meine Reifen aufpassen. Da konnte ich jede Runde 100 Prozent geben. Hier muss man vor allem am Anfang, wenn das Auto schwer ist und wenn die Reifen frisch sind, darauf aufpassen. Über die Renndistanz kann ich mich noch verbessern."

Die Erwartungen: Punktlandung?

In Bahrain noch knapp an Marcus Ericsson und Rang zwölf gescheitert, zielt Pascal Wehrlein schon das nächste Ziel an: Top-10, Punkte sollen her. Das erste Ziel will er aber schon am Samstag erreichen: Das Vorrücken in das zweite Qualifikations-Segment. In Bahrain hätte es schon fast geklappt, als 16. reichte es ganz knapp nicht. Das Team erkannte nicht, dass Wehrlein noch einen Schuss gehabt hätte. Weil in China aber ohnehin wieder das alte Qualifying-Format zum Einsatz kommt, drohen keine weiteren Strategie-Patzer.

Die Statistik: Manor beim China GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Manor - --- --
Pascal Wehrlein Kein Start
Rio Haryanto Kein Start

Manor in Shanghai: Highlights? Fehlanzeige. Wie auf den meisten anderen Strecken auch, konnte das bisherige Hinterbänklerteam in Shanghai noch keine Akzente setzen.

Pascal Wehrlein in Shanghai: China ist für Pascal Wehrlein Neuland - zumindest was Racing angeht. Im vergangenen Jahr war der Deutsche bereits als dritter Fahrer mit Mercedes in Shanghai, hat deshalb auch schon eine Streckenbegehung hinter sich. Dank Mercedes kennt Wehrlein die Strecke auch schon bestens aus dem Simulator. "Es macht viel Spaß, eine neue Strecke zu lernen und wenn man Mal ein paar Runden gefahren ist, ist es kein großes Problem mehr - solange das Wetter passt."

Rio Haryanto: Im Gegensatz zu Pascal Wehrlein kennt Rio Haryanto den Shanghai International Circuit bereits aus diversen Nachwuchsserien. Als Indonesier kam er in der asiatischen Formel Renault und in der Formel BMW Pazifik bereits in den Genuss. Zusätzlicher Vorteil Haryanto: Die geografische 'Nähe' zu seiner Heimat. "Ich fliege nach jedem Rennen zurück nach Indonesien: Für das Team ist es eine große Reise nach China, für mich nicht."

Die Prognose: Punkte werden schwer

  • Manor 2016: Zwei Gesichter gezeigt
  • Bahrain: Aufwärtstrend oder Ausrutscher?
  • Haryanto mit Streckenkenntnis, Shanghai-Rookie Wehrlein
  • Manor wieder mit vielen Medium-Reifen
  • Reifenprobleme gelöst?

Motorsport-Magazin.com meint: Manor und vor allem Pascal Wehrlein setzten sich ambitionierte Ziele - das müssen sie auch, aber ob diese auch im Eiltempo erreicht werden, ist fraglich. Der bisherige Sprung ist schon enorm, doch die Lernkurve flacht in der Regel ab. Shanghai wird aber zur Stunde der Wahrheit: War Bahrain nur ein Ausrutscher oder ein Trend? Hat Manor nur von der Mercedes-Power profitiert? Shanghai wird erste Antworten liefern. Unter regulären Umständen wird es aber schwer mit Punkten aus eigener Kraft. (Christian Menath)