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Generell sind mir an diesem Rennwochenende in Imola zwei Punkte besonders aufgefallen. Zum einen die Tatsache, dass Bridgestone richtig aufgeholt hat.

Dies spiegelte sich aber nicht nur in der stärkeren Leistung von Ferrari wieder, sondern lässt es sich auch dadurch belegen, dass Jordan mit Narain Karthikeyan im Rennen eine schnellere Rundenzeit gefahren ist als Ralf Schumacher und Mark Webber. Und dass beweist natürlich welch riesigen Sprung Bridgestone mit den Reifen gemacht hat. Das schwarze Gold aus Japan funktioniert also wieder.

Zum anderen stach hervor wie stark Fernando Alonso ist - und zwar nicht nur vom Auto her, sondern auch fahrerisch und mental. Dass der Spanier den Grand Prix trotz der Aufholjagd und des Drucks eines anderthalb bis zwei Sekunden schnelleren Michael Schumacher noch gewonnen hat, ist aller Ehren wert.

Ansonsten präsentierte sich der San Marino GP zwar spannender als erwartet, aber sind die Fahrer dennoch immer nur hintereinander hergefahren. Dabei waren die Gruppen allerdings eng beisammen.

Ein Grund hierfür war Jarno Trulli, der im Qualifying erneut eine starke Runde auf den Asphalt gezaubert hat. Im Rennen hielt der Toyota-Fahrer aber den Verkehr hinter sich auf, was allerdings sein gutes Recht als Rennfahrer mit der besseren Startposition ist.

Sein Teamkollege Ralf Schumacher hat derweil wieder einen Fehler im Qualifying gemacht und war insgesamt auch wieder deutlich langsamer als der Italiener. Hinzu kam noch diese dumme Geschichte mit Nick in der Boxengasse, welche Ralf ja letztlich auch seinen Punkt kostete. Zumindest bis zur Berufungsverhandlung, bei welcher ich aber nicht davon ausgehe, dass die FIA ihre Entscheidung ändern wird.

Beim zweiten Nachspiel des Rennens, der Berufungsverhandlung von Jenson Button und British American Racing, müssen wir abwarten was passieren wird. Ganz normal ist es allerdings nicht, dass die FIA hier die Entscheidung ihrer eigenen Rennkommissare anzweifelt. Zudem kann es ja nicht allzu schwer sein ein Auto richtig zu wiegen...

Ein ganz anderes Übel brachten hingegen die Motorenprobleme bei Fernando Alonso in erneut gesteigerter Form ans Tageslicht: Den Rundengeiz und das Nicht-Fahren am Freitag. Für die Zuschauer auf den Tribünen ist es schon ganz schön langweilig, wenn man einen Haufen Geld für die Formel 1 bezahlt und letztlich kaum einer fährt und der WM-Spitzenreiter nur in der Box steht.

Das Sauber Team hat es bei Felipe Massa hingegen genau andersrum gemacht und am Freitag viele Runden gedreht, um dann am Abend den Motor des Brasilianers auszuwechseln. Für Felipe war das natürlich nicht schön, aber die Schweizer waren an diesem Wochenende trotzdem richtig schnell.

Sauber scheint also was die Aerodynamik betrifft einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht zu haben. Sie scheinen eine halbe Sekunde schneller geworden zu sein. Jacques Villeneuve hat sich unterdessen mit seinem sechsten Rang, obwohl er insgesamt gesehen wieder langsamer als Massa war, etwas Ruhe verschafft.

Ebenfalls stark verbessert präsentierte sich in Imola B·A·R Honda, die bei den Barcelona-Tests also doch nicht geblufft haben. Stattdessen ist ihnen ein deutlicher Sprung nach vorne gelungen. Überhaupt ist es in diesem Jahr auffällig, dass die Teams relativ schnell wieder schnell werden können, indem sie einige Kleinigkeiten verändern, sie aber auch genauso schnell wieder weg vom Fenster sein können - siehe Red Bull, Toyota oder auch Williams in Imola. Das Geschäft ist also ganz schön schnelllebig geworden.

Ein weiteres Beispiel dafür ist McLaren, die sich vor allem im Qualifying stark verbessert haben. Im Rennen waren sie ohnehin schon schnell und jetzt haben sie es auch endlich im Zeittraining hinbekommen. Eine Superleistung hat Alex Wurz abgeliefert, der zwar über 70.000 Kilometer getestet hat, wovon jeder Rennfahrer wahrscheinlich träumt, aber Rennfahren ist immer noch einmal eine ganz andere Sache und da ist er schon seit Ewigkeiten kein Rennen mehr gefahren, weswegen man seine Leistung ganz hoch anrechnen muss.

Zumal Alex noch nie zuvor ein Einrunden-Qualifying absolviert hat. Für einen Neueinsteiger oder wie in diesem Fall Rückkehrer ist die Formel 1 durch die neuen Regeln mittlerweile richtig schwierig geworden. Man darf im freien Training kaum fahren und hat dann im Qualifying vor den Augen der gesamten F1-Welt einen Riesendruck auszuhalten.

Bei Minardi debütierte unterdessen das letzte neue Auto der 2005er Generationen, welches allerdings nicht wirklich schneller war. Hinzu kommt, dass Paul Stoddart vor dem Debüt noch angekündigt hatte mit dem PS05 Jordan angreifen zu wollen, was wohl in dieser Form nicht möglich sein dürfte, womit man sich natürlich auch unglaubwürdig macht.

Beim nächsten Rennen in Barcelona sehe ich Renault, Ferrari und auch McLaren haushoch überlegen, wobei die anderen schlimmstenfalls überhaupt kein Land mehr sehen werden. B·A·R dürfte nach seinen starken Testergebnissen dort noch eine Rolle spielen, aber Williams könnte in Spanien sogar noch mehr Probleme bekommen.