Er hat es schon wieder getan: Ausgerechnet Kimi Räikkönen fährt auf das Podium wenn kein Champagner spritzt. Rosenwasser heißt in Bahrain immerhin das Gebot der Stunde. Einziger Trost für den Ferrari-Piloten: Zumindest musste er nicht anti-alkoholisch auf einen Sieg anstoßen. Den verpasste Räikkönen als Zweiter bei seinem bereits achten Karriere-Podest in dem Wüstenstaat denkbar knapp.

Nur gute sechs Sekunden fehlten Räikkönen im Ziel auf Sieger Nico Rosberg. Ein Rückstand, der ohne den diesmal von der sandigeren Seite des Grids verpatzten Start des Finnen genauso gut ein Vorsprung hätte sein können. Doch nachdem Sebastian Vettel bereits in der Einführungsrunde mit Motorschaden ausgeschieden war, erlebte Ferrari so mit Räikkönen gleich den nächsten Tiefschlag.

"Ich weiß nicht genau, was da passiert ist - ob ich ein Problem hatte oder einen Fehler gemacht habe. Ich hatte einfach durchdrehende Reifen und war total überrascht", hadert der Iceman in der Pressekonferenz. Intern erklärte er es schließlich genauer, wie Maurizio Arrivabene enthüllte. "Er hat gesagt, dass er mit den Fingern vom Pedal abgerutscht ist. Das kann passieren. Die Reifen haben durchgedreht und wir haben etwas Zeit verloren", sagt der Teamchef.

"Aber was er danach getan hat, war unglaublich", schwärmt Arrivabene von seinem Routinier. Räikkönen dazu: "Ich habe es geschafft, noch eine relativ gute Position zu halten. So war es in den ersten beiden Kurven noch ganz gut und ich habe nicht allzu viel verloren." Dennoch war der Finne somit nur mehr Fünfter.

Kimi Räikkönen kämpfte sich nach schlechtem Start wieder schnell an Williams und Red Bull vorbei, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen kämpfte sich nach schlechtem Start wieder schnell an Williams und Red Bull vorbei, Foto: Sutton

Arrivabene feiert spektakuläre Räikkönen-Aktionen

Doch die vor ihm platzierten Williams-Piloten und Daniel Ricciardo kassierte er noch vor seinem ersten Boxenstopp. "Das war ein Schlüsselmoment, aber sobald ich Zweiter war, war ich deshalb schon eine ganze Gerade hinter Nico, da war es ziemlich schwer, mich zurückzukämpfen", sagt Räikkönen. "Wie Kimi im Rennen gefahren ist, war absolut spektakulär - wie er auf der äußeren Seite des Kerbs überholt hat, hat mich an die Fahrer in den alten Zeiten erinnert", jubelt Arrivabene über die Iceman-Show in Bahrain.

Den Stopp erledigte der Finne schließlich als Erster aller Spitzenfahrer. Auch beim zweiten und dritten Reifenwechsel nutze Ferrari den Undercut gegen Rosberg. Deshalb und dank starker Outlaps des Finnen robbte sich Räikkönen im Rennverlauf zunehmend an den Mercedes heran. "Ich habe gegeben, was ich konnte und hatte eine gute Speed. Ich habe es geschafft, Stück für Stück aufzuholen. Also denke ich, dass wir nach diesem Start noch das Maximum herausgeholt haben", sagt Räikkönen. Ob mit einem besseren Start gar der Sieg gewesen wäre, sei unmöglich zu wissen. "Wir hatten im Rennen eine ziemlich gute Speed, aber das ist jetzt das Ergebnis. Wir nehmen den zweiten Platz jetzt mit uns versuchen uns von dort aus zu verbessern", sagt Räikkönen.

Ferrari heizte Mercedes noch nicht ganz ein, viel fehlte jedoch nicht, Foto: Mercedes-Benz
Ferrari heizte Mercedes noch nicht ganz ein, viel fehlte jedoch nicht, Foto: Mercedes-Benz

Arrivabene: Haben Mercedes zu stärkerem Viagra gezwungen!

Viel fehlte am Ende jedenfalls nicht zum Sieg. Oder zumindest weniger als es zu Beginn des Wochenendes noch den Anschein gehabt hatte. "Kimi war nur sechs Sekunden von uns weg. Wir sind ein konservatives Rennen gefahren, aber wir sind nicht weit weg", warnt daher auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff weiter vor Ferrari. Offensichtlich hätten die Silberpfeile im Fall Rosbergs jedoch noch mehr aufdrehen können. "Ich habe heute einfach die Pace kontrolliert und auf sicher gespielt", sagt der Bahrain-Sieger. "Es kann sein, dass er sehr zuversichtlich war und langsamer gemacht hat", weiß auch Ferraris Arrivabene.

Dass Mercedes immer noch nachlegen könne, habe man ja erst im Qualifying gesehen, wie Arrivabene höchst unterhaltsam beschreibt: "In Q3 haben wir uns dazu entschlossen, erneut rauszugehen, um herauszufinden, wie viel Viagra sie genommen haben. 250 oder 500? Wir haben herausgefunden, dass es 500 waren, und das ist gut, weil sie viel brauchen. Wir waren im Qualifying ziemlich zuversichtlich, aber unser Ziel war, zum Maximum zu pushen und den Abstand zwischen uns und ihnen zu evaluieren."

Hamilton hingegen bewegte seinen Mercedes am Limit - und landete dennoch deutlich hinter Räikkönen. "Er hat sich von einem schlechten Start gut erholt, ist super zurückgekommen und konnte Hamilton die ganze Zeit kontrollieren. Wir hätten gerne gehabt, dass er mehr Druck auf Rosberg ausüben kann, aber insgesamt ein guter Tag für Kimi", sagt Ferraris neuer Chefingenieur Jock Clear.

Kimi Räikkönen holte in Bahrain sein achtes Podium, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen holte in Bahrain sein achtes Podium, Foto: Sutton

Ferrari bei besserem Start mit Siegchance?

Nicht unerwähnt bleiben darf dabei jedoch, dass sich Hamilton seinen Silberpfeil bei einer Berührung mit Valtteri Bottas in Kurve eins beschädigt hatte und hinter Räikkönen zurückgefallen war. Das blendet Ferrari jedoch teilweise aus. Der Blick richtet sich einzig an die Spitze. "Kimi ist gut gefahren, er hatte eine gute Pace. Er hatte einen kleinen Fehler am Start, das hat ihn ziemlich stark bestraft, weil er drei Autos überholen musste und vielleicht - ich unterstreiche vielleicht - hat er dadurch den Rennsieg aufs Spiel gesetzt. Auf jeden Fall wäre er weiter vorne gewesen", sagt Teamchef Maurizio Arrivabene.

"Wir waren sechs Sekunden hinter Rosberg im Ziel, am Ende konnten wir nicht noch mehr pushen. Wenn wir nicht so einen schlechten Start gehabt hätten, hätten wir vielleicht gewinnen können", ergänzt Jock Clear.

Doch dabei scheint noch ein ganz anderer Faktor nicht mitzuspielen: Kimi Räikkönen hat in Bahrain nun zwar schon acht Mal das Podium gesehen, aber noch nie gewonnen. Dennoch ist Bahrain damit die absolute Leibstrecke des Finnen. Warum, weiß er selbst nicht. "Es gibt nichts Besonderes zwischen mir und der Strecke. Es scheint hier einfach zu passieren. Es gibt vielleicht auch ein paar Kurse, auf denen ich immer Pech habe", sagt Räikkönen. "Es macht keinen Sinn, sich darüber zu wundern. Ich hatte ein paar zweite Plätze hier, ein paar Dritte, aber keinen Sieg."

Letzteres schmeckt Räikkönen dabei fast noch weniger als das Rosenwasser auf dem Podium. Das musste er durch seinen zweiten Platz an diesem Sonntag nun schon zum zehnten Mal in seiner Karriere kosten. Neben den acht Verkostungen in Bahrain, hatte es Räikkönen auch in Abu Dhabi schon zweimal dazu gebracht. Rosiges Jubiläum also für den Finnen in Bahrain. Überraschend kommt es für Jock Clear nicht: "Er ist fantastisch, fährt immer starke Rennen hier!"

Räikkönens 10 Rosenwasser-Podien im Überblick

Ort SaisonPlatzierungTeam
Bahrain 2016 2Ferrari
Abu Dhabi 2015 3Ferrari
Bahrain 2015 2Ferrari
Bahrain 2013 2Lotus
Abu Dhabi 2012 1Lotus
Bahrain 2012 2Lotus
Bahrain 2008 2Ferrari
Bahrain 2007 3Ferrari
Bahrain 2006 3McLaren
Bahrain 2005 3McLaren