1. S wie Startaufstellung

Wie zum Saisonauftakt sicherte sich der Weltmeister die Pole. Lewis Hamilton klaute seinem Teamkollegen Nico Rosberg in Q3 noch die Bestzeit. Somit stehen erneut die Silberpfeile ganz vorne. Da sich Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in den Ferrari direkt dahinter einreihen, sehen die ersten beiden Startreihen einmal mehr exakt so aus wie zum Saisonauftakt in Australien und über weite Strecken der vergangenen Saison.

Erst dahinter tat sich im Vergleich zum letzten Rennen etwas. Daniel Ricciardo lieferte im Red Bull eine starke Leistung ab und ist als Fünftplatzierter "Best of the rest". Er ließ beide Williams-Piloten hinter sich, die sich dadurch mit den Plätzen sechs (Valtteri Bottas) und sieben (Felipe Massa) zufrieden geben müssen. Nico Hülkenberg ist Achter, dahinter folgt Romain Grosjean. Max Verstappen, der in Melbourne noch von Rang fünf ins Rennen ging, komplettiert die Top 10.

2. S wie Start

Die Silberpfeile wollen sich bei Rennbeginn nicht wieder von Vettel überrumpeln lassen wie in Melbourne. Für den ehrgeizigen Lewis Hamilton ist eine Serie von vier sieglosen Rennen - wie sie derzeit Bestand hat - schon Majestätsbeleidigung. Doch der deutsche Ferrari-Pilot hofft laut eigener Aussage unverdrossen darauf, dass Mercedes erneut schlecht vom Fleck kommt. Das Weltmeister-Team hatte bereits in der letzten Saison große Probleme mit diesem Thema. Die neuen Startregeln haben daran offenbar nichts geändert.

Der Start beim Australien GP: Vettel schiebt sich zwischen Hamilton und Rosberg hindurch , Foto: Sutton
Der Start beim Australien GP: Vettel schiebt sich zwischen Hamilton und Rosberg hindurch , Foto: Sutton

"Wir spielen die ganze Zeit mit Start und Kupplung rum, um das besser hinzukriegen", bekannte Nico Rosberg in Bahrain. Der 30-Jährige findet die Prozedur zu Beginn des Rennens jetzt "viel schwieriger, weil es nur mit einer Hand ist". Zwar könne die Elektronik helfen, alles einfacher zu machen. "Aber letztlich sind wir dafür verantwortlich", sagte er. Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist sich bewusst, dass der Start "immer eine Gefahr" für sein Team darstellt. Doch selbst wenn Hamilton und Rosberg die ersten Sekunden unbeschadet überstehen: In Bahrain gibt es genügend gute Stellen zum Überholen - wenn man denn die nötige Power hat.

Streckendaten
Länge: 5,412km
Runden: 57
GP-Distanz: 308,238km
Rundenrekord: 1:31.447 Minuten (DLR, 2005)
Kurven: 15
Weg bis Kurve 1: 320
Länge Boxengasse: 420
Zeit in Box bei 60 km/h: 25,92 Sekunden

3. S wie Strategie

Der Supersoft-Reifen scheint nicht sonderlich stabil zu sein, was zwangsläufig zu frühen Boxenstopps der ersten Acht in der Startaufstellung führen dürfte, die ihn in Q2 fuhren. Laut des neuen Reglements (siehe Schlüsselfaktor 6 "Supersoft und Soft") müssen sie auch mit dieser Spezifikation losfahren. Damit sind die Spitzenteams in der Wahl ihrer Strategie eingeschränkt.

Nico Rosberg deutete nach dem Qualifying an, dass Mercedes von Ferrari in dieser Hinsicht eine Überraschung erwartet. "Die können ja Risiko gehen und auf eine andere Strategie gehen, die heute vielleicht bisschen schlechter aussieht, im Rennen aber überrascht", warnte er. Auch Force-India-Pilot Sergio Perez glaubt, dass es in Bahrain mehr als auf anderen Strecken auf die Pneus und die darum gestrickte Taktik ankommt. "Es ist hart für die Hinterreifen. Ich denke, der Reifenverschleiß wird ein Schlüsselfaktor für den Ausgang des Rennens", sagte der Mexikaner.

4. S wie Stoffel

Stoffel Vandoorne gewann 2015 souverän die GP2-Serie, die für Motorsportler als eines der Sprungbretter zur Formel 1 gilt. Doch ein festes Cockpit in der Königsklasse blieb dem Belgier zunächst verwehrt. An diesem Wochenende schlägt nun allerdings seine Stunde. Fernando Alonso wurde aus Sicherheitsgründen die Teilnahme am Bahrain GP verboten. Nach seinem Horror-Crash beim Saisonauftakt in Australien hatte es zunächst so ausgesehen, als sei der McLaren-Pilot nahezu unverletzt. Die Ärzte fanden bei einer Nachuntersuchung aber schließlich (unter anderem) einige Rippenbrüche, durch die ein Start in Sakhir zum Risiko geworden wäre.

Der Neue macht sich gut: Stoffel Vandoorne im McLaren, Foto: Sutton
Der Neue macht sich gut: Stoffel Vandoorne im McLaren, Foto: Sutton

Vandoorne machte seine Sache bislang recht gut und konnte im Qualifying am Samstag überraschend sogar seinen Teamkollegen, den erfahrenen Jenson Button hinter sich lassen, der nur als Vierzehnter ins Rennen geht. Der Rookie dagegen darf von Position zwölf starten. Es ist gut möglich, dass sich der 24-Jährige in seinem ersten und vermutlich für lange Zeit einzigen F1-Rennen beweisen will und volles Risiko geht, um noch in die Punkteränge zu kommen.

5. S wie Sonntagswetter

Als der Großteil des Formel-1-Trosses Anfang dieser Woche am Persischen Golf eintraf, trauten einige erfahrene Bahrain-Fahrer ihren Augen nicht: Es regnete. In der Region fällt über das Jahr verteilt nur an sehr wenigen Tagen überhaupt Wasser vom Himmel. Sie schienen sich alle auf die F1-Woche zu ballen. Doch die Befürchtungen, hier am Ende noch ein nächtliches Regenrennen zu erleben, zerstreuten sich schließlich. Bereits am Samstag war es wieder trocken und warm, für das Rennen sind ähnliche Bedingungen angesagt.

6. S wie Supersoft und Soft (und Medium)

Die Reifen spielen in dieser Saison eine größere Rolle als bislang. Lieferant Pirelli bringt nun drei statt zwei verschiedene Spezifikationen zu jedem Rennen mit. In Bahrain sind es Soft, Supersoft und Medium. Noch hat sich bei den Teams keine Routine im Umgang mit dieser Tatsache während eines Rennens eingespielt. Neben den oben angesprochenen überraschenden Strategien (siehe Schlüsselfaktor 3 "Strategie") sind auch entscheidende Fehler bei der Reifenwahl denkbar, wie sie in Australien teilweise bereits zu sehen waren.

Welcher Reifen darf es denn sein?, Foto: Sutton
Welcher Reifen darf es denn sein?, Foto: Sutton

Doch ähnlich wie das Qualifying-Format hat auch diese Regel schon für Verwirrung gesorgt. Es gibt bislang keine Transparenz dazu, mit wie vielen Reifen welcher Spezifikation ein Fahrer ins Qualifying geht. Nach jedem Training müssen zwei Sets an Pirelli zurückgegeben werden. Die Rennställe dürfen selbst individuell bestimmen, welche das sind. Da dies erst direkt vor dem Qualifying geschieht, weiß während der Session niemand, wer dann noch wie viele Einheiten zur Verfügung hat.

7. S wie Sieger

Vor der Saison und auch nach dem Australien GP wurde Mercedes nicht müde zu beteuern, wie nah Ferrari in Sachen Leistung gekommen sei und wie stark man die Dominanz des vergangenen Jahres gefährdet sehe. Doch bislang war davon in Bahrain nur wenig zu spüren. Mit Ausnahme des dritten Trainings gingen alle Sessions an die Silberpfeile. Teilweise war der Vorsprung vor Ferrari sogar recht deutlich - von den anderen Teams ganz zu schweigen. Insofern sieht also zumindest alles nach einem weiteren Mercedes-Triumph aus.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Bahrain Grand Prix:

Christian Menath: Ich glaube an Nico Rosberg. In allen Trainings hat er Teamkollege Hamilton klar dominiert, nur im Qualifying lief es dann eben nicht. Insgesamt war aber Rosberg an diesem Wochenende der schnellere. Dass man in Bahrain überholen kann, hat das Mercedes-Duo 2014 gezeigt. Ich hoffe auf eine Wiederholung dessen - und tippe auf einen anderen Ausgang. Dahinter schlägt Kimi Räikkönen überraschend Sebastian Vettel. Warum? Der Finne ist Spezialist für Nachtrennen.

Christians Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Räikkönen

Matthias Schwerdtfeger: Ich tippe darauf, dass dieses Mal überraschend gar kein Rennen gefahren wird. Das F1-Management entscheidet sich stattdessen bei einem spontanen nächtlichen Meeting in der McLaren-Box (da ist dieses Mal viel Platz, weil Vandoorne Alonsos Schrank mit Bartpflege-Produkten rausgeschmissen hat), am Sonntag ein weiteres Qualifying zu veranstalten. Die ersten Fünf, die ausscheiden, müssen sich Ecclestones Geschichten aus seiner Zeit bei den Pfadfindern anhören. Daraufhin türmen Haryanto, Nasr, Ericsson, Palmer und Magnussen in ihren Autos von der Strecke.

Matthias' Top-3-Tipp: 1. Der Weihnachtsmann 2. Der Osterhase 3. Das Ende der Diskussion über das Qualifying-Format (Ja, ich weiß, die gibt es alle drei nicht!)

Marion Rott: Vielleicht bin ich eine Spaßbremse, vielleicht auch nur Realist. Der Traumstart von Australien war für Ferrari ein einmaliger Traum. Mercedes fährt in Bahrain der Konkurrenz davon, Hamilton holt sich den Sieg und zieht in der WM-Wertung mit Rosberg gleich. Zur großen Abwechslung wird Sebastian Vettel mal wieder Dritter.

Marions Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Rosberg 3. Vettel

Stephan Heublein: Rosberg/Hamilton oder doch Hamilton/Rosberg? Eigentlich ist es egal. Der Sieger trägt Silber. Deshalb tippe ich lieber in der Reihenfolge meiner Lieblingssprüche des Wochenendes...
P3 für den verletzten Samurai: "Stelle sicher, dass deine Wörter besser sind als Stille."
P2 für Vettel: "Wenn man eine schwache Blase hat, ist das Quali vielleicht genau das richtige."
Und P1 natürlich für den Iceman: "F1 ist so viel Politik und Bullshit. Echt verrückt."

Stephans Top-3-Tipp: 1. Räikkönen 2. Vettel 3. Samurai Alonso

Kimi Räikkönen siegt laut unserer Redaktion, Foto: Ferrari
Kimi Räikkönen siegt laut unserer Redaktion, Foto: Ferrari

Jonas Fehling: Triple-R in Bahrain. Räikkönen, weil ich den dieses Jahr einfach immer auf Sieg tippe (irgendwann muss es doch mal klappen). Rosberg, weil er fehlerfrei bleibt während Hamilton patzt. Ricciardo, weil er sich ein Podium als Lohn für seine starke Performance im Qualifying einfach verdient hat.

Jonas' Top-3-Tipp: 1. Räikkönen 2. Rosberg 3. Ricciardo

Philipp Schajer: Vier Siege in Serie sind genug, in Bahrain endet Nico Rosbergs Erfolgslauf. Sebastian Vettel lässt die Mercedes-Piloten am Start wieder stehen und gewinnt das Rennen, weil sich Ferrari diesmal keinen Strategie-Patzer leistet. Dahinter kommt Lewis Hamiltons ins Ziel, Rosberg wird nur Dritter.

Philipps' Top-3-Tipp: 1. Vettel 2. Hamilton 3. Rosberg