Das KO-Qualifying bekommt also doch noch eine zweite Chance. Obwohl er bei seiner Premiere in Australien mit Pauken und Trompeten durchgefallen ist, kommt der an das Kinderspiel "Reise nach Jerusalem" erinnernde Modus auch in Bahrain zum Einsatz. Erst dann soll Bilanz gezogen und darüber entschieden werden, wie das Qualifying im weiteren Saisonverlauf aussehen wird.

Das Qualifying ging in Australien gehörig daneben, Foto: Sutton
Das Qualifying ging in Australien gehörig daneben, Foto: Sutton

Dabei hatten sich die Teamchefs bereits am Sonntagmorgen in Melbourne darauf geeinigt, zum bisherigen Modus zurückzukehren, doch da von der F1 Kommission, in der neben den Teams auch Bernie Ecclestone, Jean Todt, Sponsoren und Streckenbetreiber Mitspracherecht haben, kein dementsprechender Beschluss gefasst wurde, bleiben die Dinge vorerst unverändert.

Während die Fans angesichts der kaum nachvollziehbaren Entscheidung nur den Kopf schütteln können und wieder einmal ein selbstverschuldeter Shitstorm über die Formel 1 hereingebrochen ist, verlieren die Piloten zusehends die Geduld und finden teils deftige Worte für das, was in der vermeintlichen Königsklasse des Motorsports momentan abgeht. Schließlich sind sie es, die das Theater ausbaden müssen.

Vettel findet klare Worte

"Das neue Qualifying-Format ist Quark", sprach Sebastian Vettel vor dem Bahrain GP unzähligen Fans aus der Seele. "Ich bin so enttäuscht wie jeder, den ich kenne, dass wir in Sachen Qualifying nicht zurück zum alten System sind. Ich bin wirklich überrascht", hielt der Ferrari-Pilot mit seiner Enttäuschung nicht hinter dem Berg und zog einen plakativen Vergleich:

"Du verkaufst Eis, und deine Sorte im Angebot ist Vanille. Alle, die in deinen Laden kommen, wollen aber Schokoladen-Eis. Am nächsten Tag machst du den Laden wieder auf, und was bietest du an? Genau, erneut Vanille! Normalerweise würde man sich aber danach richten, was die Kunden wollen. Da macht doch jemand einen schlechten Job, wenn hier genau das Gegenteil getan wird. Darauf dürfen wir nun wirklich nicht stolz sein."

Ebenfalls in der F1 Kommission diskutiert worden war eine sogenannte Hybrid-Lösung, die vorsah, Q1 und Q2 nach dem KO-Modus zu fahren und Q3 nach dem herkömmlichen System. Doch auch dafür fand sich keine notwendige Mehrheit. Das war allerdings ohnehin in Vettels Sinne. "Ich verstehe einfach nicht, wie man sich erneut für einen Weg entscheiden kann, wenn nach dem ersten Mal alle dagegen sind. Da stimmt doch etwas nicht", schüttelte der vierfache Weltmeister ungläubig den Kopf.

Mit seiner Meinung steht Vettel beileibe nicht alleine da, sondern erhält von seinen Kollegen breite Unterstützung, wenngleich diese ihre Worte etwas bedächtiger wählten. "Ich würde gerne zurückgehen zum alten System", sagte Nico Hülkenberg, und Valtteri Bottas meinte: "Ich persönlich hätte das alte eher bevorzugt. Ich denke, es ist interessanter, besonders in Q3."

Meeting noch in Bahrain geplant

Das eingangs erwähnte Bilanzziehen über das Qualifying-Format wird vermutlich noch in Bahrain stattfinden, ehe dann bis zum nächsten Rennen in China die Gremien tagen, die für eine Änderung des Reglements verantwortlich sind. "Es wird hier hoffentlich noch ein Meeting geben und wir werden dann sehen, was wir machen können", verriet Haas-Teamchef Günther Steiner.

Obwohl die Amerikaner erst seit Kurzem in der Formel 1 mitmischen, haben sie sich schon eine klare Meinung zum Qualifying gebildet, und diese weicht nicht von jener der anderen Teams ab. "Normal schließe ich mich der Mehrheit an. Das ist der beste Weg", so Steiner. "Ich denke, es hat nicht funktioniert. Hoffentlich funktioniert es hier besser, aber ich wüsste ehrlich gesagt nicht, warum. Es ist ein System, das sich nicht selbst repariert."