Über das Oster-Wochenende hat Motorsport-Magazin.com den großen Check gemacht: Wer sind die größten Rennfahrer der Geschichte? Wir haben unsere Top-5 in den Sportarten Formel 1, MotoGP, Langstrecke, Tourenwagen, US Racing und Rallye gewählt. Zur Bewertung haben wir hierzu vier unterschiedliche Kategorien herangezogen, um ein möglichst breites Spektrum abzubilden: Erfolg, Talent, Charisma und Mut.

Jeder Fahrer konnte die Maximalanzahl von 20 Punkten sammeln. Um es vorweg zu nehmen: Keinem Piloten ist es gelungen, in allen vier Kategorien die höchstmögliche Punktzahl zu erreichen. Zwei Helden unserer Zeit waren aber dicht dran. Anhand des Punkteschlüssels wollen wir nun wissen, wer denn serienübergreifend die größten Fahrer in der Geschichte des Motorsports sind. 9 von insgesamt 30 Piloten erhielten von uns jeweils mindestens 17 Punkte. Diese Rennsport-Giganten stellen wir euch nun vor.

KriteriumBedeutung
ErfolgSportliche Erfolge als Rennfahrer in dieser Rennserie
TalentFahrerisches Talent, technisches Wissen, Vielseitigkeit (unterschiedliche Rennserien)
CharismaCharakter, politischer & öffentlicher Einfluss
MutRisikobereitschaft abseits der Rennstrecke, mutige Entscheidungen in seiner Karriere

17 Punkte: Ludwig / Röhrl / Senna / Stewart

Der berühmteste Helm aller Zeiten: Ayrton Senna, Foto: Sutton
Der berühmteste Helm aller Zeiten: Ayrton Senna, Foto: Sutton

Vier Fahrer teilen sich in unserem Ranking die Plätze 9 bis 6: Klaus Ludwig, Walter Röhrl, Ayrton Senna und Jackie Stewart sammelten 17 von 20 möglichen Punkten. Senna ist hier sicherlich am überraschendsten, gilt der Brasilianer doch als einer der einflussreichsten Sportler unserer Zeit. In den Kategorien Talent und Charisma erreichte er in der Tat die Höchstzahl von 5 Punkten. 1 Zähler Abzug gab es bei Erfolg - hier war Michael Schumacher im direkten Vergleich überlegen. 2 Punkte büßte Senna zudem in der Sparte Mut ein. Statt wie Schumacher ein Team aus der Versenkung an die Weltspitze zu führen, bestritt Senna seine zu kurze Karriere nach dem Aufstieg von Lotus ausschließlich bei Top-Teams.

Sir Jackie Stewart punktete im Formel-1-Ranking konstant stark und hatte in keiner Kategorie einen Ausreißer nach unten. Drei Weltmeisterschaften und 27 Grand-Prix-Siege sind eine Hausmarke, zudem punktete der in den Adelsstand erhobene Schotte mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Sicherheit im Rennsport.

Auf eine Ebene mit den beiden Formel-1-Legenden gesellen sich die beiden Deutschen Klaus Ludwig und Walter Röhrl. Ludwig sicherte sich den Sieg in der Tourenwagen-Sparte, Röhrl ging als Gesamtsieger bei den Rallyepiloten hervor. Beide waren nicht nur unheimlich erfolgreich, sondern bleiben auch wegen ihres Charismas unvergessen. Dass beide in unterschiedlichen Rennkategorien antraten und Erfolge feierten, gab am Ende den Ausschlag.

FahrerRennserieMeilensteine
Klaus LudwigTourenwagenJe 3 Siege/Titel in der DTM, 24h Nürburgring und Le Mans
Walter Röhrl Rallye2 WM-Titel, gilt als bester Rallye-Fahrer aller Zeiten
Ayrton Senna Formel 13 WM-Titel, einer der bekanntesten Fahrer aller Zeiten
Sir Jackie Stewart Formel 13 WM-Titel, Wegbereiter bei Sicherheit

18 Punkte: Clark / Ickx / Surtees

Jim Clark wird für immer unvergessen bleiben, Foto: Sutton
Jim Clark wird für immer unvergessen bleiben, Foto: Sutton

Drei Fahrern gelang es in unserem Ranking, ganze 18 von 20 Punkten zu erzielen. Jackie Ickx setzte sich dabei deutlich in der Sportwagen-Kategorie durch. Jim Clark und John Surtees sicherten sich in der Formel 1 beziehungsweise bei den Motorrädern jeweils den zweiten Platz. Jüngere Fans können mit Clark möglicherweise nicht so viel anfangen, doch in den 60er Jahren galt er als bester Fahrer überhaupt. 25 Siege in 72 Rennen sind eine gigantische Quote, von Senna wurde er einst als bester Fahrer aller Zeiten geadelt. Wäre er nicht bei einem Formel-2-Rennen in Hockenheim tödlich verunglückt, hätte er den Sport vermutlich noch über Jahre hinweg dominiert. Deshalb die konstant starke Bewertung in unseren vier Kategorien.

John Surtees war ebenfalls ein Phänomen seiner Zeit. Sieben Weltmeisterschaften in der 500ccm-Klasse der Motorrad-WM und dazu die Formel-1-Weltmeisterschaft 1964 - etwas Vergleichbares wird es im Motorsport wohl nie wieder geben. Der heute 83-Jährige - und damit älteste noch lebende F1-Weltmeister - erhielt bei uns in den Kategorien Erfolg, Talent und Mut eindeutig die volle Punktzahl. Surtees fiel lediglich in Sachen Charisma etwas ab. Ein Gentleman war er zwar, als Showman galt er jedoch nicht. Ansonsten hätte nichts dagegen gesprochen, den früheren Ausnahmekönner und sogar Teambesitzer in den allerhöchsten Stand zu erheben.

Eine ähnlich großartige Karriere erlebte Jacques Bernard ‚Jacky´ Ickx. Der Belgier prägte den Rennsport mehr als 30 Jahre lang. Sechs Gesamtsiege in Le Mans, dazu zwei Vize-Weltmeisterschaften in der Formel 1 und Erfolge von Sebring bis Daytona - Ickx gilt bis heute als bester Motorsport-Allrounder der Geschichte. Der tragische Unfall mit Stefan Bellof in Spa prägt seine Karriere ebenso wie der Start-Streik in Le Mans 1969.

FahrerRennserieMeilensteine
Jim ClarkFormel 12 WM-Titel, großartige Siegquote, Mega-Talent
Jacky Ickx Sportwagen/F16 Le Mans-Siege, 2 F1-Vizetitel, sogar Dakar-Sieg
John Surtees Motorrad/F17 Motorrad-WMs, F1-Weltmeister, F1-Teambesitzer

19 Punkte: Rossi / Schumacher

Legenden unter sich: Valentino Rossi und Michael Schumacher 2007 in Mugello, Foto: Milagro
Legenden unter sich: Valentino Rossi und Michael Schumacher 2007 in Mugello, Foto: Milagro

Nach endlosen Diskussionen in der Redaktion haben wir uns geeinigt: Den EINEN größten Rennfahrer der Geschichte kann es nicht geben. Michael Schumacher und Valentino Rossi haben die Formel 1 respektive die MotoGP geprägt, wie es vielleicht keinem anderen Fahrer jemals wieder gelingen wird. Es sind dabei nicht nur die unzähligen Erfolge, die die großen Karrieren beider Sportler ausmachen. Es gehören ebenso Charisma und mutige Entscheidungen dazu. Beide Piloten erreichten in unserer Bewertung 19 von 20 möglichen Punkten.

Erfolg: Michael Schumacher ist in der Formel 1 weiter das Maß aller Dinge. 91 Siege, 68 Pole Positionen, 77 schnellste Rennrunden, davon 22 Hattricks, 155 Podien, 142 angeführte Grands Prix. Alles Bestmarken, teils mit gigantischem Vorsprung. Noch dazu gelang Schumacher zwischen 2000 und 2004 die längste Titelserie überhaupt - dafür gibt es von uns natürlich 5 Punkte. Valentino Rossi kommt in 21 Jahren in der Motorrad-WM auf 112 Siege und 9 Titel. Als einziger Fahrer wurde er in vier Klassen Weltmeister. Trotzdem nur 4 von 5 Punkten, weil Giacomo Agostini insgesamt 15 Titel sammelte.

Talent: Hier haben wir sowohl Schumacher als auch Rossi die vollen Punkte gegeben. Von der sensationellen Formel-1-Premiere in Spa-Francorchamps 1991 über seine Ära mit Ferrari bis hin zum Comeback mit Mercedes – Schumacher bewies sein unglaubliches Talent ab dem ersten Tag bis hin ins gehobene Rennfahreralter. Gleiches gilt für Rossi, der mit Yamaha sofort zum Champion wurde, in einem Team, das im Vorjahr keine einzige Podiumsplatzierung geholt hatte. Beweise für Rossis Talent finden sich auch in vielen seiner unvergesslichen Manöver wie gegen Casey Stoner 2008 in Laguna Seca oder gegen Jorge Lorenzo 2009 in der Zielkurve von Barcelona.

Charisma: Hier erhält Schumacher von uns den einzigen Punktabzug. 4 von 5 Zählern beim Charisma, das so ziemlich alles abseits der Rennstrecke beinhaltet. Der Rekordweltmeister hielt sich und seine Familie größtenteils aus dem öffentlichen Rummel um seine Person heraus. Absolut in Ordnung bei all dem Trubel und Hype, siehe etwa seinen tragischen Ski-Unfall. Allerdings sorgte dies zu seiner aktiven Zeit abseits seiner Fan-Scharen auch für eine Gruppe großer Kritiker, die Schumacher Arroganz vorwarfen. Anders Rossi. Kaum ein Pilot strahlt so sehr die Leidenschaft am Rennsport aus und verbindet dies mit steter Freundlichkeit gegenüber Fans und Medien. Seine #46 dürfte die wohl bekannteste Startnummer der Geschichte sein.

Mut: Ganz klar müssen hier beide Fahrer die Höchstpunktzahl bekommen. Schumacher bewies damals größten Mut zum Wechsel ins Ungewisse. Heißt konkret: Sein Wagnis, Benetton nach zwei WM-Titeln in Richtung des zu dieser Zeit völlig verlotterten Ferrari-Teams zu verlassen. Genauso sein Comeback mit Mercedes, damals noch alles andere als das Nonplusultra der F1. Der Doktor schlug einen ähnlichen Weg ein. Rossi verließ Honda nach drei WM-Titeln zur unterlegenen Konkurrenz von Yamaha. Nachdem er dort alles gewonnen hatte, ging er zu Ducati.

FahrerSaisonsSiegeTitelBesonderheiten
Michael Schumacher19917 Rekordweltmeister, längste Titel-Serie
Valentino Rossi211129 Einziger Weltmeister in vier Klassen

Honorable Mentions

Unsere Top-9 der größten Rennfahrer in der Geschichte des Motorsports sind Michael Schumacher, Valentino Rossi, Jim Clark, Jacky Ickx, John Surtees, Klaus Ludwig, Walter Röhrl, Ayrton Senna und Jackie Stewart. Im Verlauf unseres Besten-Rankings in den unterschiedlichen Kategorien mussten wir am Ende aussieben. Damit blieben einige weitere Legenden des Motorsports auf der Strecke. Mit 16 Punkten in unserem Bewertungssystem haben folgende Fahrer den Sprung in die Endrunde knapp verpasst: Tom Kristensen, Hans-Joachim Stuck, Dale Earnhardt, Alex Zanardi, Sebastien Loeb, Colin McRae und Carlos Sainz.

FahrerRennserieErfolgTalentCharismaMutGesamt
M. SchumacherF1554519
V. RossiMGP455519
J. ClarkF1455418
J. SurteesMGP553518
J. IckxEndurance454518
A. SennaF1455317
J. StewartF1445417
K. LudwigDTM445417
W. RöhrlWRC345517
T. KristensenEndurance544316
H.-J. StuckEndurance345416
S. LoebWRC552416
C. SainzWRC443516
C. McRaeWRC335516
D. EarnhardtUS-Racing535316
A. ZanardiUS-Racing245516
N. LaudaF1334515
B. SchneiderDTM543315
M. EkströmDTM354315
P. HillEndurance354315
R. PettyUS-Racing534315
G. AgostiniMGP534214
S. OgierWRC453214
B. SheeneMGP245213
E. PirroEndurance443213
D. FranchittiUS-Racing343313
M. DoohanMGP432312
J. WhincupV8 Supercars533112
J. JohnsonUS-Racing433212
Y. MullerWTCC32229