Der Start des Renault-Werksteams in das Jahr 2016 war spektakulär. Einer Vorstellung des Rennstalls im Januar in Paris folgte unmittelbar vor dem Saisonstart in Australien die Präsentation der finalen Lackierung, wofür der Wagen eigens auf ein riesiges Surfbrett gestellt wurde. Sportlich kann die französische Mannschaft mit dem Drumherum jedoch nicht mithalten.

Abgesehen von der markanten gelben Lackierung blieb Renault beim Saisonauftakt in Melbourne nämlich ziemlich blass. Die Plätze elf und zwölf von Jolyon Palmer und Kevin Magnussen lesen sich auf dem Papier zwar nicht schlecht, was die reine Pace betrifft, war man von den Punktenrängen aus eigener Kraft aber ein gutes Stück weit entfernt.

Renault unterstreicht Konzentration auf 2016

Geschuldet ist dieser Umstand nicht zuletzt dem Chassis des RS16, wie ein Vergleich mit Red Bull Racing deutlich macht. Red Bull fährt denselben Motor wie das Renault-Werksteam, auch wenn dieser unter dem Namen TAG Heuer firmiert, war in Melbourne aber ungleich konkurrenzfähiger als die Franzosen - Daniel Ricciardos vierter Platz belegt das.

"Wir haben ein paar Updates in der Pipeline und wissen, dass wir viel Arbeit mit dem Motor vor uns haben, aber auch mit dem Chassis", ist Teamchef Frederic Vasseur bewusst, dass es bei Renault noch viele Baustellen gibt. Ein großes Motorenupdate plant Renault für den Kanada GP im Juni. Bislang haben die Franzosen erst sieben Token investiert - die wenigsten aller Teams. 25 bleiben damit für den weiteren Saisonverlauf, um die Power Unit zu verbessern.

Hersteller Token benutzt Token übrig
Ferrari 23 9
Honda 18 14
Mercedes 19 13
Renault 7 25

Wie viele dieser Token auch tatsächlich genutzt werden, ist freilich offen. Die aktuelle Saison bereits abschreiben und den Fokus schon auf 2017 richten, wenn das neue technische Reglement in Kraft tritt, will Renault jedenfalls nicht. "Wir müssen uns im ersten Schritt auf 2016 konzentrieren, um alle unter Druck zu setzen und das Beste aus dem Auto herauszuholen", stellt Vasseur gegenüber Motorsport-Magazin.com klar.

Der Franzose weiter: "Wir werden später entscheiden, ob wir zu 2017 übergehen, aber erstmal ist es wichtig, das Team mit der Herangehensweise an der Strecke unter Druck zu halten. 2016 abzuschreiben wäre ein Fehler."

Entscheidung über 2017 im ersten Saisonviertel

Wann Renault die Ressourcen hinsichtlich 2017 verlagert, ist noch unklar, die Wahrscheinlichkeit, dass dies früher als bei den Spitzenteams der Fall sein wird, die um den Titel kämpfen, ist aber relativ hoch. "Vermutlich lassen wir das erste Saisonviertel passieren und entscheiden uns dann", sagt Technikchef Bob Bell im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Wir arbeiten an einem Zeitplan, wie viel Arbeit wir in dieses Auto noch stecken wollen. Nach den ersten drei bis vier Rennen überlegen wir noch mal."

Für gewöhnlich handelt es sich bei der Verschiebung des Fokus auf das nächste Jahr um einen schleichenden Prozess und keine Maßnahme, die über Nacht gesetzt wird. "Es ist ja nicht so, dass man die ganze Organisation umdreht und jeder arbeitet plötzlich am nächstjährigen Auto, sondern es geht graduell", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Motorsport-Magazin.com.

Bei Mercedes wird eine bestimmte Anzahl der Mitarbeiter deshalb schon relativ früh auf den 2017er-Boliden angesetzt und diese dann sukzessive aufgestockt. "Meistens ist es so, dass Ende des Sommers dann alle auf dem neuen Auto sind", verrät Wolff. "Das werden wir dieses Jahr genauso machen und uns jede Woche die Frage stellen, wann der richtige Zeitpunkt ist."