Beim Saisonauftakt der Formel 1 in Melbourne zeichnete sich ab, womit ohnehin alle zuvor bereits gerechnet hatten: Mercedes und Ferrari sind eine Klasse für sich und der Konkurrenz deutlich überlegen. Hinter dem rot-silbernen Spitzenduo ordnete sich Red Bull Racing in Person von Daniel Ricciardo als erster Verfolger ein, gefolgt von Williams, für das Felipe Massa den fünften Platz herausfuhr.

Nun ist das Bild nach dem kuriosen Rennen auf dem nur bedingt repräsentativen Albert Park Circuit sicherlich nicht in Stein gemeißelt, erste vage Tendenzen im Kampf um Platz drei lassen sich aber dennoch bereits ablesen. Massas Rückstand von knapp 35 Sekunden auf Ricciardo ist eine Hausnummer, zumal der Brasilianer einen Stopp weniger als der Australier absolvierte.

Red Bull und Williams beim Australien GP

PlatzierungFahrerTeamRückstand
4.Daniel RicciardoRed Bull+24.330
5.Felipe MassaWilliams+58.979
8.Valtteri BottasWilliams+1:15.153
DNSDaniil KvyatRed Bull-

Red Bull: Platz drei als Ziel

Williams schloss die letzten beiden Saisons in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft jeweils auf dem dritten Rang ab, Red Bull musste sich im Vorjahr mit dem enttäuschenden vierten Platz begnügen und feierte erstmals seit 2008 keinen Rennsieg.

Ricciardo wurde in Australien Vierter, Foto: Sutton
Ricciardo wurde in Australien Vierter, Foto: Sutton

Die Ausgangssituation gegenüber dem letzten Jahr hat sich kaum verändert. Williams verfügt dank der Partnerschaft mit Mercedes weiterhin über den stärksten Motor im Feld, Red Bull muss hingegen nach wie vor auf das ungeliebte Renault-Triebwerk zurückgreifen, auch wenn dieses jetzt offiziell unter dem Namen TAG Heuer firmiert.

Da die Franzosen nun aber ihr eigenes Werksteam betreiben, besteht zumindest die Hoffnung, dass es in puncto Power einen Aufschwung gibt. Nicht zuletzt deshalb hat man sich bei Red Bull für 2016 ein klares Ziel gesetzt. "Wir wollen Platz drei in der Konstrukteurs-Meisterschaft erreichen", gibt Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die Marschroute vor und nimmt damit Williams ins Visier.

Angesichts der großen Erfolge in der jüngeren Vergangenheit - Red Bull stellte zwischen 2010 und 2013 durchgehend den Weltmeister - handelt es sich dabei trotz allem nur um ein relativ bescheidenes Ziel, jedoch ist man in Milton Keynes nach dem schwachen Vorjahr demütig geworden und legt sich die Latte deshalb bewusst nicht zu hoch.

"Wenn das Entwicklungstempo bei unserem Motorenpartner so weitergeht, könnte es vielleicht reichen, dass wir auch an Ferrari rankommen", hofft Marko dennoch, im Saisonverlauf einen Angriff auf Platz zwei starten zu können. Das erste große Update wird Red Bull allerdings erst beim Großen Preis von Kanada erhalten, sodass Ferrari genügend Rennen bleiben, um einen komfortablen Punktevorsprung herauszufahren, der nur schwer wettzumachen sein wird. Platz drei in der Endabrechnung scheint für Red Bull somit das Maximum.

Williams will wieder gewinnen

Im Gegensatz zu Red Bull legte Williams in den vergangenen Jahren zwar eine positive Entwicklung hin, an die ruhmreiche Vergangenheit des Teams mit seinen neun Konstrukteurs-Titeln und sieben Fahrer-Weltmeisterschaften konnte aber nicht angeknüpft werden. Der letzte Williams-Sieg datiert aus dem Jahr 2012, als Pastor Maldonado völlig überraschend in Barcelona gewann, für den vorletzten Erfolg muss in den Motorsportgeschichtsbüchern bereits bis 2004 zurückgeblättert werden.

"Jeder kennt die Macht von Mercedes und Ferrari und was sie mit ihren Programmen leisten können - das ist mehr als wir", gibt sich Claire Williams, die stellvertretende Teamchefin, deshalb keinen Illusionen hin und rechnet wenig überraschend nicht mit dem Kampf um den Titel. Für die Britin steht im gleichen Atemzug allerdings fest: "Ich will, dass das Team ein Rennen gewinnt."

Ein hehres Ziel in Anbetracht der Konkurrenz, aber kein völlig aus der Luft gegriffenes, schließlich sind auch Mercedes und Ferrari nicht vor Pannen und Zwischenfällen gefeit. Dann gilt es für Williams zur Stelle zu sein, und das bedeutet, vor Red Bull zu stehen - was in Australien eben nicht gelang. Der nächste Beweis, ob man dazu in der Lage ist, kann Anfang April beim Großen Preis von Bahrain angetreten werden.

Die Zeiten, als Williams die Formel 1 beherrschte, liegen schon lange zurück, Foto: Sutton
Die Zeiten, als Williams die Formel 1 beherrschte, liegen schon lange zurück, Foto: Sutton