Lewis Hamilton glänzte beim Fahrermeeting mit Charlie Whiting vor dem Australien Grand Prix mit Abwesenheit. Das hatte allerdings nichts damit zu tun, dass ihn die Probleme und die Zukunft der Formel 1 nicht interessieren - im Gegenteil. Zum einen zog er es vor, stattdessen mit seinen Ingenieuren zu arbeiten und zum anderen frustriert ihn, wie wenig diese Meetings bewirken.

"Ich hatte bislang ohnehin nicht das Gefühl, dass das, was wir sagen, viel beachtet wird. Daher muss ich nicht unbedingt da sein", erklärte Hamilton. "Wenn ich hingehe, redet eigentlich ohnehin nur Sebastian [Vettel], das macht keinen Sinn", fügte er lachend hinzu. Er informiere sich allerdings zumindest im Nachhinein darüber, was bei dem Meeting besprochen wurde.

Fahrer sind keine Regelmacher

Hamilton geht es nicht darum, dass Regeländerungen oder Ideen dafür von den Fahrern kommen sollten. Er ist nur der Ansicht, dass die Verantwortlichen die Fahrer nach der Sinnhaftigkeit von Änderungen fragen sollten. "Die Leute, die die Entscheidungen treffen, sollten zumindest fragen: Was ist dein Problem im Auto? Macht es eine [Kupplungs-]Wippe für den Start härter oder weniger hart? Für mich macht es das nicht härter - um so etwas geht es", zeigte er auf.

"Aber es ist nicht unser Job, Ideen vorzubringen und über Regeln abzustimmen", betonte der dreifache Weltmeister. "Es treffen ohnehin schon viele Leute an der Spitze Entscheidungen und sie haben nicht viel Ahnung davon, was im Auto passiert." Er habe keine Lösung bei der Hand, sei jedoch der Ansicht, dass weniger Leute entscheiden sollten und diese dann hoffentlich richtig entscheiden.

Genau das ist nämlich laut Hamilton nicht geschehen. Trotz Änderungen - vom Qualifying-Modus bis zu den Reifen - bemerkte er keinen Unterschied zu den Rennen in der Vergangenheit. "Es ist so ein großartiger Kurs, aber man kann nicht an andere heranfahren", klagte er. Hamilton will zurück zu den breiten Autos Anfang der 90er Jahre. "Wir brauchen mehr mechanischen Grip und weniger Verwirbelungen, damit wir an die Autos vor uns heranfahren können."

Hamilton beschreibt ein Bild aus den 90er-Jahren - eine Startszene aus Estoril - das genau das darstellt, was er sich wünscht. Welches Bild er konkret meinte, ist unklar. Die Idee wird allerdings deutlich.

Reifen verhindern Überholmanöver

Vor allem die Reifen sind nicht nach Hamiltons Geschmack. "Im Moment sieht man, wie wir herumrutschen, weil wir nicht viel Grip haben. Wenn man in die Verwirbelungen kommt, kann man nichts machen." Das ist laut Hamilton der Grund für die geringe Zahl an Überholmanövern und nicht etwa mangelnde Kompetenz der Fahrer. "Wir sind alle in der Lage, enge Rennen zu fahren, sofern wir näher heranzukommen."

Die Regeländerungen für die Saison 2017 gehen Hamilton nicht weit genug. Fünf Sekunden pro Runde schnellere Autos allein sind seiner Ansicht nach nicht die Lösung. "Sie geben uns mehr Abtrieb, aber die Reifen werden nicht besser sein. Wir werden nächstes Jahr also genau die gleichen Rennen sehen", prophezeite er. "Sie hören ja nicht auf mich oder die anderen Fahrer."

Seine Aussagen will Hamilton jedoch nicht als Kritik an der Formel 1 als Ganzem verstehen wissen. In eine Schublade mit Bernie Ecclestone passt er demnach nicht. "Ich liebe den Sport! Ich liebe es, Rennen zu fahren, im Auto zu sein. Ich hatte dieses Wochenende so viel Spaß", meinte er und verwies auf die Tatsache, dass er überholen und strategisch planen musste, um sich vorzukämpfen. Zufrieden ist er damit aber nicht.

"Ich kenne nicht alle Änderungen, die gemacht werden sollten, aber egal welche Entscheidungen getroffen wurden, sie schaffen es nicht, mehr Spektakel zu bieten und sie machen die Rennen aus Fahrersicht nicht besser", betonte Hamilton. "Ich weiß nicht, wie wir das schaffen können, aber ich hoffe und bete für den Sport. Irgendwann werden sie die richtige Kurve bekommen und dann wird das Auto besser. Aber im Moment sehe ich das nicht."