Von wegen langweilig! Der vierte WM-Lauf des Jahres 2005 markierte einen würdigen Auftakt zur Europasaison und stellte sogar die spannenden Rennen in Übersee und den packenden Grand Prix von Bahrain in den Schatten! Doch es gab an diesem Wochenende noch mehr zu lernen...

Die Lehre vom Blabla

Mit einem ganzen Absatz "Blablabla" überraschte das McLaren Mercedes Team in seiner Rennpresseaussendung zum Bahrain GP. Ob David Coulthard dieses Presseschreiben seiner Ex-Teams in Händen hielt? Vor dem San Marino GP betonte er jedenfalls: "Ich möchte Euch nicht mit all dem 'Imola ist eine schwierige Strecke, das Auto muss über die Kerbs räubern, man muss aggressiv sein, Überholen ist schwierig, blah blah blah' langweilen, da ich sicher bin, dass Ihr dies schon tausend Mal gehört habt." Wie Recht der Ex-McLaren-Pilot damit hat...

Die Lehre von den Motorhomes

Der Europaauftakt markiert nicht nur das vorläufige Ende der 'exotischen' Austragungsorte, sondern auch den Auftakt der Motorhomesaison. Und während hier bislang das McLaren Mercedes Communication Centre der größte Palast im Fahrerlager war, übertrumpften die Neulinge von Red Bull gemäß ihrem Lifestyle-Image den silbernen Glaspalast mit ihrer dreistöckigen Energy Station.

Diese soll trotz des immensen Platzbedarfs auch beim Großen Preis von Monaco zum Einsatz kommen, wobei noch nicht bekannt ist, wie die roten Bullen ihr Bauwerk dort unterbringen möchten. Aber die Truppe von Dietrich Mateschitz hat in diesem Jahr ja schon öfters Einfallsreichtum bewiesen...

Die Lehre von den Dienstwagen

Was für die Teams das Statussymbol Motorhome, ist für die Fahrer der Dienstwagen. Aber nicht unbedingt jener, in welchem sie über die Strecke rasen, sondern jener, mit welchem sie zur Strecke kommen. Während die Ferrari-Piloten hierbei auf die konzerneigenen Alfa setzen, übertrumpfte der indische F1-Rookie Narain Karthikeyan die F1-Stars mit einem Aston Martin Vanquish.

Die Lehre vom Lernen

Ein Jacques Villeneuve hat das Rennfahren nicht verlernt. Diese Meinung vertraten die wenigen Verfechter des Ex-Weltmeisters nach dessen eher enttäuschenden Leistungen in den ersten Rennen. In Imola bewies der Kanadier nun mit einem sechsten Rang eindrucksvoll, dass er es tatsächlich noch nicht verlernt hat schnell Auto zu fahren - und dass ein paar neue Aerodynamikteile frisch aus dem Windkanal heutzutage viel ausmachen können...

Die Lehre vom Druck

Kaum hatte Michael Schumacher im 2. Qualifying einen Fahrfehler begangen und damit wichtige Startplätze eingebüßt, wurden in den Medien die Rufe laut, dass der Deutsche unter Druck zu viele Fehler mache. Mit seiner furiosen Aufholjagd und den teils zwei Sekunden schnelleren Rundenzeiten zur Rennmitte zeigte der - über seinen Fehler selbst am meisten verärgerte - Ferrari-Star jedoch, dass er sehr wohl unter Druck fehlerfreie Toprunden abliefern kann, die fast schon an seinen Husarenritt von Ungarn erinnerten.

Die Lehre von der Selbstsicherheit

Nach den vier freien Trainingssessions fragten sich viele Betrachter: Gibt es bei Fernando Alonso ein Problem oder sind sich die Franzosen ihrer Sache so sicher? Die beiden Qualifyings gaben die Antwort: Sie dürfen sich ihrer Sache sicher sein. Aber im Rennen hätten sie gegen einen von vorne startenden Michael Schumacher diesmal kein Land gesehen. Die gelb-blaue Dominanz der ersten Rennen scheint also vorüber zu sein...

Die Lehre von den Gummis

Viel Prügel mussten die Japaner von Bridgestone in Malaysia und Bahrain für ihre desolate Performance einstecken. In Imola gaben sie, wie aufgrund der kühleren Temperaturen vorausgesagt, eine klare Antwort: Die Bridgestone-Pneus erlaubten Michael Schumacher konstante Rundenzeiten, von denen die Michelin bereifte Konkurrenz noch nicht einmal träumen durfte.

Die Lehre vom Generationswechsel

Nach dem Samstags-Qualifying deutete sich in den Ergebnislisten ein Generationswechsel an: Die beiden jungen Wilden und als zukünftige Weltmeister gepriesenen Jungstars Kimi Räikkönen und Fernando Alonso lagen vor Michael Schumacher. Doch während Räikkönen im Rennen wegen technischer Probleme sein Können nicht weiter beweisen durfte, lieferte der spanische Kronprinz sein Meisterstück ab: Er hielt Michael Schumacher mit einem schwächelnden und klar unterlegenen Boliden hinter sich und dies mit einer genialen Taktik, die sogar die bevorstehenden Überrunden mit einbezog. So fahren Weltmeister!

Die Lehre von der Prozession

In Tagen an denen stundenlange Übertragungen aus dem Vatikan und Sondersendungen über den Papst zum Alltag gehören, hätte es nicht überrascht, wenn selbst die übliche Imola-Prozession Unmengen an Zuschauern gefunden hätte. Doch es kam noch viel besser: Die erwartete Prozession ohne viele Überholmanöver - schließlich gab es gerade einmal vier bis fünf - traf zwar ein, aber wir lernten dabei: Auch Prozessionen können zum packenden Thriller werden, wenn Michael Schumacher Jagd auf Jenson Button und Fernando Alonso macht!

Die Lehre von der Spannung

Sah es nach dem ersten Renndrittel noch nach einem weiteren schwarzen Wochenende für die Roten aus, sorgte Michael Schumachers furiose Aufholjagd nicht nur für ausflippende Tifosi auf den Tribünen, sondern auch für eine riesige Erwartungshaltung an die noch ausstehenden Rennen: Mit Renault, Ferrari, McLaren, B·A·R Honda sowie vielleicht Williams und Toyota gibt es so viele siegfähige Teams wie nie! So macht Formel 1 Spaß.