Nico Rosberg hat den Australien GP gewonnen und damit für einiges an Überraschung gesorgt. Der Deutsche war nach nur drei Trainingssessions und einem Qualifying bereits angezählt. Er hatte im Freien Training seinen Frontflügel bei einem Mauerkuss zerstört und musste sich von allen Seiten Kritik gefallen lassen. Auf der anderen Seite holte sich Lewis Hamilton Bestzeit um Bestzeit und blieb entspannt - bis zum Rennen. Dort drehte Rosberg den Spieß um, siegte und ist nun WM-Führender.

"Ich bin happy und es ist perfekt. Es war ein großartiges Wochenende und ein toller Saisonstart", jubelte der Mercedes-Pilot. Rosberg ist der erste Fahrer der Geschichte, der vier Rennen in Folge (saisonübergreifend) gewonnen hat, ohne Weltmeister zu sein. Seit Hamilton in Austin den Titel feierte, konnte er Rosberg in keinem Rennen mehr bezwingen. Der Deutsche ging nach der Saison nochmals in sich, analysierte und suchte.

Für 2016 will er diese Thematik aber komplett hinter sich lassen. "Diese Saison beginnt für jeden bei null. Ich denke absolut nicht an die vergangene Saison zurück. Der Sieg zum Auftakt ist großartig, aber es ist noch ein langer Weg und deshalb werde ich nicht übermütig werden. Es war ein Rennen von 20."

Mercedes feiert den Australien-Doppelsieg, Foto: Sutton
Mercedes feiert den Australien-Doppelsieg, Foto: Sutton

Mit dieser Einstellung verlässt auch Weltmeister Hamilton Australien. Er wurde zum ersten Mal, seit er und Rosberg gemeinsam für Mercedes fahren, von ihm auf der Strecke in Melbourne geschlagen. Bei noch 20 ausstehenden Rennen lässt das den Briten aber kalt. "2014 war ich 25 Punkte zurück, also ist es ein Segen, dass es jetzt nur sieben sind. Ich bin ziemlich zufrieden damit", sagte Hamilton unbeeindruckt. "Je länger die Saison ist, umso unwichtiger ist jedes einzelne Rennen. Und wir haben noch 20 vor uns."

Hamilton in Kurve 1 abgedrängt

In den kommenden 20 Rennen braucht der Weltmeister einen besseren Start, um sich am Ende an die Spitze zu setzen. Seine Räder drehten durch und in der ersten Kurve schob sich Rosberg direkt vor ihn. Hamilton sprach davon, nach außen gedrängt worden zu sein. Sofort tauchten Gerüchte auf, der Brite hätte Rosberg dafür vehement kritisiert. Von Motorsport-Magazin.com darauf angesprochen, wollte Hamilton davon allerdings nichts wissen.

"Absolut nicht, das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur erklärt, dass ich in der ersten Kurve weit draußen war und nicht sehen konnte, was passiert ist", so der Weltmeister. "Nico hat im Kampf mit Sebastian Vettel spät gebremst und sich dabei verbremst. Ich war neben ihn gefahren und hatte das nicht erwartet. Entsprechend musste ich ihm ausweichen und von Gas gehen, das war aber keine Absicht von ihm."

Rosberg selbst zeigte sich beim Blick auf die TV-Bilder überrascht. Ihm war nach eigenen Aussagen nicht bewusst, dass Hamilton so dicht hinter ihm war. Der Deutsche bemerkte auch die Berührung der beiden Autos nicht, durch die sogar einige Teile davonflogen.

Mercedes-Motorsportchef machte in dieser Situation keinem der beiden Fahrer einen Vorwurf, wurde am Kommandostand aber nervös. "Es war ein haariger Moment. Beide sind schlecht weggekommen und dann entstehen Situationen wie diese", sagte Wolff. Sofort kamen Gedanken an Spa-Francorchamps 2014 auf. Damals hatte Rosberg seinem Teamkollegen im Duell den Reifen aufgeschlitzt und dessen Rennen zerstört. Für Wolff war die Situation in Australien aber deutlich entspannter. "Es war zu nah, aber das ist Racing. Ich sehe das entspannter als ich es im August 2014 gesehen habe, deshalb kein Vorwurf an die beiden."